Schoko-Mogelpackung: Das ist die dreisteste Werbelüge des Jahres
Mittels Shrinkflation werden Verbraucher gezielt in die Irre geführt. Sie bezahlen mehr – und bekommen weniger. Nun steht die „dreisteste Lüge“ des Jahres fest.
Gleiche Packung, weniger Inhalt, höherer Preis. Diese Strategie wirft die Verbraucherorganisation Foodwatch dem Gewinner des diesjährigen „Goldenen Windbeutels“ vor. Der Negativpreis wird seit 2009 vergeben und kürt die „dreisteste Werbelüge des Jahres“. Sieger in diesem Jahr: Die Milka „Alpenmilch“.
Milka Schokolade für 50 Cent mehr – bei weniger Inhalt
In einer Online-Abstimmung wählten 34 Prozent der rund 58.000 Teilnehmer die Milka-Schokolade zum „Sieger“. Die Tafelschokolade sei ein dreistes Beispiel für „Shrinkflation“, auch Schrumpfflation genannt. Darunter versteht man die Praxis, bei gleichbleibendem oder sogar steigendem Preis die Menge oder Größe eines Produkts zu reduzieren. Verbraucher bezahlen also mehr Geld für weniger Inhalt.
Bei Milkas Alpenschokolade sei es wie folgt: Hersteller Mondelez habe den Inhalt von 100 auf 90 Gramm verringert und kurz zuvor den Preis von 1,49 Euro auf 1,99 Euro erhöht. Es handelt sich um eine Preiserhöhung von 48 Prozent.

Kritik an neuen Milka-Schokoladen: „Schrumpft die Tafel und bläht den Preis auf“
Foodwatch kritisiert die Mogelpackung und schimpft: „Mondelez schrumpft die Tafel und bläht den Preis auf – ein bitterer Beigeschmack für die süße Milka-Schokolade.“ Foodwatch fordert von der Bundesregierung strengere Regelungen. Lebensmittelhersteller müssten dazu verpflichtet werden, versteckte Preiserhöhungen zu kennzeichnen.
Mondelez selbst begründete die Preissteigerungen auf Anfrage des Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA mit „hohen Kosten in unserer gesamten Lieferkette“ etwa beim Kakao, Verpackung und Transport sowie für Energie und erklärt: „Erhöhungen der Abgabepreise an den Handel sind für unser Unternehmen das letzte Mittel.“ Diese Argumentation lässt Foodwatch jedoch nicht gelten. „Während Schokolade laut Statistischem Bundesamt zwischen Anfang 2024 und Januar 2025 nur rund acht Prozent teurer wurde, erhöhte Mondelez die Preise für Milka-Tafeln in diesem Zeitraum um bis zu 64 Prozent“, heißt es. Weiter betont Mondelez, dass Verbraucher transparent über die Anpassung informiert worden seien.
Neuer Newsletter „Unterm Strich“
Was? Exklusive Einblicke in den Politik-Betrieb, Interviews und Analysen – von unseren Experten der Agenda-Redaktion von IPPEN.MEDIA
Wann? Jeden Freitag
Für wen? Alle, die sich für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft interessieren
Wo? Direkt in ihrem E-Mail-Postfach
Wie? Nach einer kurzen Registrierung bei unserem Medien-Login USER.ID hier kostenlos für den Newsletter anmelden
„Mogelpackung des Jahres“: Preis geht an Granini-Saft
Auch andere Organisationen beschäftigen sich mit dem Prinzip der Shrinkflation. So kürte die Verbraucherzentrale Hamburg Anfang 2025 auch die „Mogelpackung des Jahres“. Gewinner der unrühmlichen Auszeichnung war der Orangensaft von Granini. Der Hersteller hatte die Rezeptur geändert. Anstelle von 100 Prozent Fruchtsaft enthält die Flasche nun nur noch 50 Prozent. Die restliche Menge wurde durch Zuckerwasser ersetzt. Dennoch blieb der Preis im Supermarkt unverändert. Somit hat sich der Preis bezogen auf den Fruchtsaftanteil verdoppelt.
Gleichzeitig sei das Etikett nahezu gleich geblieben und es habe keinen Hinweis auf die geänderte Zutatenliste gegeben. „Der Anbieter hat seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen“, hieß es von der Verbraucherzentrale. Lediglich die auffällige Angabe „100 % Fruchtsaft“ sei nicht mehr auf der Flasche zu finden; es fehle aber die Ersetzung durch „50 % Fruchtsaft“.