Gefährlicher Sonnenschutz: Warum Handtücher im Autofenster riskant und teuer sind
Im Sommer knallt die Sonne ins Auto und heizt dieses schnell auf. Der Griff zum Handtuch als Sonnenschutz im Fenster ist jedoch keine gute Idee. Was wirklich hilft.
München – Sommerhitze im Auto kann schnell lebensbedrohlich und gar tödlich werden, besonders für Kinder, ältere Menschen und Tiere. Ihre Körper führen Wärme schlechter ab. Bereits nach kurzer Zeit kann die Temperatur im Fahrzeuginneren auf über 60 Grad steigen, was zu extremen Gesundheitsrisiken führt. Ein wirksamer Sonnenschutz ist daher unerlässlich, um die Aufheizung zu begrenzen und die Sicherheit zu erhöhen.
Viele Autofahrer greifen zu Handtüchern oder Decken, die sie in die Fenster klemmen, um sich und das Fahrzeuginterieur wie Kunststoffteile, Polster und Armaturenbrett vor UV-Strahlung zu schützen. Diese scheinbar einfache Lösung birgt jedoch erhebliche Risiken, wie das Verbraucherportal CHIP betont.
Handtuch im Autofenster beeinträchtigt wichtige Schutzfunktion
Moderne Fahrzeuge verfügen in der Regel über elektrische Fensterheber mit Einklemmschutz, der das Schließen des Fensters automatisch stoppt, sobald ein Widerstand erkannt wird. Diese Sicherheitsfunktion dient vor allem dazu, Verletzungen – insbesondere bei Kindern – zu verhindern, falls beispielsweise eine Hand oder ein Arm im Fenster eingeklemmt wird. In den Betriebsanleitungen vieler Autos wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass beim Schließen der Fenster keine Gegenstände eingeklemmt werden dürfen, da dies die Mechanik beeinträchtigen kann.

Auch der ADAC rät generell davon ab, Fremdkörper als Sonnenschutz während der Fahrt in die Fenster einzuklemmen. Zwar gibt es Hersteller wie Volkswagen, die laut CHIP angeben, dass das Einklemmen eines Handtuchs aus technischer Sicht keine Schäden an Scheibe, Motor oder Dichtungen verursacht. Dennoch besteht das Risiko, dass die Einklemmschutzfunktion ausgelöst wird oder das Fenster nicht mehr richtig schließt.
Sicherheitsrisiko bei Hitze: Eingeschränkte Sicht und Bußgelder
Ein Handtuch im Fenster beeinträchtigt die Rundumsicht des Fahrers erheblich. Besonders der Schulterblick wird erschwert, was das Risiko erhöht, andere Verkehrsteilnehmer – etwa Radfahrer oder Fußgänger – im toten Winkel zu übersehen. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch ein Verstoß gegen die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (§ 40 StVZO). Die Frontscheibe sowie die vorderen Seitenscheiben, die für das Sichtfeld des Fahrers relevant sind, müssen klar und lichtdurchlässig sein.
Was Autofahrern bei Missachtung droht, hat das Mobilitätsmagazin von bussgeldkatalog.org zusammengefasst: Ist die Sicht durch Veränderungen wie Handtücher eingeschränkt, kann dies mit einem Verwarnungsgeld von 10 Euro geahndet werden. Wird das Fahrzeug dadurch als nicht vorschriftsmäßig eingestuft, beträgt das Bußgeld 25 Euro. Bei einer Gefährdung der Verkehrssicherheit drohen 90 Euro sowie ein Punkt in Flensburg.
ADAC rät zu Halbgaragen und Sonnenschutzfolien
Der ADAC hat verschiedene Methoden zum Sonnenschutz im Auto getestet, um deren Einfluss auf die Temperatur im Fahrzeuginneren zu ermitteln. Das beste Ergebnis erzielte dabei eine Abdeckplane, auch als Halbgarage bezeichnet: Sie senkte die Innentemperatur im Vergleich zu einem ungeschützten Fahrzeug um bis zu 10 Grad Celsius.
Ebenfalls effektiv sind außen angebrachte Sonnenschutzfolien, die Sonnenstrahlen reflektieren und das Wageninnere um etwa 8 Grad kühler halten. Sonnenblenden und Scheibentönungen bieten zwar einen geringeren, aber dennoch spürbaren Effekt. Mit Blenden lässt sich die Temperatur um rund 4 Grad senken, während getönte Scheiben vor allem die Oberflächen – beispielsweise auf der Rückbank – angenehmer kühl halten.
Effektive Tipps für Autofahrer bei Hitze
Wer bei sommerlichen Temperaturen mit dem Auto unterwegs ist, sollte laut der Auto Motor und Sport folgende Empfehlungen berücksichtigen:
- Das Abstellen des Fahrzeugs im Schatten, beispielsweise unter Bäumen oder in Parkhäusern, trägt dazu bei, die Aufheizung des Innenraums zu verringern.
- Eine Ausrichtung des Fahrzeugs nach Norden oder Osten beim Parken sorgt dafür, dass das Cockpit spürbar kühler bleibt.
- Um die heiße Luft nach dem Parken schnell auszutauschen, kann die Beifahrertür mehrmals hintereinander geöffnet und geschlossen werden. So wird die warme Innenluft gegen kühlere Außenluft ersetzt.
- Das Abdecken von Armaturenbrett, Lenkrad und Sitzen mit hellen Tüchern schützt diese Flächen vor starker Erwärmung.
- Statische Sonnenblenden oder Rollos lassen sich einfach an den Seitenscheiben anbringen und bieten zusätzlichen Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung.
- Ein regelmäßiger Wechsel des Innenraumfilters der Lüftungsanlage gewährleistet eine optimale Luftzirkulation.
- Mit Ventilationsmatten, die an den 12-Volt-Anschluss angeschlossen werden, gelangt Frischluft gezielt an Rücken und Beine.
Übrigens: Auch die Lackfarbe eines Autos beeinflusst die Temperatur im Innenraum. Tests des ADAC haben ergeben, dass weiße Fahrzeuge innen etwa 5 Grad kühler bleiben als schwarze Modelle. Der Grund dafür ist, dass helle Farben weniger Sonnenstrahlen aufnehmen und dadurch weniger Wärme speichern als dunkle Lackierungen. (jaka)