Behandlung Radiusfraktur - Welche konservativen Behandlungsmethoden gibt es bei einer Radiusfraktur?

Was ist eine Radiusfraktur?

Eine Radiusfraktur, insbesondere der distale Radius, ist eine der häufigsten Frakturen bei Erwachsenen und tritt in der Regel nach einem Sturz auf die ausgestreckte Hand auf. Die Behandlung hängt stark von der Art und Komplexität des Bruchs ab. Ziel der Behandlung ist es, die anatomische Struktur des Handgelenks wiederherzustellen und zukünftige Funktionseinschränkungen zu vermeiden.

Welche konservativen Behandlungsmethoden gibt es?

Wenn die Fraktur einfach und nicht verschoben ist, kann eine konservative Behandlung ausreichend sein. Dies umfasst in der Regel folgende Maßnahmen:

Ruhigstellung in einem Brace (Schiene): Ein einfacher Bruch kann durch das Anlegen eines Braces versorgt werden. Dieser fixiert das Handgelenk und ermöglicht eine stabile Heilung des Knochens. Ein Gipsverband wird heutzutage höchstens in den ersten Tagen nach der Verletzung/OP verwendet, bis die Hand abgeschwollen ist und die Schiene bereitsteht. Dieser Gipsverband bleibt normalerweise für vier bis sechs Wochen am Arm.

Reposition ohne Operation: Bei geringfügig verschobenen Brüchen kann eine manuelle Reposition (Einstellung der Knochenfragmente) durchgeführt werden. Dies erfolgt häufig unter einer lokalen Betäubung. Anschließend wird ein Brace zur Stabilisierung angelegt.

Nachsorge und Rehabilitation: Regelmäßige Röntgenkontrollen sind notwendig, um die Heilung zu überwachen und sicherzustellen, dass sich die Bruchfragmente nicht erneut verschieben. Nach der Entfernung des Braces beginnt die Physiotherapie, um die Beweglichkeit und Stärke des Handgelenks wiederherzustellen.

Wann ist eine Operation notwendig?

Eine Operation wird notwendig, wenn die Fraktur instabil oder stark verschoben ist. Zu den häufigsten operativen Verfahren gehören:

Platten- und Schraubenosteosynthese: Hierbei wird meist eine Platte von der Innenseite des Unterarms (volar) eingebracht, um die Bruchfragmente stabil zu fixieren. Diese Methode ermöglicht eine frühzeitige Mobilisierung des Handgelenks und hat den Vorteil, dass eine lange Ruhigstellung vermieden wird.

Fixateur externe: Bei schwerwiegenden Frakturen oder offenen Brüchen kann ein Fixateur externe verwendet werden. Dies ist ein äußeres Stabilisierungsgerät, das mit Stiften im Knochen verankert wird. Es wird oft nur vorübergehend angewandt, bis eine definitive Stabilisierung möglich ist.

Drähte und Pins: In einigen Fällen, insbesondere bei komplexen Frakturen, können Drähte oder Pins verwendet werden, um die Knochenfragmente zu fixieren. Diese Methoden werden jedoch seltener eingesetzt, da sie häufig zusätzliche Komplikationen wie Infektionen oder Nervenverletzungen verursachen können.

Wie sieht die Nachbehandlung und Rehabilitation aus?

Nach einer Operation wird das Handgelenk zunächst durch eine Schiene oder einen Gips ruhiggestellt. Die Physiotherapie beginnt optimalerweise bereits wenige Tage nach der OP. Sobald die anfängliche Schwellung abgeklungen ist und die Wunden verheilt sind, beginnt die Physiotherapie. Folgende Maßnahmen sind typisch:

Schmerzlinderung und Schwellungsreduktion: Dies erfolgt durch kühlende Anwendungen und manuelle Lymphdrainage.

Mobilisation und Kraftaufbau: Die Physiotherapie konzentriert sich auf aktive und passive Bewegungsübungen, um die Beweglichkeit im Handgelenk und den Fingern wiederherzustellen. Dies umfasst auch Übungen zur Stärkung der Gelenke und Muskeln.

Funktions- und Belastungstraining: Mit der Zeit wird das Training intensiviert, um alle Greifformen und Bewegungen des Alltags wieder ausführen zu können. Ziel ist es, die volle Funktion des Handgelenks wiederzuerlangen.

Welche physiotherapeutischen Maßnahmen sind wichtig?

Die physiotherapeutische Behandlung ist sowohl nach konservativer als auch operativer Versorgung entscheidend. Zu den häufig verwendeten Techniken gehören:

Manuelle Therapie: Zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit und zur Schmerzlinderung.

Lymphdrainage: Zur Reduktion von Schwellungen.

Kältetherapie: Zur Schmerzlinderung.

Übungen zur Stabilisation und Kräftigung: Um die Funktion von Hand und Handgelenk zu verbessern.

Krankengymnastik am Gerät: Zur gezielten Rehabilitation und Stärkung der betroffenen Muskulatur.

Was ist das Ziel der Behandlung?

Das ultimative Ziel einer jeden Radiusfraktur-Behandlung ist es, die vollständige Funktionalität des Handgelenks wiederherzustellen und langfristige Komplikationen wie Arthrose oder Fehlstellungen zu vermeiden. Ein multidisziplinärer Ansatz, der sowohl chirurgische als auch physiotherapeutische Maßnahmen umfasst, bietet die besten Erfolgsaussichten.

Wie sieht die Prognose und Langzeitfolgen aus?

Mit der richtigen Behandlung heilen die meisten distalen Radiusfrakturen ohne langfristige Komplikationen aus. Wichtig ist eine frühzeitige und angemessene Therapie sowie eine konsequente Nachsorge. So können Patientinnen und Patienten ihre gewohnte Handfunktion wiedererlangen und den Alltag ohne Einschränkungen bewältigen.

Checkliste: Welche Behandlungsoptionen gibt es bei Radiusfraktur?

Haben Sie die Frakturdiagnose durch einen Arzt bestätigen lassen? Ist eine konservative Behandlung mit Gipsverband ausreichend? Musste eine manuelle Reposition durchgeführt werden? Ist eine Operation notwendig, um die Knochenfragmente zu stabilisieren? Wurde eine Platte und Schrauben zur Fixierung eingesetzt? Ist ein Fixateur externe zur Stabilisierung erforderlich? Hat die Physiotherapie zur Verbesserung der Beweglichkeit begonnen? Sind regelmäßige Kontrollröntgenaufnahmen geplant? Vermeiden Sie übermäßige Belastungen des Handgelenks während der Heilungsphase? Haben Sie sich nach der Schmerzlinderung erkundigt? 

Über Volker Sutor

Volker Sutor ist seit über 25 Jahren als Physio- und Sporttherapeut (Msc.) tätig. Er ist Inhaber einer Gruppe von Therapiezentren im süddeutschen Raum (Gesundheitsrondell GmbH) und Mitbegründer des Fortbildungsunternehmens Digotor für orthopädische Medizin. Als Fachbuchautor hat er in verschiedenen Verlagen Bücher für Fach- und Laienpublikum veröffentlicht. Im Sport engagiert er sich im Profi-, Leistungs- und Freizeitbereich und ist als leitender Physiotherapeut für den Deutschen Schwimmverband tätig.

Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Sie ersetzen keinesfalls eine fachärztliche Beratung. Bei Beschwerden, Fragen oder Unsicherheiten bezüglich des Themas Radiusfraktur sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.