„Keine Wohlfühloase“: Verblüffende Einblicke beim Infotag in neuer Flüchtlings-Unterkunft in Benediktbeuern

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. DasGelbeBlatt

Kommentare

Nach und nach Nach und nach sollen die überwiegend aus der Ukraine stammenden Menschen in die für 80 Geflüchtete ausgelegte Unterkunft einziehen. © Sandra Gerbich

Überwiegend Menschen aus der Ukraine sollen ab Ende Februar in die Flüchtlingsunterkunft an der Meichelbeckstraße nahe des Klosters Benediktbeuern einziehen. Zahlreiche Einwohner und der Helferkreis machten sich bei einem Infotag ein Bild von der Anlage.

Benediktbeuern – Etwa 50 Besucher waren am Donnerstag vergangener Woche zu den zwei Besichtigungsstundenin der neuen Unterkunft für Geflüchtete an der Meichelbeckstraße in Benediktbeuern gekommen.

Am Donnerstag informierten sich viele Besucher in Benediktbeuern über die neue Flüchtlingsunterkunft an der Meichelbeckstraße

„Vergessen Sie alles, was Sie jemals gehört zu haben glauben“, antwortete Andreas Baumann, Sachgebietsleiter Asylwesen im Tölzer Landratsamt, auf die Frage einer Anwohnerin nach Gruppenräumen für Sprachkurse, zusätzliches Mobiliar und Elektronikgeräte wie einen Fernseher. Sicherheit, vor allem Brandschutz und verlässliche Fluchtwege hätten oberste Priorität, versuchte es der Vertreter der Kreisbehörde mit einer pragmatischen Erklärung. Viele der Benediktbeurer, die den Vorort-Termin wahrnahmen, verblüffte die profane Ausstattung der Räumlichkeiten.

benediktbeuern-asyl-unterkunft-geflüchtete-meichelbeckstraße
Zufrieden mit der Containeranlage: Andreas Baumann, Sachgebietsleiter Asylwesen am Landratsamt Bad Tölz. © Sandra Gerbich

Zwei Zimmer, spartanische Küche

Jeweils zwei Zimmer, in denen außer einem Doppelstockbett nur ein Spind sowie ein Tisch mit zwei Stühlen stehen, sind durch eine ebenso spartanisch möblierte Küche plus Bad miteinander verbunden. „Stark“, befand Baumann, „vollkommen den Anforderungen entsprechend, die da wären: Bett, Tisch, Stuhl, Schrank.“ Nicht zu vergessen die Möglichkeit zu duschen und zu kochen. Und immerhin mehr als Markus Söders Asylplan von „Bett, Brot und Seife“. Lediglich die Farbe der Anlage störe ihn. „Im Winter das Weiß, das hat noch gepasst“., frotzelte Baumann. Er warte auf Angebote von Firmen, welche die Container streichen sollen. „Ob NATO-grün oder tarnfarben, ist mir egal.“ Und ein Spielplatz werde noch gebaut, kündigte der Sachgebietsleiter an

„Funktionsbau“ für 2,95 Millionen Euro

„Dass die Unterkunft hier keine Wohlfühloase, sondern ein Funktionsbau ist“, sei doch allen klar gewesen, stimmte Benediktbeuerns Rathauschef Anton Ortlieb (BB) zu, der mit der Dritten Bürgermeisterin Margarete Steffens (CSU) ebenso den Besichtigungstermin wahrnahm. Dennoch kostete die Containeranlage laut Baumann 2,95 Millionen Euro.

benediktbeuern-asyl-unterkunft-geflüchtete-meichelbeckstraße
Funktional: Die Ausstattung entspreche vollkommen den Anforderungen, heißt es von der Kreisbehörde. © Sandra Gerbich

Für 80 Bewohner ausgelegt

Nach und nach sollen die überwiegend aus der Ukraine stammenden Menschen in die für 80 Geflüchtete ausgelegte Unterkunft einziehen. Sauber halten müssten die Räumlichkeiten die Bewohner selbst, erklärte Baumann. Immer vier Fachkräfte des Sicherheitsdienstes Frech seien vor Ort. Zwar dürften die Menschen „rein und raus, wie sie wollen“, ergänzte Baumann. „Jedoch achten wir darauf, dass sie keine unerlaubten Dinge in die Unterkunft mit hineinnehmen.“ Dazu gehörten beispielsweise Elektrogeräte und „freilich Waffen und Gegenstände, die als solche benutzt werden könnten“, wie der Sachegbietsleiter erklärte

„Es muss schon alles seine Ordnung haben“, sagte Franz Sommer, der sich die Räumlichkeiten genau anschaute. Schließlich sei er einer der unmittelbaren Anwohner. Gabi Fassl hingegen hatte sich aus Obersteinbach auf den Weg zu Ortstermin gemacht: „Ich bin mit vielen alten Leuten zusammen, die in Sorge sind, was hier passiert.“ Sie habe alles aus erster Hand erfahren und sich selber ein Bild machen wollen.

Helferkreis plant Deutschkurse

Zu den etwa 50 Besuchern, die zum Infotag gekommen waren, gehörten auch Marlies Sitzberger-Jall und weitere Unterstützerinnen. Der einzige positive Aspekt, den sie der Flüchtlingsunterkunft abgewinnen könne, sei der Zusage der Gemeinde, die drei im Souterrain des Don-Bosco-Kindergartens befindlichen Räume samt Küche und Sanitäranlagen nutzen zu dürfen, sagte die langjährige Koordinatorin des Asylhelferkreises. „Wir haben auch lange darum gekämpft“, so Sitzberger-Jall weiter.

Wie sie und ihre Helferinnen Kontakt zu den Geflüchteten aufnehmen werden, konnte sie noch nicht sagen. „Wir werden auf jeden Fall Lösungen finden“, versicherte sie. Es werde alles gut gelingen, „wenn viele Leute konstruktiv mitmachen“. In den Räumlichkeiten des Don-Bosco-Kindergartens sollen neben Deutschkursen Beratungsgespräche oder je nachdem, ob Einzelpersonen oder Familien mit Kindern kämen, Spiel-, oder Familiengruppen abgehalten werden können.

Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare