Die Sache mit den Superfoods - Brunnenkresse gilt als gesündestes Gemüse der Welt? Experte zweifelt an grandiosem Ruf

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Getty Images/bhofack2 Ist die Brunnenkresse wirklich so gesund? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop zweifelt an dem grandiosen Ruf der Pflanze.
Freitag, 12.07.2024, 08:31

Brunnenkresse gilt als gesündestes Gemüse der Welt, gefolgt von Chinakohl, Mangold, Rote Beete und Spinat. Warum das so nicht haltbar ist, erklärt Ernährungswissenschaftler Uwe Knop - und nennt drei Nahrungsmittel, die aus seiner Sicht wirkliche Superfoods sind.

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Derzeit liest man immer wieder „Brunnenkresse ist das gesündeste Gemüse der Welt“ - stimmt das?

Anscheinend muss das berühmt-berüchtigte „Sommerloch“ gefüllt werden - denn diese Meldungen basieren auf einer zehn Jahre alten Publikation amerikanischer Forscher der „William Paterson University“.

Die Wissenschaftler untersuchten dazu die Inhaltsstoffe und den Energiegehalt verschiedener Obst- und Gemüsesorten und berechneten einen Wert zur Nährstoffdichte. Dabei kam die Brunnenkresse auf Platz eins der pflanzlichen „Kraftpakete“ - und daraus wurde dann die Story vom „gesündesten Gemüse der Welt“, die seit 2014 immer wieder um die Welt geht. Auf den Plätzen 2-5 folgen übrigens Chinakohl, Mangold, Rote Beete und Spinat.

Auch wenn die „sensible“ Wasserpflanze Brunnenkresse viele verschiedene Nährstoffe enthält, eins ist klar: Ein „gesündestes Gemüse der Welt“ gibt es nicht, denn dafür fehlt jeglicher wissenschaftlicher Beleg - genauso wenig existieren Beweise (Kausalevidenz), dass der Verzehr von Brunnenkresse Krankheiten vorbeugt oder die Gesundheit erhält. Kurzum: Wem die Wasserpflanze schmeckt, wunderbar, wem nicht, egal, der verpasst nichts.

Über den Experten Uwe Knop

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein Buch " Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben" ist im Springer-Verlag erschienen.

Gibt es denn „wenigstens“ echte Superfoods?

Auch hier muss die Wissenschaft alle Freunde und Fans von Beeren wie Goji, Aronia und Acai oder Chiasamen und Weizengras hart enttäuschen: Es gibt keine Superfoods. Das ist ein reiner Marketingbegriff um mittels Suggestivkraft eine Super-Gesundheitskraft in exotische Beerchen hinein zu zaubern - damit sie völlig überteuert verkauft werden können.

Ungeachtet der fehlenden wissenschaftlichen Beweise für die kolportierte „Superpower“ können Liebhaber farbiger Beeren grundsätzlich auch heimische Früchte wie Johannis- oder Heidelbeeren essen: Denn deren Inhaltsstoffe sind mindestens genauso reichhaltig, wenn nicht sogar noch besser „natürlich komponiert“.

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Am Ende unseres Lebens ist es nicht ein hoher Kontostand, der uns glücklich macht, sondern schöne Erinnerungen. In sie müssen wir deshalb genauso investieren wie in unsere Altersvorsorge.

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Und man weiß, woher sie kommen - denn auch das ist bei den „exotischen Beeren mit Heiligenschein“ nicht immer klar. Besonders, wenn sie getrocknet sind, können sie auch mit Schadstoffen verunreinigt sein.

Ergo: Wer auf Superfoods steht, decke sich im hiesigen Supermarkt seines Vertrauens mit frischen farbenfrohen Früchtchen aus heimisch-saisonaler Ernte ein. Die Auswahl ist groß.

Meine persönliche Meinung lautet: Wenn es überhaupt ein natürliches „Superfood“ gibt, dann muss es Knoblauch oder Chili sein. Ingwerkäme auch noch in Frage.

Aber die Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel ist möglich?

Auch dazu mangelt es an wissenschaftlicher Evidenz: Eine Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel ist weder möglich noch empfehlenswert. Dazu hatte ich bereits 2019 die sieben großen ernährungswissenschaftlichen Fachorganisationen im deutschen Sprachraum DACH zur „Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel“ befragt. Unabhängig voneinander waren sich Ernährungsexperten unisono einig in ihrer Meinung. Lesen Sie mal die überraschende Zusammenstellung der überaus einstimmigen Statements der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE), der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), dem deutschen Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) sowie der beiden Berufsverbände in Deutschland und Österreich, dem Verband der Oecotrophologen (VDOE) und dem Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ):

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Wie esse ich denn gesund ohne Superfood & Co.?

Das ist ganz einfach: Wir essen individuell gesund, indem wir so essen, wie es unser gesunder Körper verlangt. Denn nur unser Körper kennt den hochkomplexen Versorgungsstatus aller Makro- und Mikronährstoffe ganz genau, sonst niemand. Daher gilt grundsätzlich: Es gib so viele gesunde Ernährungen, wie es Menschen gibt, denn: Jeder Mensch is(s)t anders. Welche Ernährung also individuell am besten zu einem passt und die Nährstoffversorgung sichert, das erfahren Sie durch die natürlichste Ernährungsart des Menschen: Mit Intuitivem Essen und dem Vertrauen in den eigenen Körper kann man nachhaltig individuell gesunde Ernährungsgewohnheiten entwickeln - und seinen persönlichen „Schlüssel zum biologischen Wohlfühlgewicht“ finden.

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.