Frankreich baut mehr Atomkraftwerke – Acht neue AKW geplant

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Frankreich will seinen Atomausbau beschleunigen. Statt sechs neuen Kraftwerken sollen bis 2050 nun acht AKW entstehen. Gleichzeitig treibt das Land den Ausbau erneuerbarer Energie voran.

Paris – Bis 2050 will Frankreich acht neue Atomkraftwerke bauen und zieht seine Bemühungen auf dem Gebiet des Atomstroms an. „Damit wir uns richtig verstehen: Wir fügen zusätzliche Kernkraft hinzu“, sagte die Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher gegenüber dem Sender France Info. Es müssten entweder acht neue Reaktoren zusätzlich gebaut werden, oder aber es müsse die Leistung von acht zusätzlichen Reaktoren geschaffen werden.

Neu geplante AKW innerhalb Frankreichs bis 2050 8
Erhöhung der Laufzeit der bestehenden AKW 40 - 50 Jahre
Anteil Frankreichs an der europäischen Atomstromerzeugung 51,8 Prozent

Frankreich treibt Ausbau von Atomenergie voran – Auch kleine AKW möglich

Dabei sei der Bau von herkömmlichen AKW nicht unbedingt notwendig. Stattdessen könnten auch kleinere, modulare Reaktoren entstehen, die dann gemeinsam die notwendige Leistung erzeugen. Bis 2024 bzw. 2025 müssten die dazu notwendigen Beschlüsse fallen, damit diese dann 2050 wirksam werden. Informationen der Nachrichtenagentur dpa zufolge erwägt Frankreich insgesamt sogar den Bau von 14 oder noch mehr neuen Atomkraftwerken.

Atomkraftwerk Cruas in Frankreich
Frankreich plant den Bau von acht neuen AKW bis 2050. Alternativ soll eine Reihe von kleineren Kraftwerken die nötige Leistung erreichen. © IMAGO / Alice Dias Didszoleit

Weiterhin soll die Laufzeit bereits bestehender AKW von bislang 40 auf insgesamt 50 Jahre ansteigen. Die Voraussetzung dafür ist ein passendes Sicherheitskonzept. Diese Maßnahme soll 32 der aktuell 56 existenten französischen AKWs betreffen. Im selben Zuge aber setzt Frankreich den Ausbau der erneuerbaren Energien fort. In Frankreich müsse ausreichend Energie „zu einem erschwinglichen Preis“ vorhanden sein, erklärte Pannier-Runacher.

Mini-Reaktoren sollen Atommüll zu Energie machen

Bereits Ende 2021 hatte Frankreich das Zukunftsprogramm „France 2030“ verkündet, das auch die Entwicklung dieser Mini-Reaktoren vorsieht. Dabei kommen Unternehmen wie das Start-up Naarea ins Spiel. Dieses entwickelt einen Reaktor, der Energie aus Atommüll generieren soll. Geplant ist eine Leistung von 40 Megawatt pro Anlage, diese sollen dann in der Nähe besonders energieintensiver Betriebe stehen.

Dabei handelt es sich, verglichen mit herkömmlichen Atomreaktoren, um eine eher geringe Menge. Diese schaffen in der Regel eine elektrische Leistung von 900 bis 1.400 Megawatt.

Frankreich erzeugt den meisten Atomstrom in Europa

Aktuell ist Frankreich mit Abstand der größte europäische Erzeuger von Atomstrom. Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge stammen 51,8 Prozent des in der EU erzeugten Atomstroms aus der Grande Nation (Stand 2021), Deutschland lag mit 9,4 Prozent auf dem zweiten Platz. Spanien wiederum erzeugte 7,7 Prozent und Schweden 7,2 Prozent. Danach fand allerdings der sogenannte Atomausstieg statt, sodass die in Deutschland erzeugte Menge deutlich zurückgegangen sein dürfte.

Dafür aber importiert Deutschland derzeit jede Menge Strom. Im ersten Halbjahr 2023 kamen die meisten Exporte aus den Niederlanden und Frankreich. Nach der Abschaltung der Atomkraftwerke brauchte Deutschland so viel ausländischen Strom wie noch nie. Zwischen April und Juni 2023 führte die Bundesrepublik 18,5 Milliarden Kilowattstunden ein – eine solche Menge hatte es seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1999 nicht gegeben.

Energie-Importe aus Frankreich

Mehrere Probleme innerhalb der deutschen Stromversorgung erhöhen den Energiebedarf noch einmal zusätzlich. Wegen gestiegener Energiepreise und der schleppenden Konjunktur ging die Strommenge im Netz 2023 deutlich zurück. Die inländische Stromproduktion sank um 11,4 Prozent, zusätzliche Importe sollten das Defizit ausgleichen. „Am häufigsten importieren wir Strom, wenn er günstig ist, also wenn in den Nachbarländern viel erneuerbarer Strom produziert wird“, sagte Fabian Huneke, Projektleiter Energiewende im Stromsektor von Agora, gegenüber dem Handelsblatt dazu.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion