Angst vor unsichtbarem Tod: Neue Vorwürfe gegen Putin-Regime wegen Chemie-Waffen
Hartnäckig halten sich im Ukraine-Krieg die Vorwürfe, die russische Armee habe Chemie-Waffen eingesetzt. Kiew lässt Beweise gegen das Moskau-Regime sammeln.
Kiew – Ist es das nächste Verbrechen, dessen sich die Armee aus Russland im Ukraine-Krieg schuldig gemacht hat?
Ukraine-Krieg: Ließ Moskau-Autokrat Wladimir Putin Chemie-Waffen einsetzen?
Während Deutschland den ukrainischen Streitkräften weitere Waffen-Lieferungen geschickt hat und die russischen Invasionstruppen im Donbass vorrücken, lässt Kiew Beweise gegen das Moskau-Regime von Wladimir Putin sammeln. Der Vorwurf des völkerrechtswidrigen Einsatzes von Chemie-Waffen wird erhoben. Davon berichtet die britische The Times.
Die Tageszeitung aus London begleitete ein ukrainisches Ermittlerteam und sprach unter anderem mit versehrten Soldaten. Vorwürfe, die Russen würden angeblich chemische Waffen im Blutvergießen zwischen Charkiw, Donezk und Saporischschja einsetzen, halten sich schon länger.

Verluste der Ukraine: Lässt russische Armee Granaten mit Giftstoffen fallen?
Jetzt beschuldigte etwa ein ukrainischer Soldat die russische Armee, mittels einer Drohne angeblich eine Granate mit chemischen Giftstoffen über einem Schützengraben abgeworfen zu haben. Die meisten Soldaten hätten sich noch Gasmasken anziehen können, doch dies habe nicht jeder rechtzeitig geschafft. „Ich hielt die Verteidigungslinie am anderen Ende des Grabens und sah die Granate nicht fallen, nur den dichten, grünen Rauch, der überall herumwirbelte“, erzählte Anton Shmahai, ein Maschinengewehrschütze der 108. territorialen Verteidigungsbrigade, The Times: „Ich habe viel davon inhaliert. Meine unbedeckte Haut und meine Kehle brannten. Tränen strömten aus meinen Augen und es fühlte sich an, als würden sie brennen. Ich habe das Bewusstsein verloren.“
Andere Soldaten hätten ihm schließlich eine Gasmaske über den Kopf gezogen. „Ich habe immer noch Schwierigkeiten beim Atmen. Der Rauch drang in den Boden, in unsere Kleidung, in unsere Schlafsäcke und in unser Essen. Es roch nach einer Mischung aus Ammoniak und Knoblauch“, schilderte Shmahai. Das Reporterteam interviewte ihn demnach in einem Militär-Krankenhaus in der südlichen Region Saporischschja.
Pestizid Chlorpikrin eingesetzt? Vorwürfe gegen Russland aus Kiew und den USA
Großbritannien, die Ukraine und die USA hatten Moskau bereits zuvor beschuldigt, Chlorpikrin eingesetzt zu haben. Dabei handelt es sich um einen chemischen Stoff, der Erstickungssymptome verursacht. Die Chemikalie wird dennoch in etlichen Ländern als Pestizid in der Landwirtschaft eingesetzt. Bei Menschen kann Chlorpikrin Reizungen der Lunge, der Augen und der Haut sowie Erbrechen und Übelkeit verursachen. Eindeutige Beweise gegen die russische Armee und gegen das Putin-Regime konnten in diesem Zusammenhang bislang offenbar jedoch nicht vorgelegt werden.
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Russland habe „die chemische Waffe Chlorpikrin gegen ukrainische Streitkräfte“ unter Verletzung der Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen eingesetzt, hatte das US-Außenministerium Anfang Mai erklärt. Russland habe außerdem Reizstoffe als Mittel der Kriegsführung in der Ukraine verwendet. Dabei handele es sich ebenfalls um einen Verstoß gegen die UN-Chemiewaffenkonvention, hieß es seinerzeit aus Washington weiter.
Chemie-Waffen-Einsatz durch Russland? Ukrainisches Team sammelt Beweise
Der Einsatz solcher Chemikalien sei amerikanischen Beobachtungen zufolge „kein Einzelfall“, erklärte das US-Ministerium damals. Und weiter: Die russischen Invasionstruppen würden mit diesen chemischen Stoffen wohl versuchen, ukrainische Soldaten aus befestigten Stellungen zu verdrängen und in defensivere Verteidigungslinien zu zwingen. Jetzt soll also ein ukrainisches Ermittlerteam handfeste Beweise gegen das Moskau-Regime vorlegen. (pm)