Neue Analyse zeigt: Kanzler Merz ist im Aufwind – Vize Klingbeil im freien Fall
Friedrich Merz‘ mediales Image besser sich seit Amtsantritt. Ganz anders sieht das bei Lars Klingbeil aus. Der Finanzminister geht unter. Woran das liegt:
Berlin – Der eine konnte sich durch gelungene Auftritte beim US-Präsidenten Donald Trump oder dem Nato-Gipfel profilieren, der andere ging im internen Parteistreit unter und wurde von den eigenen Genossinnen und Genossen abgewatscht: Die jeweiligen Starts von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und seinem Vize sowie Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) könnten unterschiedlicher kaum sein. Merz‘ Ansehen steigt, Klingbeil geht baden. Das zeigt auch eine breit angelegte Medienanalyse.
Kanzler Merz im medialen Aufwind – Klingbeil und die SPD gehen baden
MediaTenor hat die Berichterstattung über die neue Bundesregierung und ihre Mitglieder untersucht. Die Auswertung von über 3300 Berichten über deutsche Parteien, Politikerinnen und Politiker von Mai bis Juni liegt dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA vor. Das Ergebnis: Die mediale Bewertung des Bundeskanzlers geht konstant nach oben.

So wird laut Analyse-Ranking (siehe Abbildung) seit Mai öfter positiv als negativ über Merz berichtet. Ein Grund dürfte Merz‘ starker Fokus auf Außenpolitik sein. Sowohl der Auftritt des Kanzlers bei US-Präsident Donald Trump, als auch andere Auslandsreisen wurden oft positiv aufgenommen. Generell drehte sich die bisherige Berichterstattung über den Kanzler häufig um Außenpolitik. Der verkorkste erste Wahlgang war zwar kurzzeitig mediales und öffentliches Thema, scheint aber zumindest bisher keinen nachhaltigen Imageschaden für Merz zu bedeuten. Auch innenpolitische Streitereien der schwarz-roten Koalition haben laut Umfragen seinen persönlichen Beliebtheitswerten keinen allzu großen Abbruch getan.
Klingbeil steht wegen SPD-Parteistreitereien im Fokus
Anders sieht das bei Vizekanzler Lars Klingbeil aus. Seine mediale Bewertung rutscht seit Start der schwarz-roten Regierung in den Keller. Über Klingbeil wurde vor allem im Kontext von Parteipolitik berichtet. Die SPD befindet sich nach ihrer historischen Wahlniederlage im Umbruch, Klingbeil galt während der Koalitionsverhandlungen als Alleinherrscher, wurde kürzlich beim Parteitag aber nur mit einem eindrucksvoll schlechten Ergebnis wiedergewählt.
Vor dem Hintergrund der Unzufriedenheit vieler Genossinnen und Genossen lässt sich wohl auch das mediale Bild interpretieren, das zunehmend oft negativ ausfällt. Das weiß auch Roland Schatz von MediaTenor, er war an der Analyse beteiligt. „Schon immer ist das Medien-Sentiment ein guter Früh-Indikator für die Sonntags-Frage: Lars Klingbeil gelingt es in den letzten Wochen immer weniger, die deutschen Leitmedien von der Neu-Ausrichtung der SPD zu überzeugen“, sagt Schatz unserer Redaktion. Auch in Umfragen muss die SPD schon wieder Federn lassen.
Schadet das gebrochene Stromsteuer-Versprechen Merz?
Spannend dürfte die weitere Entwicklung des medialen Images und des Bilds von Merz, Klingbeil und der Regierung werden. Zuletzt dominierten Negativnachrichten über Schwarz-Rot, besonders das gebrochene Versprechen der Senkung der Stromsteuer für alle bescherte der Koalition fast flächendeckend Kritik. Auch Kanzler Merz wird sich künftig mehr um innenpolitische Vorgänge kümmern müssen – dass die Positivkurve der Berichterstattung dann weiter ungebremst anhält, darf bezweifelt werden.