9,2 Millionen Deutsche verdienen unter 3500 Euro: Linke kritisieren Merz-Regierung – „kein Hochlohnland“

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Eine Antwort der Bundesregierung zeigt Tendenzen bei Einkommen und Rente. Dietmar Bartsch fordert „eine Lohnoffensive“ – und kritisiert die Merz-Regierung.

Berlin – Über die Höhe der Löhne in Deutschland zeigt sich der Linken-Abgeordnete Dietmar Bartsch alarmiert und richtet Kritik an die Bundesregierung. In einem Post auf der Plattform X fordert Bartsch: „Deutschland braucht eine Lohnoffensive – keine Alibi-Debatten.“

Rund 4,6 Millionen Menschen in Deutschland verdienen weniger als 2750 Euro brutto im Monat. Das geht aus einer Antwort der schwarz-roten Regierung an den Abgeordneten der Linkspartei hervor – die Antwort liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Zudem zeige sich darin: Das Gehalt von 9,2 Millionen Menschen liegt unter 3500 Euro.

Linke kritisieren Merz-Regierung: „Deutschland hat ein millionenfaches Lohnproblem“

Mit Blick auf die Zahlen erklärte Bartsch laut dpa-Bericht: „Deutschland ist kein Hochlohnland, sondern hat ein millionenfaches Lohnproblem.“ Bei teils horrenden Mietkosten und gestiegenen Preisen für Lebensmittel und Energie sei es für Millionen Menschen eine Herausforderung, die zwingenden Kosten des Alltags zu stemmen.

Aus Sicht der Industrie wird Deutschland manchmal als „Hochlohnland“ bezeichnet. Für eine geleistete Arbeitsstunde haben Unternehmen vergangenes Jahr im Schnitt 43,40 Euro an Bruttoverdiensten und Lohnnebenkosten gezahlt. Bartsch hingegen spricht von einem „Versagen der sozialen Marktwirtschaft“. Der schwarz-roten Regierung warf der Linken-Politiker vor, keinen Mindestlohn von 15 Euro als unterste Lohngrenze festgeschrieben zu haben. Dies schade dem Lohnniveau insgesamt.

Mindestlohn in Deutschland: SPD-Kritik nach Kommissions-Entscheidung

Damit spielt Bartsch darauf an, dass die Bundesregierung die anstehende Mindestlohnerhöhung nicht per Gesetz bestimmen will. Die dafür zuständige Mindestlohnkommission mit Spitzenvertretern der Gewerkschaften und der Arbeitgeber hatte beschlossen, dass der Mindestlohn in Deutschland zum 1. Januar 2027 in zwei Stufen auf 14,60 Euro pro Stunde steigt, Anfang kommenden Jahres von heute 12,82 auf 13,90 Euro. Die Regierung will die Empfehlung umsetzen.

Auch innerhalb der SPD war die Entscheidung auf Kritik gestoßen. Zwar zeigte sich die Bundesregierung weitgehend erleichtert, dennoch erklärte Arbeitsministerin Bärbel Bas nach der Entscheidung: Als Sozialdemokratin habe sie sich „natürlich mehr gewünscht für die Menschen im Land“. Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte sich nüchtern über die Entscheidung – es gebe nun keinen Diskussionsbedarf mehr. Der Kanzler verwies darauf, dass die Koalition sich darauf verständigt habe, die Empfehlung der Kommission umzusetzen und nicht politisch einzugreifen.

Löhne und Rente in Deutschland: Linken-Politiker spricht von „sozialer Unverschämtheit“

Bezogen auf die Höhe der Löhne blickt Bartsch auf die daraus resultierende Rente: Für die Betroffenen haben die Löhne im unteren Segment nach Einschätzung des Linken-Politikers harte Folgen. „Eine politische und soziale Unverschämtheit ist es, dass genau diejenigen die Armutsrentner von morgen sein werden.“ In seinem Post erklärt Bartsch: „Rente in Armut? Für viele sicher.“

Über die Höhe der Löhne in Deutschland zeigt sich der Linken-Abgeordnete Dietmar Bartsch alarmiert und richtet Kritik an die Bundesregierung. (Symbolbild) © IMAGO / dts Nachrichtenagentur, IMAGO / dts Nachrichtenagentur

„Löhne unter 3.500 Euro sind faktisch eine Garantie für Renten auf Armutsniveau“, erklärte der Linken-Abgeordnete. Wie viele Menschen aktuell weniger aus der gesetzlichen Rentenkasse bekommen als für eine Rente oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle nötig, hatte Bartsch im Juli bereits abgefragt. Unter 1.300 Euro Rente erhalten demnach – Stand 31. Dezember 2024 – mehr als jede und jeder Vierte mit mindestens 45 Jahren in der Rentenversicherung.

Allerdings macht die gesetzliche Rente laut dem jüngsten Alterssicherungsbericht nur 53 Prozent der Bruttoeinkommen der Ab-65-Jährigen aus (2023). Hinzu kommen etwa Betriebsrenten (7 Prozent), weiteres Erwerbseinkommen (13 Prozent), private Vorsorge (6 Prozent) sowie Transferleistungen und anderes (21 Prozent). (dpa/pav)

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