Der Türkenfelder Silvesterritt setzt ein Zeichen der Hoffnung

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Rund 100 Reiter waren beim Silvesterritt mit dabei. Das Foto zeigt Vertreter des Ländlichen Reit- und Fahrvereins Moorenweis. © Peter Weber

Zwölf Stunden vor dem Jahreswechsel startet in Türkenfeld der Silvesterritt. Unterwegs empfangen Mensch und Tier den Segen für das kommende Jahr.

Türkenfeld – Gut 100 Reiter auf schick herausgeputzten Pferden nahmen dieses Mal am Silvesterritt teil. Sieben Kutschen mit prächtigen Aufbauten, diverse Hunde, zwei Blaskapellen sowie Fahnenabordnungen von Vereinen vervollständigten den imposanten Zug – und drei Esel, allesamt alte Hasen in Sachen Silvesterritt. Eddy und Pepe aus Purk hatten sich heuer schon bei den Leonhardifahrt in Bruck auf Prozessionen einstimmen können, wie ihre Führerin erzählte. Und Dolly ist sogar schon im Mutterleib in Türkenfeld dabei gewesen.

Das berichtete Besitzerin Uschi Plachetka, bevor sie in das Wägelchen stieg, vor das die Eselstute gespannt war. Inzwischen ist Dolly 15 Jahre alt und hatte an diesem Tag mit ihrer Besitzerin bereits den Marsch aus deren Wohnort Geltendorf nach Türkenfeld hinter sich gebracht. Zwei Stunden hatten sie für die fünf Kilometer gebraucht, weil so ein Esel zwischendurch gerne mal eine Fresspause einlegt. Statt mit der Kutsche wäre Uschi Plachetka gern in ihrem eisenbeschlagenen historischen Planwagen gefahren. „Aber der rumpelt so laut, dass womöglich alle Pferde Angst bekommen hätten.“

Brauch soll an Verantwortung für die Tiere, die Umwelt und die Mitmenschen erinnern

Verantwortung für die Tiere, die Umwelt und die Mitmenschen – das ist es, woran der seit 1807 praktizierte Brauch erinnern soll, mahnte wenig später Diakon Stephan Weis. Er stand am Rednerpult vor der Kirche, in der Hand das Gefäß mit einer Reliquie des Heiligen, dem zu Ehren die von hunderten Besuchern verfolgte Prozession alljährlich stattfindet. Auch Landrat Thomas Karmasin, Bundestagsabgeordnete Kathrin Staffler, Landtagsabgeordneter Benjamin Miskowitsch, der Türkenfelder Altbürgermeister Pius Keller sowie Vertreter von Gemeinderat und Nachbargemeinden verfolgten das Spektakel, nachdem sie die erste Runde mitgelaufen waren.

Auch die kleinsten Zuschauer waren begeistert.
Auch die kleinsten Zuschauer waren begeistert. © Peter Weber

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Bürgermeister Staffler: „Wir wissen, was wir aneinander haben“

„Der Silvesterritt ist eine alte und gute Tradition“, betonte Weis, bevor er den vorbeiziehenden Teilnehmern den kirchlichen Segen spendete. Zurück geht der Brauch auf ein Gelübde der Türkenfelder Bauern, die sich einst von einer Viehseuche in ihrer Existenz bedroht sahen. In ihrer Not baten sie den heiligen Silvester um Hilfe und versprachen, ihn alljährlich mit einem Umritt zu ehren, wenn er ihre Tiere von der Krankheit verschonte – was dann tatsächlich geschah.

Diakon Stephan Weis segnete Mensch und Tier.
Diakon Stephan Weis segnete Mensch und Tier. © Peter Weber

„Hoffnung gegen alle Hoffnung“, so mag es den Menschen damals erschienen sein. Bürgermeister Emanuel Staffler rief mit dem Bibelzitat dazu auf, optimistisch ins Neue Jahr zu gehen. „Kriege und Krisen können uns nachdenklich und ängstlich machen“, räumte Staffler ein. Doch es gebe auch Gründe für Zuversicht – wie zum Beispiel das gute Miteinander in der Gemeinde. „Wir wissen, was wir aneinander haben. Wir stehen füreinander ein und wenn es mal Streit gibt, dann mit offenem Visier“, sagte Staffler.

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