Kreisumlage steigt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen auf 54,5 Prozent

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Im Rekordhaushalt ist Sparen angesagt: Der Schuldenstand im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen steigt wie im Vorjahr weiter. Laut Prognose wird dieser bis zum Jahresende 2025 bei rund 34 Millionen Euro liegen. © anthermedia/Januska

Die Ausgaben im Kreishaushalt 2025 erfordern Einnahmen. Geld, das der Landkreis von den Gemeinden und Städten über die Kreisumlage einnehmen muss. Heuer steigt diese um vier Punkte auf 54,5 Prozent.

„Das tut weh“, betonte Landrat Josef Niedermaier jüngst im Kreistag: „Im Vergleich zu anderen Kommunen in Bayern stehen wir immer noch passabel da.“

Kreishaushalt im Tölzer Land: größte Brocken sind die Bezirksumlage, das Jugendamt und der ÖPNV

Landkreis – Traditionell stellt der Landrat in der letzten Kreistagssitzung des Jahres den Haushaltsentwurf für die kommenden zwölf Kalendermonate vor. Josef Niedermaier erklärte gegenüber dem Gremium, dass der Gesamtetat in 2025 ein Volumen von fast 210 Millionen Euro umfasst, was rund 13 Millionen Euro mehr gegenüber dem Vorjahreshaushalt entspricht. „Ein absoluter Rekordwert für den Landkreis“, betonte Niedermaier.

Doch gestiegene Ausgaben bei gleichzeitig sinkender Steuerkraft werden den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen fordern. „Schon lange leisten wir uns nur noch wenige freiwillige Aufgaben“, erklärte der Landrat weiter. So würden aktuelle Schätzungen des Freistaats zeigen, dass die Steuereinnahmen im kommenden Jahr um rund eine Milliarden Euro und in 2026 sogar bis zu 1,5 Milliarden Euro niedriger ausfallen werden. „Geld, das an allen Ecken und Enden fehlen und auch auf die kommunalen Haushalte durchschlagen wird.“

Laut Niedermaier ist der größte Kostenbrocken die Bezirksumlage. Das sei bereits im vergangenen Jahr abzusehen gewesen und nun eingetreten. „Die jetzt für uns fällige Summe übersteigt alles, was bisher dagewesen ist.“ Sie liegt mit 45,5 Millionen Euro „sage und schreibe 5 Millionen höher als 2024“. Der Hebesatz steigt um fast zwei Prozent auf 23,95.

Der Grund dafür sind Ausgaben des Bezirks für gesetzlich den Kommunen zugeordnete Sozialleistungen. Vor allem in der Eingliederungshilfe durch das Bundesteilhabegesetz für Menschen mit einer Behinderung oder davon bedrohten Personen. Eine weitere Leistung betrifft die Hilfe zur Pflege. Aufgrund des demografischen Wandels steige die Zahl der Leistungsempfänger innerhalb dieser Sozialleistung, erklärte Niedermaier, aber auch die vom Gesetzgeber vorgegebenen Standards.

Aufgaben im Bereich Jugendamt „schlichtweg nicht erfüllbar“

Ein weiterer Budget-Brocken betrifft das Kreis-Jugendamt mit 21,6 Millionen Euro. Niedermaier hält hier viele Ausgabenansätze für richtig und wichtig, „aber so wie wir bei den Schulbegleitern genau hinschauen, müssen wir es noch an vielen weiteren Stellen machen“. Seiner Meinung nach sollte das insbesondere der Gesetzgeber tun. Denn hier gebe es Vorgaben, die in den Augen des Landrats „schlichtweg nicht erfüllbar sind und korrigiert werden müssten“. Anderenfalls könne der Landkreis diese Lücken personell und finanziell nicht mehr schließen.

Während das Jugendamt eine gesetzliche Pflichtaufgabe mit vorgegebenen Standards ist, kann der Kreis im Bereich ÖPNV, einer freiwilligen Leistung, selbst schalten und walten. „Was wir auch kräftig tun“, betonte Niedermaier. 9,3 Millionen Euro sind dafür im Haushalt 2025 angesetzt – 2,7 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. „Eine Stange Geld in Zeiten, in denen die Kosten an allen Ecken und Enden hoch sind.“ Dennoch ist der Landrat davon überzeugt, dass die Mobilität eine wirtschaftliche Entwicklung für die Zukunft ist.

Bekanntermaßen hat sich das Freizeitverhalten in den vergangenen Jahren massiv verändert – gerade während der Corona-Pandemie stieg das Verlangen nach Naturaktivitäten, und die Alpenregion wurde regelrecht überrannt. Kilometerlange Staus, überfüllte Stellplätze und Wildparker in Naturschutzgebieten sorgten vielerorts für Unmut unter den Einheimischen. „Ein attraktiver ÖPNV ist es, der hier Entlastung bringen kann.“ Auch mit ökologischem Blick aufs Klima.

Kreis-Investitionen in den beschlossenen Nahverkehrsplan und ÖPNV

Um darauf hinzuwirken, setzt der Landkreis seit Jahren Schritt für Schritt auf seinen beschlossenen Nahverkehrsplan, um per Taktverdichtungen und der Einführung eines Bedarfsverkehrs ohne festgelegten Linienweg das Angebot zu verbessern.

„Jeder Gast und Einheimische, der mit dem ÖPNV reist, entlastet die Verkehrssituation.“ Auch aus unternehmerischer Sicht steht Niedermaier dahinter: Bei den stark gestiegenen Kosten für ein Auto sei es gerade für Azubis unabdingbar. „Wer einen Blick auf die Demografie wirft, der wird wissen, dass wir alles dafür tun müssen, damit Unternehmen Nachwuchs finden.“

Wie jedes Jahr investiert der Landkreis auch heuer wieder in den Unterhalt und die Weiterentwicklung seiner Schulen und Kreisstraßen. Dafür schüttet er im kommenden Jahr fast 21 Millionen Euro aus. „Damit schaffen wir nicht nur gute Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, sondern sorgen für ein gut ausgestattetes Umfeld für die gesamte Schulfamilie“, sagte der Landrat.

Personalkosten des Landratsamtes Bad Tölz-Wolfratshausen steigen um 1,2 Millionen Euro

Ein steigender Kostenfaktor, der bereits im Vorjahreshaushalt hitzig diskutiert wurde, betrifft die Personalkosten des Landratsamtes. Auch heuer steigen sie wieder, und zwar um 1,2 Millionen Euro. Verantwortlich dafür seien „allein die Tarifsteigerungen“, sagte Niedermaier. Trotz steigender Anforderungen und Aufgaben wurden aber keine neuen Stellen geschaffen, was unter den Mitarbeitern nicht unbedingt für Begeisterung gesorgt habe. Der Landrat lobte aber: „Die Kollegen im Haus tragen das mit.“

Um alle Ausgabeposten zusammengefasst stemmen zu können, benötigt es Geld. „Das einzige Mittel ist für einen Landkreis die Kreisumlage“, betonte der Landrat. Hier befindet sich die Region in guter Gesellschaft. „Sie steigt bei uns wie bei anderen stark an.“ Im Tölzer Land sogar um zwei Punkte auf 54,5 Prozent.

„Eine höhere Kreisumlage und eine Kreditaufnahme von 6 Millionen Euro sichern uns den ausgeglichenen Haushalt“, erklärte Niedermaier mit Blick auf die Kreisfinanzen. Über diese werden die jeweiligen Fachausschüsse in den kommenden Monaten beraten.

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