„Niemand wird jetzt nach Hause geschickt“: Heilbrunner Seniorenheim stellt Insolvenzantrag
Das Heilbrunner Seniorenheim „Zum Jaud“ hat Ende März einen Insolvenzantrag gestellt. Der Betrieb läuft vorerst weiter. Nun wird versucht, eine Lösung zu finden, damit die Einrichtung weiter bestehen kann.
Bad Heilbrunn – Die Nachricht ist ein Schock: Die Bewohner und ihre Angehörigen im Heilbrunner Seniorenheim „Zum Jaud“ werden in diesen Tagen informiert, dass die Einrichtung in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Geschäftsführerin Monika Lachmuth hat kurz vor Ostern einen Insolvenzantrag gestellt.
Bad Heilbrunner Seniorenheim stellt Insolvenzantrag: Rechtsanwalt Detzer führt nun Prüfungen durch
„Hintergrund sind Personalprobleme“, sagt Lachmuths Sohn Dominik, der als Mitarbeiter in dem Seniorenheim tätig ist. Es sei seit Jahren schwer, Personal zu finden. Deshalb könne man derzeit die 44 Plätze auch nicht vollständig belegen. Knapp 30 Frauen und Männer hätten derzeit in dem Heim ihr Zuhause, berichtet Lachmuth. „Wir sind nicht schwer verschuldet“, betont er. Mit dem Insolvenzantrag habe man „rechtzeitig reagieren wollen“. Trotz des Antrags laufe der Betrieb weiter wie bislang. „Es gibt keinen Versorgungsengpass“, sagt Lachmuth. „Niemand wird jetzt nach Hause geschickt.“ Nun werden Prüfungen durch einen Insolvenzverwalter beginnen. „Das Ziel ist, unser Haus weiterführen zu können.“
Juristisch betrachtet, wurde nun das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Wolfratshauser Rechtsanwalt Hans-Christian Detzer bestellt. Er werde nun Prüfungen durchführen mit dem Ziel, für das Seniorenheim eine Lösung zu finden, damit die Einrichtung bestehen bleiben könne, sagte eine Kanzlei-Mitarbeiterin am Montag auf Kurier-Anfrage.
Jüngste Qualitätsbewertungen vom Verband der Ersatzkassen sind nicht gut
Heilbrunns Bürgermeister Thomas Gründl erfuhr erst durch den Anruf unserer Zeitung von der Situation. Er zeigte sich überrascht und betroffen. „Das Wichtigste ist, dass nun für die Bewohner und für die Einrichtung schnell eine gute Lösung gefunden wird.“
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Auf dem Internet-Portal „www.pflegelotse.de“, geführt vom Verband der Ersatzkassen, kann man die jüngsten Qualitätsinformationen der Einrichtung abrufen. Sie stammen von Januar 2024 und von Dezember 2023. In mehreren Bereichen sind die Bewertungen nicht gut, etwa bei den Punkten „Medikamenteneinnahme“, „Hilfe bei Essen und Trinken“ sowie „Unterstützung bei der Mobilität“. Man wisse davon, sagt Dominik Lachmuth. Die Bewertungen seien dem Umstand geschuldet, dass es aufgrund der schlechten Personalsituation Mängel bei der Dokumentation gab.
Meine news
Landratsamt berichtet von Pflegemängeln
Das Landratsamt wurde letzte Woche über die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Kenntnis gesetzt, teilt Pressesprecherin Marlis Peischer mit. „Dies hat momentan keine unmittelbare Konsequenz, da die Eröffnung eines solchen Verfahrens nicht bedeutet, dass der Betrieb sofort eingestellt wird.“ Die Heimaufsicht „stand und steht im Kontakt mit der Heimleitung“, sagt Peischer. Seit Juni 2023 gab es einen Aufnahmestopp. Ursache dafür waren pflegerische Mängel. Weitere Informationen dazu werden nicht mitgeteilt.
Monika Lachmuth führt die Einrichtung seit 2016. Zuvor war das Heim grundlegend saniert worden. Es wird seit Jahrzehnten als Seniorenheim betrieben, die Betreiber in jüngerer Zeit wechselten immer wieder. Früher hieß es „Alpenhof“. Das änderte sich 2016. Der Name „Zum Jaud“ ist der historische Hofname. (müh)
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