Infoabend in Benediktbeuern: 78 Geflüchtete für Container-Anlage an Meichelbeckstraße erwartet

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Zuwachs erwartet: Ab Mitte Februar belegt das Landratsamt nach und nach die für 80 Menschen ausgelegten Container an der Benediktbeurer Meichelbeckstraße. © Sandra Gerbich

Ab Mitte Februar belegt das Landratsamt nach und nach die für 80 Menschen ausgelegten Container an der Benediktbeurer Meichelbeckstraße. Ein Ordnungsdienst ist vorgesehen. Der Asyl-Helferkreis will diese Menschen integrieren. Bürgermeister Anton Ortlieb fühlt sich aber von Berlin im Stich gelassen.

Benediktbeuern – „Sie werden von den Leut´ nicht viel sehen“, beschwichtigte Andreas Baumann die rund 150 Bürgerinnen und Bürger, die am vergangenen Donnerstag in den Don-Bosco-Saal des Klosters Benediktbeuern gekommen waren. Rathauschef Anton Ortlieb (BBV) hatte den Sachgebietsleiter Asyl im Landratsamt Bad Tölz-Wolfrathausen zu einem Informationsabend für die Einwohner eingeladen. Professor Egon Endres, der am Campus Benediktbeuern Sozialwissenschaften lehrt, moderierte die Veranstaltung.

Info über Containeranlage: Ab Mitte Februar werden nach und nach 80 Geflüchtete in Benediktbeuern erwartet

Einleitend informierte Ortlieb über die wesentlichen Fakten rund um die Containersiedlung. Das Grundstück an der Meichelbeckstraße hat die Gemeinde an den Freistaat Bayern, vertreten durch das Landratsamt, verpachtet. Es ist Investor und Betreiber zugleich. Die Container kosten zwischen 3 und 5 Millionen Euro, die Pacht endet derzeit am 31. Juli 2029. Um einen Ordnungsdienst zu erhalten, mussten die Container für 80 Personen ausgelegt sein. Ursprünglich waren nach dem Verteilungsschlüssel nur 60 Flüchtlinge vorgesehen. Die mittlerweile geforderten 78 Plätze kämen einer Punktlandung gleich, so Ortlieb.

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Rund 150 Bürgerinnen und Bürger waren am vergangenen Donnerstag in den Don-Bosco-Saal des Klosters Benediktbeuern zur Informationsveranstaltung gekommen. © Sandra Gerbich

Die Container in Benediktbeuern seien ein „wichtiger Baustein, um die Menschen im Landkreis unterzubringen“, sagte Landratsamt-Vertreter Baumann. Aktuell gehe es vor allem darum, Platz in Turnhallen, Hotels und kommunalen Wohnungen zu schaffen. Um eine Vorstellung von dem Druck zu geben, unter dem das Landratsamt stünde, sagte er: „Die 80 Plätze verschaffen uns einen Puffer von einem Monat.“ Der von einem Bürger nachgefragte „Notfallplan“ laute: „Bauen, bauen, bauen.“ Die Kapazität in Benediktbeuern entspreche der Zahl der monatlich im Landkreis ankommenden Geflüchteten.

Baumann geht davon aus, dass die Container zunächst mit Ukrainern belegt werden. „Wenn die aber wieder weg sind, weil die sich überall eine Bleibe suchen können, wären auch eine Belegung mit anderen Nationalitäten denkbar.“ Die Benediktbeurer müssten sich keine Sorgen machen. „Wir schauen, dass alles konfliktfrei abläuft. Dafür sind wir Profis“, so Baumann.

Gemeinderat hat Container-Bau mitgetragen - aber nun ist „die Fahnenstange erreicht“

Hans-Otto Pielmeier (CSU) sagte, dass der Gemeinderat den Bau der Container mitgetragen habe. „Damit ist aber auch die Fahnenstange erreicht, wir können nicht mehr“, so das Gremiumsmitglied. Er werde es nicht zulassen, dass womöglich noch die Turnhalle beschlagnahmt werde. „Für die Zukunft muss ein Deckel drauf.“

Auch Bürgermeister Ortlieb fühlte sich von Berlin im Stich gelassen. „Dass permanent neue Busse kommen, stellt uns vor eine Zerreißprobe“, sagte er. Auf die Frage einer Bürgerin, wo geflüchtete Kinder im Kita- und Schulalter untergebracht würden, sagte er, dass er es nicht wüsste. Man fahre „mit Vollgas auf eine Betonwand zu“, machte er seinem Unmut Luft.

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Informierte die Bürger: Andreas Baumann, Sachgebietsleiter Asyl im Tölzer Landratsamt. © Sandra Gerbich

Traumapädagogin Femkle Hardt hingegen wollte von Landratsamt-Vertreter Baumann wissen, ob der Ordnungsdienst „eine Traumasensibilität“ mitbrächte oder eine sozialpädagogische Ausbildung hätte. Eine Frage, die Baumann – dem der Begriff „Sozialdienst“ mehr taugte – wie Ortlieb gleichermaßen befremdete. „Nö“, lautete die Antwort. Der Ordnungsdienst solle seiner Bezeichnung nach „ordnend“ eingreifen. „Ich muss an meine Bürger denken“, ergänzte der Rathauschef.

Unterstützung für Geflüchtete: Asyl-Helferkreis von Nachbarschaftshilfe „Zammlebn“ will Menschen integrieren

Für die Integration der Geflüchteten will sich der Asyl-Helferkreis der Nachbarschaftshilfe Benediktbeuern-Bichl „Zammlebn“ um Marlies Jall und Tanja Schmidhofer einsetzen. Sie übergaben das Wort an zwei geflüchtete Frauen, welche von ihren Erlebnissen berichteten. Gabriela Tesfemariam war mit ihren drei Kindern aus Eritrea nach Benediktbeuern gekommen. Marina Morgun flüchtete mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter aus der Ukraine. Beide lobten die Unterstützung durch den Helferkreis.

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