Falls es zum Nato-Konflikt kommt: Putins Kriegsschiffe können taktische Atomwaffen abfeuern

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Aus geheimen Dokumenten geht hervor, wie Russland sich auf eine Eskalation des Ukraine-Kriegs und einen Konflikt mit der Nato vorbereitet.

Moskau – Inmitten der ukrainischen Kursk-Offensive will der russische Präsident Wladimir Putin anscheinend auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Russland soll mit seinen Kriegsschiffen den atomaren Erst- und Zweitschlag proben, sollte es zu einem Konflikt mit der Nato kommen.

Das zumindest geht aus geheimen Dokumenten hervor, die der britischen Financial Times zugespielt wurden. Bis zur Westküste Frankreichs und in den Norden Englands sollen auf einer Karte Ziele in Europa markiert sein. Die Karte soll anscheinend Teil einer Präsentation für Offiziere der russischen Armee sein, die noch vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs zwischen 2008 und 2014 entstanden sein soll.

Geheime Dokumente enthüllen: Russlands Kriegsschiffe haben Atomwaffenkapazitäten

Russland soll außerdem taktische Atomwaffenkapazitäten auf Kriegsschiffen haben, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Diese Möglichkeit, auch von Schiffen aus Atomraketen zu starten, birgt allerdings Risiken der Eskalation oder Unfällen, wie sich die Financial Times auf Experten beruft. Im Vergleich: Die USA kann zwar zur See ebenfalls Atomraketen starten, allerdings nur von U-Booten aus.

Russlands Marine probt für den Ernstfall den Einsatz von Atomwaffen: Eine Corvette der russischen Marine bei einer Militärübung am 1. August. © IMAGO/Russian Defence Ministry

In den Dokumenten wurde die „hohe Manövrierfähigkeit“ der Marine hervorgehoben, die „plötzliche und vorsorgliche Attacken“ und „massive Raketenangriffe“ starten könnte, wie die Financial Times das Dokument zitiert. Sollte es zu einem Krieg mit der Nato kommen, werde Russland wohl nicht davor zurückschrecken, auch taktische Atomwaffen einzusetzen. Das sieht auch Jeffrey Lewis, Professor beim „Middlebury Institute of International Studies“, ähnlich.

Russlands taktische Atomwaffen im Ukraine-Krieg? „Potenziell Kriegs-gewinnende Waffen“

„Sie sehen diese Dinger (taktische Atomwaffen, Anm. d. Red.) als potenziell Kriegs-gewinnende Waffen“, so der Professor. Sollte es zu einem Krieg kommen, befindet Lewis: „Sie werden sie nutzen wollen, und zwar ziemlich schnell.“ Erst Mitte März hatte Putin den Westen gewarnt, Russland sei bereit für einen nuklearen Krieg, wie Reuters berichtete. „Aus militärisch-technischer Sicht sind wir natürlich bereit“, äußerte sich der russische Autokrat damals gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Was sind „taktische“ Atomwaffen?

Taktische Atomwaffen sind – anders als strategische Atomwaffen – für den Einsatz in einem Kampfgebiet konzipiert. Sprengkraft und Reichweite sind allgemein kleiner als die der strategischen Atomwaffen, wobei es keine genaue Abgrenzung zwischen den beiden Waffentypen gibt. So können die Waffen auch nahe der eigenen Truppen eingesetzt werden.

Taktische Atomwaffen sind nämlich für den Einsatz direkt an der Front gedacht, um feindliche Stellungen und Truppen anzugreifen und werden daher auch als „Gefechtsfeldwaffen“ bezeichnet. Ihre Sprengkraft liegt schätzungsweise zwischen 0,3 und bis zu über 50 Kilotonnen TNT.

Taktische Atomwaffen brillieren hierbei durch ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten. Durch Umfunktionierung konventioneller Raketen, wie der Iskander oder Kinschal, die bereits im Ukraine-Krieg zum Einsatz kommen, lassen sich hier auch problemlos atomare Sprengköpfe anbringen. Somit werden für taktische Atomwaffen keine neuen Trägerraketen benötigt.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, Tagesschau

Russland droht im Ukraine-Krieg wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen

Und auch Putins enge Vertraute und Propagandisten, wie die Chefredakteurin von Russia Today Margarita Simonyan oder der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew drohen dem Westen gerne mit dem Einsatz von Atomwaffen. Medwedew warnte im Mai, dass Russlands Drohgebärden taktische nuklear Waffen im Ukraine-Krieg einzusetzen „weder Einschüchterung ist noch ein Bluff“.

Ebenfalls im Mai hatte Russland Übungen zu Land simuliert, welche die russische Armee auf die mögliche Nutzung von taktischen Nuklearwaffen vorbereiten sollte. Das russische Verteidigungsministerium hatte die Übung in einer offiziellen Ankündigung bekannt gegeben. (sischr)

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