„Nervös war ich schon“: An der Mittelschule fanden an einem Tag 160 Vorstellungsgespräche statt
Beim Bewerbertag der Peißenberger Mittelschule konnten die Achtklässler erstmals unter realen Bedingungen erleben, wie sich ein Vorstellungsgespräch anfühlt. 70 Schüler kamen dabei in Kontakt mit den Personalverantwortlichen von 15 Unternehmen aus der Region.
Peißenberg – Ein zaghaftes Klopfen an der Tür – einmal tief durchatmen – dann geht es in den Klassenraum. Doch statt eines Lehrers wartet ein echter Personaler. Alles läuft wie bei einem echten Bewerbungsgespräch. Sogar Bewerbungsmappen haben die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Klassen- und Deutschlehrern erarbeitet.
Schulleiter Armin Mutzbauer geht durch den Gang und wechselt immer wieder Worte mit seinen Schützlingen, um zu wissen, wie es läuft. Er hat das Projekt zum ersten Mal in seiner Schule organisiert. Denn aus seiner Zeit an der Weilheimer Mittelschule hat er viele positive Erfahrungen vom dortigen Bewerbertag mitgenommen.
Jeder Bewerber hatte zwei bis drei Termine
In der Vorbereitung konnten die Schüler angeben, welche Berufe sie interessieren. Dann setzte sich Mutzbauer ans Telefon: Für alle Wünsche fand sich ein passender Betrieb für den Bewerbertag.
„Mir ist es besonders wichtig, dass die Gespräche im Schonraum Schule stattfinden“, erklärt Mutzbauer, während die Jugendlichen auf den Gängen die passenden Räume suchen. An den Türen hängen Ausdrucke mit den Namen der Firmen. Jeder Bewerber hat Termine. Zwei oder drei Gespräche konnte jeder vereinbaren.
„Man sieht, wie die Schüler ihre Gespräche mit großem Selbstbewusstsein beenden“, findet der Schulleiter. Der Bewerbertag ist ein weiteres Puzzleteil im dreijährigen Prozess der Berufsorientierung an der Mittelschule. Die beginnt bereits in der siebten Klasse mit Berufsentwicklungsgesprächen, in denen gemeinsam mit den Teenagern und ihren Eltern nach individuellen Stärken und dazu passenden Ausbildungsplätzen gesucht wird. „Wir wollen sie an die Hand nehmen im Berufsfindungsprozess“, betont Mutzbauer und erzählt von einem „bunten Blumenstrauß an Berufsorientierungsmaßnahmen“.
Fabian Greinwald „möchte etwas mit Händen machen“
Besonders freut ihn, dass die Lehrkräfte alle an einem Strang ziehen. „Sie leben das Konzept einfach“, dankt er für diesen Einsatz. „So wird die Berufswahl kein Blindflug, sondern die Schüler wissen, worauf sie sich einlassen“, weiß der Rektor.
In welche Richtung es gehen soll, da ist sich Fabian Greinwald ziemlich sicher: „Ich möchte etwas mit den Händen machen“, sagt der 14-Jährige kurz nach seinem Gespräch mit Hoerbiger. „Ein bisschen nervös war ich schon“, gesteht er. Doch es sei alles gut gelaufen: „Sie haben mir erklärt, wie es in der Firma abläuft“, berichtet er. Dass er bereits drei Praktika absolviert hat, sei bei den Personalern außerdem sehr gut angekommen. Nun hat er eine kurze Verschnaufpause, bis er sich mit den Vertretern von Xylem trifft. Die nutzt er, um sich mit seinen Kumpels auf dem Sofa in der Aula zu unterhalten.
Fliesenleger, Maler oder Friseur würde Marco Dobic gefallen
Marco Dobic hat sich – wie viele seiner Mitschüler – besonders schick gemacht. Im hellblauen Anzug tritt er aus der Tür von seinem Termin mit ept, wo er sich über die Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer informiert hat. „Fliesenleger, Maler oder Friseur würde mir aber genauso Spaß machen“, glaubt der 15-Jährige. Das erste Gespräch sei bereits gut gelaufen. „Ich wusste schon, wie so etwas geht von meinem Minijob“, sagt er, bevor er sich auf den Weg zum nächsten Termin macht.
160 Bewerbungsgespräche sind es, die an diesem Tag stattfinden. Während die Gespräche auf Hochtouren laufen, ist sich Mutzbauer bereits sicher: Das Projekt ist ein voller Erfolg – nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Unternehmen. Denn wenn es für beide Seiten passt, können Praktika vereinbart werden, die im besten Fall sogar in eine Ausbildung münden.
Verbesserungspotenzial sieht er jedoch bei der Beteiligung der ortsansässigen Unternehmen, da sich nur wenige Peißenberger Firmen beteiligt haben. Interessierte Betriebe, die im nächsten Jahr mitmachen wollen, können sich jederzeit in der Schule melden.