Der Stress in deutschen Hausarztpraxen erreicht neue Höhen. Dr. Eckhard Kampe, seit 35 Jahren Hausarzt in Bochum, hat im Schnitt nur sechs Minuten pro Patient. „Das Persönliche bleibt auf der Strecke. Solche Situationen machen mich traurig“, klagt er.
Ärzte am Limit, Patienten frustriert
Täglich warten 100 E-Mails, 250 Anrufe und zwei Stunden Nacharbeit nach der Sprechstunde. Rund 26 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt Kampe mit Verwaltung - das sind umgerechnet 60 Arbeitstage im Jahr. Zeit, die er lieber den Patienten widmen würde.
Auch Kinderarzt Dr. Steffen Lüder aus Berlin erlebt das System als Überforderung. Mit 150 Patienten am Tag bleiben ihm im Schnitt nur 3,2 Minuten pro Kind. „Das ist Fließbandarbeit“, sagt er. Eltern empfinden den Zeitdruck als ebenso belastend.
Rückgrat der Versorgung in Gefahr
Im Primärarztsystem sollen Hausärzte künftig noch stärker über Facharztbesuche entscheiden. Doch Kampe warnt: Ohne Bürokratieabbau scheitert jede Reform. Junge Ärzte würden durch Verwaltungsflut eher abgeschreckt als motiviert.