Streichung der Sonn- und Feiertagsfahrten aller Stadtbus-Linien in Weilheim

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Weilheim: Wo ist der Bus am Sonntag? Nach Stadtratwillen im Depot. © Holly

Per Bus durch Weilheim am Sonntag - zu wenig Benutzer, zu teuer. Stadtrat streicht Fahrten.

Weilheim – Kein Stadtbus mehr an Sonn- und Feiertagen ab Dezember 2024 – das hat der Weilheimer Stadtrat nun mit zehn Gegenstimmen entschieden. Der Vorteil ist klar: 55.000 Euro Ersparnis. Mögliche Nachteile jedoch: Attraktivitätsverlust des ÖPNV sowie Benachteiligung einzelner Bürger, die auf die Sonntagsfahrten angewiesen sind.

Der Verwaltungsrat der Stadtwerke Weilheim hatte in seiner Sitzung Ende September empfohlen, „ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 die Sonn- und Feiertagsfahrten auf allen Stadtbuslinien entfallen zu lassen“. Grund für diese Empfehlung sei die geringe Fahrgastauslastung des Stadtbusses an diesen Tagen. Weiter heißt es: „Durch die Kürzung der Sonn- und Feiertagsfahrten gibt es Einsparpotenzial. Dieses Einsparpotenzial wird sich voraussichtlich auf 55.000 Euro belaufen.“

In der vergangenen Stadtratssitzung gab es darüber eine lebhafte Diskussion. Die Verwaltung präsentierte vorab einige Zahlen: Montag bis Freitag benutzen knapp 1.400 Bürger täglich die Stadtbusse, Schulkinder eingeschlossen. Am Samstag gibt es circa 400 Einsteiger und sonntags nur noch 120 Passagiere.

Aktuelle Auslastung der Stadtbusse

Laut einer Nachfrageanalyse von gevas humberg & partner (Ingenieurgesellschaft für Verkehrsplanung) werden die Stadtbusse aktuell folgendermaßen frequentiert:

• Die unter der Woche am stärksten benutzte Buslinie ist die Linie 2 Weilheim Ost mit durchschnittlich 15,8 Einsteiger pro Fahrt, die schwächste die Linie 1 Weilheim West mit 7,7 Personen.
• Am meisten benutzte Haltestellen: Bahnhof, Unterer Graben, Bürgerheim, Murnauer Straße, Merckstraße.
• Die höchste Auslastung pro Wagenkilometer liegt Montag bis Freitag bei 1,5 Personen, samstags etwas niedriger (1,24) und am Sonntag nur bei 0,5.

Bürgermeister Markus Loth (BfW) betonte in diesem Zusammenhang nochmals die finanzielle Situation beim Betrieb der Stadtbusse: „Das Defizit ist allgemein bekannt. Mit dem Wegfall der Sonn- und Feiertagsfahrten sparen wir 55.000 Euro ein.“ Nur neun Prozent würden sonntags mit dem Stadtbus fahren, das rentiere sich einfach nicht.

Dass Weilheim sparen muss, ist im Stadtrat unbestritten. Allerdings sei diese Maßnahme „nicht sinnvoll und zielführend, entgegnete Stadtrat Ullrich Klinkicht (WM). Ihm fehle Alternativvorschläge wie zum Beispiel kleine Sprinterbusse oder Anrufsammeltaxis als Ausgleich für den Wegfall.

Weilheims Bürgermeister wies daraufhin, wie zukünftig Routen und Takte sich ändern/erweitern/minimiert würden, sei ein späteres Thema, nach Eintritt 2025 in die MVV-Familie (vor kurzem beschlossen, wir berichteten). Genau hier hakte Gerd Ratter (ödp) ein: „Durch die Streichung von Sonn- und Feiertagsfahrten könnte das ÖPNV-Angebot in Weilheim an Attraktivität verlieren.“

Auch Manuel Neulinger (Grüne) sah das so: „Der Zeitpunkt jetzt ist schlecht gewählt. Damit besteht die Gefahr, dass die Leute denken‚ mit dem MVV wird das Angebot schlechter und dazu teurer.“ Zudem sei der soziale Aspekt nicht zu vernachlässigen. „Es gibt Nutzer, die sind sonntags substanziell auf den Bus angewiesen.“

Das tue ihr leid, meinte Marion Lunz-Schmieder (CSU), aber „Stadtbusse, die nicht genützt werden, sind sinnlos.“ Aufgrund der Haushaltslage seien „solche Einschränkungen für Einzelne zumutbar“. Brigitte Holeczek (BfW) teilte diese Meinung: „Eine Sache der Verhältnismäßigkeit – 120 Einsteiger bei 23.000 Einwohnern.“

„Aus Klimaschutzgründen der falsche Weg“ war das kurze , aber klare Statement von Prof. Dr. Stefan Emeis (Grüne), während Saika Gebauer (FDP) einen sonn-/feiertäglichen Weiterbetrieb „ökologisch nicht sinnvoll“ sieht.

Der Stadtrat beschloss am Ende mit zehn Gegenstimmen die Streichung von Sonn- und Feiertagsfahrten der Stadtbusse ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024.

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