Tränenreicher Abschied von Stammkunden: Beliebte Gärtnerei schließt – „Furchtbar traurig“

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Hofft, dass aus dem Nichts doch noch ein Nachfolger auftaucht: Jürgen Kling, Eigentümer von Garten Holzmann. © Arndt Pröhl

Die Gärtnerei Holzmann in Bad Heilbrunn sperrt am 24. Dezember zu. Eigentümer Jürgen Kling hat trotz über zwei Jahren Suche keinen Nachfolger gefunden.

Bad Heilbrunn – Herzergreifende Szenen spielten sich bei „Garten Holzmann“ in Bad Heilbrunn ab, als Jürgen Kling seinen Stammkunden mitteilte, dass der Betrieb an Weihnachten schließen wird. Einige Kunden nahmen den Geschäftsinhaber in den Arm. Eine Kundin sagte, sie müsse das Geschäft verlassen, weil sie sonst sofort weinen würde. Von seinen Mitarbeitern – fünf Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte – bekam Kling Geschenke.

Garten Holzmann in Bad Heilbrunn schließt: Suche nach Nachfolger gescheitert

Garten Holzmann gehört zu Bad Heilbrunn wie der Kräuterpark und die Fachklinik. Doch so, wie es aussieht, wird die Gärtnerei bald aus dem Ortsbild verschwinden. „Ich habe zweieinhalb Jahre nach einem geeigneten Nachfolger gesucht – ohne Erfolg“, sagt der Eigentümer. Er sei nun 67 Jahre alt, bringe es auf 50 Berufsjahre und bekomme seit drei Jahren Rente: „Ich kann nicht weiterarbeiten, bis ich auf dem Friedhof liege, nur weil ich keinen Nachfolger finde. Es ist einfach an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen.“

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Er selbst sei „furchtbar traurig“, dass die Suche bislang erfolglos geblieben ist: „Der Betrieb ist mein Baby, und es funktioniert alles.“ Kling ist im Dezember 1983 nach Bad Heilbrunn gekommen und war zehn Jahre lang Angestellter bei Garten Holzmann. Vor 30 Jahren übernahm er den Betrieb gemeinsam mit Klaus Hillebrand. 2014 verstarb sein Kompagnon nach kurzer Krankheit, und Kling führte den Betrieb alleine weiter.

„Es hat sich nichts ergeben“: Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen schrecken Interessenten ab

Auf der Suche nach einem Nachfolger setzte er alle Hebel in Bewegung: „Ich habe es über Anzeigen in Fachzeitschriften, im Verbandsblatt und auf Spezial-Plattformen probiert. Außerdem habe ich Leute in Meisterschulen angesprochen und die Schlüsselfiguren der Branche.“ Das Ergebnis war ernüchternd: „Es hat sich nichts ergeben.“ Einigen Interessenten mangelte es an Kompetenz, andere hätten nicht mal genügend Kapital gehabt, um den Notar zu bezahlen. Einem weiteren Interessenten sei der Betrieb mit seinen 3000 Quadratmetern Fläche und den sechs Gewächshäusern zu klein gewesen.

Generell seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwierig. Die Stimmungslage sei „eher negativ“ und junge Menschen seien kaum bereit, Risiken einzugehen. Ein weiterer Grund, dass niemand einen Betrieb weiterführen will, sei seiner Ansicht nach die Wirtschaftspolitik. Hinzu kämen Banken, die sehr strenge Maßstäbe anlegen, wenn Kunden Geld haben wollen.

Zukunft des Areals ist völlig offen: Gärtnerei-Chef im Austausch mit der Gemeinde

Trotz allem würde Kling wieder diesen Beruf ergreifen, wenn er vor der Wahl stünde: „Man hat nie Langeweile, und man hat überwiegend freundliche Kunden, denen das Herz aufgeht, wenn sie zu uns kommen – Blumen verbreiten einfach Herzenswärme.“ Abgesehen davon sei es „total spannend“, mit Pflanzen zu arbeiten: „Man muss herausfinden, was sie brauchen, sie können einem das nicht sagen.“ So bekomme man einen Einblick „in das System des Lebens“.

Wie es auf dem Areal am Kreisverkehr weitergeht, ist völlig offen, nichts ist entschieden. Kling befindet sich in engem Austausch mit der Gemeinde. Klar sei, dass sich die Gärtnerei in einem Mischgebiet befindet. Das bedeutet: Auf dem Grundstück können nicht nur neue Wohnungen entstehen, es ist auch ein gewisser Prozentsatz an Gewerbeflächen vorgeschrieben. Insgeheim hofft Kling darauf, dass aus dem Nichts doch noch ein Interessent auftaucht und die Gärtnerei übernimmt: „Das wäre die Ideallösung. Wir haben 30 Jahre lang wirtschaftlich erfolgreich gearbeitet, ich kann garantieren, dass der Betrieb vom ersten Tag an schwarze Zahlen schreibt.“ Dafür müsse man aber auch bereit sein, länger als nur von 9 bis 17 Uhr zu arbeiten.

Angestellte bleiben bis zum letzten Tag dabei

Kling freut sich ganz besonders darüber, dass all seine Angestellten bis zum letzten Tag bei der Stange bleiben: „Das finde ich total schön, weil man als Unternehmer Angst hat, dass alle weggehen, wenn man sagt, dass man schließt.“ Allesamt hätten mittlerweile neue Arbeitgeber gefunden. Kling selbst wird im Betrieb noch etwas weiterarbeiten. Ende April will er für einen einwöchigen Reste-Verkauf noch mal aufsperren: „Bäume kann man ja schlecht pflanzen, wenn Schnee liegt.“ (pr)

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