Die Potenz-Nebenwirkungen von Finasterid, die Männer kennen sollten

Haare zurück – Lust weg?

Finasterid ist bei vielen Männern die erste Wahl gegen Geheimratsecken. Doch was oft übersehen wird: Das Medikament kann die Sexualfunktion beeinträchtigen. Die US-Arzneibehörde FDA warnt inzwischen ausdrücklich – nicht nur bei Tabletten, sondern auch bei Finasterid-Sprays oder -Gels.

Trotzdem erlebt das Mittel über sogenannte Telemedizin-Plattformen einen regelrechten Boom. Warum das problematisch ist – und was Männer tun können, wenn mit der Haarpracht auch die Lust verschwindet.

Beatrix Roidinger ist klinische Sexologin, spezialisiert auf männliche Sexualität. Sie gründete "Best Lover" und bietet mit der "Best Lover Academy" Online-Coaching an. Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.

Wie Finasterid ins Hormonsystem eingreift

Finasterid blockiert ein Enzym, das Testosteron in DHT (Dihydrotestosteron) umwandelt – ein Hormon, das maßgeblich am erblich bedingten Haarausfall beteiligt ist. Das klingt sinnvoll, doch DHT ist nicht nur für die Haare relevant. Es beeinflusst auch Libido, Erektionsfähigkeit und Stimmung.

Wer Finasterid einnimmt, verändert also das hormonelle Gleichgewicht. Für volles Haar zahlt man mit der Lust? In manchen Fällen leider ja.

Was ist DHT? 

Dihydrotestosteron - kurz DHT - ist ein Abkömmling des Testosterons. Gebildet wird es durch das Enzym 5-α-Reduktase. DHT sorgt dafür, dass Körperhaare sprießen, lässt aber gleichzeitig die Haarfollikel auf der Kopfhaut schrumpfen - ein Grund, warum manche Männer Glatze bekommen. Weniger bekannt: DHT ist entscheidend für sexuelle Lust, Erektionsfähigkeit und wirkt stabilisierend auf die Stimmung.

Spray statt Pille? Leider kein Vorteil

Viele Männer glauben, Finasterid in Sprayform sei frei von Nebenwirkungen. Doch das stimmt nicht. Im April 2025 warnte die FDA: Auch äußerlich angewendetes Finasterid kann Libidoverlust, Erektionsstörungen, Depressionen und sogar Suizidgedanken auslösen.

Hormonell wirksame Substanzen machen keinen Bogen um die Libido - egal, wie sie verabreicht werden. Prof. Anthony Oro von der Stanford University bringt es auf den Punkt: “Die Nebenwirkungen sind dieselben wie bei der Tablette. Nur glauben viele, ein Spray sei harmlos.“

Post-Finasterid-Syndrom: Wenn die Lust wegbleibt

Die Warnung basiert auf 32 dokumentierten Fällen seit 2019. Einige Männer berichteten von anhaltenden Beschwerden - auch noch Monate nach dem Absetzen der Pillen. Einige sagten offen, ihr Sexualleben sei völlig zum Stillstand gekommen.

Boom trotz Risiko: Online-Rezepte gehen durch die Decke

Trotz aller Warnungen boomt Finasterid - besonders online. Plattformen wie Hims, Ro oder Keeps machen den Zugang einfach: Ein kurzer Fragebogen, ein kurzes Videogespräch, das Medikament kommt per Post. In Großbritannien stiegen die Online-Erstverschreibungen zuletzt um 122 Prozent.

Was steckt hinter dem Hype?

Die Gründe? Der digitale Weg ist bequem, diskret und vermeidet unangenehme Gespräche in der Praxis. Hinzu kommt aggressive Werbung, die volles Haar verspricht, aber über Nebenwirkungen gern schweigt.

Wenn die Lust schwindet: Warnzeichen erkennen

Viele Männer bemerken Nebenwirkungen erst spät: weniger Lust, schwächere Erektionen, Stimmungstiefs. Oft wird der Zusammenhang zum Haar Medikament nicht erkannt. Die britische Arzneimittelbehörde MHRA empfiehlt: Bei solchen Symptomen Finasterid sofort absetzen und ärztlichen Rat einholen.

Wichtig: Die Beschwerden verschwinden nicht immer sofort. Manchmal braucht der Körper Wochen oder sogar Monate, um das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen.

6 Schritte bei Libidoverlust

Wenn solche Mittel die Libido dämpfen, ist schnelles und besonnenes Handeln gefragt. Diese Schritte helfen:

  1. Fachärztlichen Rat suchen: Urolog:innen oder Dermatolog:innen klären die Ursache und besprechen Alternativen.
  2. Therapie pausieren oder absetzen: In Rücksprache mit dem Arzt. Viele Männer berichten von Besserung nach dem Absetzen.
  3. Sexualtherapie nutzen: Wenn die Psyche leidet, kann professionelle Hilfe entlasten.
  4. Lebensstil unterstützen: Bewegung, Schlaf, Stressabbau und Ernährung stabilisieren das Hormonsystem.
  5. Alternativen prüfen: Minoxidil, Haartransplantationen oder kosmetische Lösungen kommen ohne Hormonwirkung aus.
  6. Annehmen was ist: Das Älterwerden und seine Veränderungen akzeptieren und sich damit versöhnen.

Volles Haar ist gut - aber nicht um jeden Preis

Haarausfall kann sehr belasten, keine Frage. Doch Medikamente wie Finasterid sind keine Wundermittel. Wer sie einnimmt, sollte die möglichen Risiken kennen - besonders in Bezug auf Lust und Potenz. Ein voller Schopf mag attraktiv sein, doch ein erfülltes Sexualleben ist mindestens genauso wertvoll.

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Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.