Paralympics: Starnberger Rollstuhlfechter Elias Klotz trifft Bundespräsident
Er erlebte den olympischen Geist im deutschen Haus und in den Stadien hautnah. Er traf Bundespräsident Steinmeier, Staatssekretäre und den deutschen Botschafter. Der 17-jährige Rollstuhlfechter Elias Klotz schnupperte Paralympics-Luft und kehrte selbstbewusster aus Paris zurück.
Die Teilnahme an den Paralympics ist für Sportler mit Handicap das Nonplusultra. Ganz so weit ist der Starnberger Rollstuhlfechter Elias Klotz, zweimaliger WM-Teilnehmer und Deutscher Meister in der Altersklasse U17, noch nicht. Dabei sein bei den Spielen in Paris durfte er zuletzt trotzdem schon – und viel näher an den Sportlern und dem bunten Treiben drumherum dran sein, als er es war, geht eigentlich nicht. Er hatte unzählige spannende Begegnungen, erlebte sportliche Höhepunkte hautnah. Als ihr Sohn wieder heim kam, stellte seine Mama Monika fest: „Der Elias ist viel selbstbewusster geworden. Er ist gewachsen an den zwei Wochen.“
Der 17-Jährige, der seit seiner Geburt halbseitig gelähmt und dazu auf dem linken Auge blind ist, hatte sich erfolgreich für das Paralympische Jugendlager der Deutschen Behindertensportjugend (DBSJ) beworben. Das bedeutete: Zwei Wochen durch Paris, durchs deutsche Haus, Sehenswürdigkeiten, staatliche Gebäude und natürlich Stadien ziehen. Menschen aus aller Welt kennenlernen. Immer in der offiziellen deutschen Teamkleidung, an der die 19-köpfige DBSJ-Gruppe plus Betreuer zu erkennen war. „Die Stimmung war grandios. Wir wurden überall auf der Straße als Gruppe angesprochen und kamen in Kontakt miteinander. Alle waren gut drauf“, erzählt Elias dem Starnberger Merkur. „Autofahrer haben gehupt und ,Germany‘ gerufen, der Fahrer eines Rettungswagens hat uns gegrüßt.“ Dazu sei das Traumwetter in Paris gekommen, alles habe sich so sommerlich leicht angefühlt.

Ein Höhepunkt war für Elias etwas, von dem er überhaupt erst aus der Vorberichterstattung im Merkur erfahren hatte: dass er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen würde. Er besuchte die jungen Sportler mit seiner Frau Elke Büdenbender und nahm sich Zeit für ein fünfminütiges Gespräch mit jedem. „Beide waren so interessiert an uns und unseren Sportarten. Wir haben erfahren, dass der Bundespräsident seine anderen Termine rund um unser Treffen geplant hat. Wir standen als Erstes in seinem Kalender“, sagt Elias. Was für Elias‘ gewachsenes Selbstvertrauen spricht: Er fragte Steinmeier gleich zu Anfang nach einem Selfie. „Danach haben alle eins mit ihm gemacht.“
Der junge Starnberger und die anderen Sportler nutzen in Paris auch die Gelegenheit, auf Probleme im Behindertensport aufmerksam zu machen. Speziell beim Treffen mit Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. „Da geht noch einiges, was Finanzen und Trainer angeht“, sagt Elias. Beim Rollstuhlfechten etwa seien die Materialkosten hoch, gerade die Rollstühle seien teuer. Die Gruppe wies Schmachtenberg allgemein auf Finanzierungsprobleme im Nachwuchsbereich hin.

Selbst als Botschafter seines Sports unterwegs, begegnete Elias dann auch noch Stephan Steinlein, dem deutschen Botschafter in Frankreich. Und zwar in dessen Residenz, dem Palais Beauharnais. Unter Kronleuchtern kam es in schillernden Räumlichkeiten zum Austausch. Wesentlich lockerer ging es dann beim spontanen Konzert von Pop-Star Clueso im deutschen Haus zu. Wieder nutzte Elias die Selfie-Chance. Und Clueso schwärmte selbst in einem ARD-Interview direkt nach dem Konzert vom paralympischen Geist: „Es ist ein Zusammentreffen eines sehr familiären Feelings von Sportbegeisterten, vielleicht so, wie einige Sportarten mal waren.“
Natürlich erlebte Elias auch viele sportliche Wettkämpfe live, unter anderem schaute er beim Blindenfußball und beim Schwimmen zu. Der einzige Wermutstropfen: Ausgerechnet den Säbelkampf zur Goldmedaille von Rollstuhlfechter Maurice Schmidt verpasste er. Weder bekam der Starnberger die Möglichkeit, zum Wettkampf zu gehen, noch wurde er im TV vor Ort übertragen.
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Schmidt ist Elias‘ großes Vorbild. Kurz vor den Spielen hatte er noch mit ihm trainiert, und beim nächsten Bundesleistungslehrgang Anfang November sehen sich die beiden wieder. Brisant: Die Chancen des Starnberger Fechters könnten künftig steigen. Denn eine Änderung in der Klassifizierung, die auch Elias bisher unberücksichtigte Blindheit auf dem linken Auge einbeziehen würde, deutet sich an. Entschieden ist noch nichts. Bald stellt sich zudem heraus, ob Elias erstmals im Weltcup starten darf. Er rechnet damit, dass sich der Bundestrainer bald bei ihm melden wird.