Seit Jahren steigen Krankenkassenbeiträge immer weiter an. Um die Krankenkassen zu stabilisieren, schlagen Arbeitgeber unter anderem vorgeschlagen, eine Kontaktgebühr bei jedem Arztbesuch einzuführen. Der Hausärzteverband, die Gewerkschaft verd.i und auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz lehnen den Vorstoß der Arbeitgeber jedoch ab. Besonders Hausärzte schlagen Alarm.
Dr. Hahn über Kontaktgebühr: "Trifft die Patienten, die chronisch krank sind"
Etwa Hausarzt Udo Hahn aus Sankt Wolfgang in Oberbayern hat dazu eine klare Meinung: "Das ist sozial absolut nicht ausgewogen. Es trifft eigentlich die Patienten, die chronisch krank sind und dann eine Menge Geld bezahlen müssen." Weiter kritisiert er: "Es erschließt sich auch bei mir ehrlich gesagt nicht der Hintergrund, warum dadurch die Kassenbeiträge stabil bleiben sollen, weil die Patienten zahlen im Prinzip dann doch mehr."
Kontaktgebühren sollen "unnötige Arztbesuche reduzieren und Kosten senken"
Anders sehen es jedoch die Arbeitgeber. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ist für die Einführung der Kontaktgebühren. "In der gesetzlichen Krankenversicherung droht sich die Beitragssatzspirale in den nächsten Jahren stetig zu verschärfen, die Kosten müssen also dringend runter. Die Kontaktgebühren kann dazu beitragen, unnötige Arztbesuche zu reduzieren und Kosten zu senken", erläutert er gegenüber Sat.1 Bayern.
Dagegen hält die AOK. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass eine Kontaktgebühr keine finanzielle Entlastung biete, sondern vor allem "zur Verschlechterung von Gesundheitszuständen von Menschen kam, die deshalb medizinische Versorgung nicht in Anspruch genommen haben", so Dominik Schirmer der AOK Bayern.
Sat.1 hat in Dr. Hahns Hausarztpraxis nachgefragt, was Patientinnen und Patienten von dieser Idee halten. "Da würde ich wahrscheinlich schon sagen, den ein oder anderen Arzttermin würde ich mir vielleicht sparen", erklärt ein Patient. Eine andere Dame sieht es weniger kritisch: "Für die, die es sich leisten können, ist das eine sinnvolle Sache."