Kinoboom in Neufahrn: Zwischen Frohlocken und Skepsis
Einen kleinen Kino-Boom verzeichnen die Lichtspielhäuser im Landkreis Freising. Das Cineplex in Neufahrn liegt sogar über dem landesweiten Durchschnitt. Doch schon dieses Jahr kommen auf die Betreiber neue Herausforderungen zu.
Landkreis – Auch wenn „Barbie“ und „Oppenheimer“ 2023 natürlich nicht die einzigen Filme waren, die in den deutschen Kinos gelaufen sind, so hatte dieses Phänomen – Stichwort: „Barbenheimer“ – schon einen großen Anteil an den steigenden Besucherzahlen. Laut Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) sind im Vorjahr stolze 87,2 Millionen Tickets verkauft worden – ein Plus von 18,5 Prozent im Vergleich zu 2022. Der Umsatz lag damit bei knapp 860 Millionen Euro, was 23,7 Prozent mehr entspricht.
Auch im Landkreis gingen im ersten Jahr komplett ohne Corona-Beschränkungen die Besucherzahlen nach oben. Während bei den Kinos in Neufahrn und Moosburg frohlockt wird, ist man im Freisinger Cineradoplex eher skeptisch.
Zahlenspielereien
„Für mich sind das alles Zahlenspielereien“, sagt Peter Schafft, der zusammen mit seinem Bruder Andreas das Kino in den Schlüterhallen betreibt. „Man kann die Jahre 2022 und 2023 einfach nicht miteinander vergleichen.“ Schafft spielt damit auf die letzten Corona-Regeln an, die vor zwei Jahren auch in den Lichtspielhäusern noch galten. Der Blick, so der Cineradoplex-Chef, müsse auf 2019, das Jahr vor der Pandemie, gerichtet werden – „und von den Zahlen sind wir noch meilenweit entfernt“.
Da heuer die Auswirkungen des (inzwischen beendeten) Streiks der Drehbuchautoren und Schauspieler in Hollywood durchschlagen, prophezeit er außerdem einen schwierigen Start ins neue Jahr: „Es ist nicht nur so, dass wir in absehbarer Zeit keine guten US-Filme mehr haben – wir haben gar keine.“ Schafft hat große Zweifel, dass der deutsche und der europäische Film diese Durststrecke („wahrscheinlich bis zum Herbst“) ausgleichen können.
Positive Erfahrungen
Dieser Problematik ist sich auch Verena Dollinger, Leiterin der Rosenhof-Lichtspiele Moosburg, bewusst. „Wir werden die ersten Monate auf deutsche Filme angewiesen sein“, sagt sie. Aber mit einheimische Streifen habe man als kleineres Kino schon in der Vergangenheit positive Erfahrungen gemacht.
Und auch über das vergangene Jahr könne sie sich nur positiv äußern: „Es lief schon überraschend gut.“ Dass sich Blockbuster wie „Barbie“ oder „Oppenheimer“ gegenseitig so pushen würden, sei nicht vorhersehbar gewesen. Im Gegensatz zu Peter Schafft blickt sie recht optimistisch auf das neue Jahr, traut Produktionen wie „Dune II“ oder „Kung Fu Panda 4“ durchaus zu, die Massen in die Kinosäle zu locken.
Zahlen, die sogar über dem Deutschland-Trend liegen, kann Pressesprecherin Karin Glück für das Neufahrner Cineplex bekanntgeben: „Wir hatten 2023 20,9 Prozent Besucher mehr als im Vorjahr. Und das Umsatzplus lag bei 28 Prozent.“ Doch auch sie weiß natürlich, dass der eigentliche Vergleich mit der Vor-Corona-Zeit gezogen werden muss. „Und da haben wir einen Mittelwert aus den Jahren von 2015 bis 2019 errechnet“. Von diesem trennen das Kino am Römerweg noch immer 22 Prozent.
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Dass man diese Differenz heuer weiter verkleinert, dürfte nicht einfach werden. „Die Zeiten, dass jede Woche ein großer und zwei kleinere Blockbuster ins Kino kommen, sind erst einmal vorbei“, sagt Glück mit Blick auf die Auswirkungen des Hollywood-Streiks. Aber: „Jetzt kann sich der heimische Markt beweisen.“ Im Cineplex setze man außerdem vermehrt auf alternative Angebote wie Übertragungen von Konzerten oder E-Sports-Veranstaltungen.