Angst vor Sanktionen: Putins Außenminister Lawrow durfte in Brasilien nicht tanken

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Der russische Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag (22. Februar 2024) beim G-20-Außenministertreffen in Rio de Janeiro in Brasilien. © Imago / SNA

Das brasilianische Unternehmen Vibra Energia verweigerte dem russischen Außenminister das Auftanken seiner Regierungsmaschine. Der Grund: Angst vor US-Sanktionen. Lawrow flog „per Anhalter“ weiter.

Rio de Janeiro/Brasilia – Russland hat einen Weg gefunden, zahlreiche wirtschaftliche Beschränkungen des Westens zu umgehen. Doch in dieser Woche bekam selbst der engste Zirkel Wladimir Putins die Konsequenzen zu spüren: Der russische Außenminister Sergej Lawrow musste bei seiner Reise zum G20-Treffen in Rio de Janeiro zunächst den europäischen Luftraum weiträumig umfliegen. Bei seiner Abreise verweigerte ihm dann der Kerosin-Lieferant Vibra Energia Berichten zufolge den Sprit – aus Angst vor US-Sanktionen.

Lawrow muss Flugzeug stehen lassen: Kerosin-Lieferant verweigert Auftanken

Der russische Außenminister war mit der Regierungsmaschine Ilyushin Il-96 mit dem Kennzeichen RA-96019 unterwegs, wie der Branchendienst Aero Telegraph berichtete. Nach dem G20-Treffen in Rio de Janeiro wollte der russische Politiker demnach in die brasilianische Hauptstadt Brasilia weiterfliegen, um den Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva zu treffen. Nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine hatte der Westen zahlreiche Sanktionspakete verabschiedet – die brachten Lawrows Reisepläne nun durcheinander.

Denn in Brasilia hätte der Regierungsflieger Kerosin gebraucht, um seine spätere Heimreise nach Russland antreten zu können. Doch der brasilianische Kerosin-Lieferant Vibra Energie lehnte ein Auftanken laut einem Bericht des brasilianischen Magazins Valor Economico ab. Der Grund: Angst vor Sanktionen durch die USA. Daraufhin habe der russische Außenminister gedroht, das Treffen mit Lula da Silva platzen zu lassen, so der Bericht weiter. Am Ende aber ging es „per Anhalter“ weiter: Lawrow sei in das Flugzeug des brasilianischen Außenministers Mauro Vieira gestiegen und mit ihm nach Brasilia geflogen, um den Termin mit Präsident Lula wahrzunehmen, hieß es weiter.

Schon auf dem Hinweg nach Südamerika musste Lawrow einen Umweg fliegen. Von Moskau aus sei der Regierungsflieger zuerst nach Süden über die Türkei und dann nach Casablanca in Marokko geflogen, um den europäischen Luftraum zu meiden, so Aero Telegraph. Von dort ging es zunächst wie geplant weiter nach Kuba, wo der Außenminister im Rahmen seiner einwöchigen Lateinamerika-Reise einen Zwischenstopp einlegte.

G20-Außenministertreffen: Baerbock wendet sich direkt an Lawrow

Nicht nur die An- und Abreise war offenbar beschwerlich, auch das Zusammentreffen mit seinen Amtskollegen war für Lawrow wohl nicht immer angenehm. So sprach etwa die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) den Russen auf dem G20-Gipfel direkt an. „Wenn Ihnen Menschenleben am Herzen liegen, wenn Ihnen Ihr eigenes Volk am Herzen liegt, russische Kinder und Jugendliche, müssen Sie diesen Krieg jetzt beenden“, sagte die Grünen-Politikerin an Lawrow gerichtet vor der Weltöffentlichkeit.

Der direkte Appell hatte eine Vorgeschichte. Bei einem vergangenen G20-Treffen war Lawrow womöglich „aus Protest“ vor einer Rede Baerbocks aus dem Saal gegangen. Ebenso hatte der 73-Jährige bei einem OSZE-Treffen in Skopje bereits den Raum verlassen, als seine deutsche Amtskollegin ihre Rede hielt. Er sei wie bei anderen Sitzungen offensichtlich nur im Saal, „wenn er selber spricht, aber nicht, um anderen zuzuhören“, kommentierte Baerbock damals.

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