RKI meldet zwei neue Ehec-Todesfälle - was Sie über die Infektion wissen müssen

In Deutschland gibt es seit Ende August 2025 einen Ehec-Ausbruch – das bedeutet, viele Infektionsfälle lassen sich auf einen einzelnen Erregerstamm zurückführen. Der Ausbruch beschränkte sich zunächst auf Mecklenburg-Vorpommern, zuletzt gab es aber auch immer mehr Fälle auch in Nordrhein-Westfalen. Das Robert-Koch-Institut vermeldete zwischenzeitlich sogar, dass sich die Dynamik des Gesamtgeschehens dorthin verlagert hatte. 

Am 23. Oktober vermeldete das RKI nun: Zwei Personen sind im Zusammenhang mit dem Ausbruch verstorben

  • Ein 5- bis 10-jähriger Patient mit dem in schweren Fällen entstehenden hämolytisch-urämisches Syndrom, kurz HUS.
  • eine 70- bis 80-jährige Patientin mit Ehec-Erkrankung. 

Darüber hinaus berichtet das Institut von einem "wahrscheinlichen Fall" – einer über 90-jährigen Patientin mit HUS-Erkrankung.

Mittlerweile werden mit dem Ausbruchsgeschehen deutschlandweit 351 Ehec-Fälle in Zusammenhang gebracht, davon sind 183 laborbestätigt von demselben Erregerstamm. Der gemeinsame Ursprung des Ausbruchs ist weiterhin unklar.

Diese Regionen sind betroffen

Das Bundesland mit den meisten bestätigten Fällen bleibt laut RKI weiterhin Mecklenburg-Vorpommern. Auch "zentrale Teile von Nordrhein-Westfalen" und der Südwesten von Deutschland, vor allem Unterfranken in Bayern sei betroffen. "Auch in allen anderen Bundesländern, mit Ausnahme von Bremen, Thüringen und dem Saarland sind Erkrankungsfälle ohne offensichtlichen Bezug zu den größeren geografischen Ausbruchsschwerpunkten in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen aufgetreten", schreibt das RKI.

Ehec in Deutschland
Geografische Verbreitung von Ausbruchsfällen des Ehec-/HUS-Ausbruchs in Deutschland. Anzahl der bestätigten Ausbruchsfälle nach Ort der wahrscheinlichen Exposition (1 Kästchen = 1 Fall). Bei unbekanntem Expositionsort wird der Wohnort angegeben. (Stand: 22.10.2025) Bulletin Robert-Koch-Institut

Welche Symptome Ehec verursachen kann

Ehec steht für "enterohämorrhagische Escherichia coli". Das Darmbakterium kommt vor allem bei Wiederkäuern vor, kann jedoch auch auf den Menschen übertragen werden. Die Bakterien produzieren sogenannte Shigatoxine. Diese Zellgifte können beim Menschen zu

  • schweren Durchfallerkrankungen
  • blutigen Durchfälle
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit

führen. Leichte Fälle können auch symptomfrei verlaufen – Betroffene können die Erreger aber dennoch übertragen.

Bei Symptomen sollten Sie schnellstmöglich eine Arztpraxis aufsuchen, damit ein Labor den Erreger identifizieren kann. Besonders Kinder sind betroffen.

Lebensbedrohliche Folgen

In besonders schweren Fällen kann ein hämolytisch-urämisches Syndrom, kurz HUS, entstehen. Dabei breiten sich die Giftstoffe über den Darm hinaus im Körper aus und greifen vor allem die Wände kleiner Blutgefäße an. Da sich diese überall im Körper befinden, betrifft HUS meist mehrere Organe gleichzeitig. Häufig betroffen sind

  • Nieren,
  • Magen-Darm-Trakt,
  • Gehirn,
  • Nerven,
  • Bauchspeicheldrüse,
  • und die Skelett- und Herzmuskulatur.

HUS kann zu Krampfanfällen, Herzproblemen und Nierenversagen führen und somit lebensbedrohlich werden – insbesondere bei Kindern.

Deutschlandweit vermeldt das RKI derzeit 48 HUS-Fälle, die sich definitiv dem Ausbruchsstamm Ehec O45:H2 Stx2a zuordnen lassen.

Wie verläuft die Ehec-Infektion?

Eine Ansteckung mit Ehec kann über mehrere Wege erfolgen:

  • Von Tier zu Mensch: Die Bakterien werden mit dem Kot infizierter Tiere ausgeschieden. Durch Berühren und Streicheln der Tiere können die Erreger über das Fell an die Hände und von dort in den Mund gelangen.
  • Über Nahrungsmittel: Auch roh verzehrte oder unzureichend erhitzte Lebensmittel können Ehec übertragen. Dann sind häufiger Rohmilch und Rohmilchprodukte, Rinderhackfleisch, Gemüse oder Samen, die durch Düngen oder über verunreinigtes Wasser mit den Erregern belastet wurden.
  • Von Mensch zu Mensch: Mit Ehec infizierte Menschen scheiden die Erreger mit dem Stuhl aus. Die Bakterien können in kleinsten Spuren über die Händen weitergetragen werden, von Hand zu Hand getragen und anschließend leicht in den Mund geraten.
  • Über verunreinigte Oberflächen und Wasser

In der Regel bricht die Erkrankung drei bis vier Tage, teils aber auch erst bis zu zehn Tage nach Ansteckung aus. Die Erreger können bis mehrere Wochen mit dem Stuhl ausgeschieden werden – in diesem Zeitraum besteht weiterhin Ansteckungsgefahr für andere Menschen, auch wenn Betroffene keine Symptome mehr verspüren.

Wie Sie sich vor einer Ehec-Infektion schützen

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) empfiehlt vor allem gesteigerte Hygienemaßnahmen, um sich und andere vor einer Ehec-Infektion oder Übertragung zu schützen:

  • regelmäßiges Händewaschen mit Seife im Alltag
  • gründliche Reinigung der Hände nach dem Kontakt mit Tieren: insbesondere in einem Streichelzoo oder auf einem Bauernhof
  • gründliche Reinigung der Hände vor allem bei Kleinkindern, bevor sie die Finger in den Mund nehmen oder etwas essen
  • Vermeiden von engem Kontakt zu erkrankten Personen, vor allem bei Geschwisterkindern.

Auch eine gute Küchen- und Lebensmittelhygiene wird empfohlen. Anbauflächen werden oft mit Gülle gedüngt, daher sollten Obst und Gemüse vor dem Verzehr gewaschen werden. Milch wird nur empfohlen, wenn sie pasteurisiert oder erhitzt worden ist. "Man kann mit dem Fleischsaft von rohem Fleisch ohne großen Aufwand einen Salat kontaminieren, das ist aber nicht die Hauptursache der Übertragung von EHEC", sagt Mikrobiologe und Virologe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel, Helmut Fickenscher.

Für Erkrankte und deren Kontaktpersonen empfiehlt das BMG:

  • Falls möglich eine eigene Toilette benutzen.
  • Gründliches Händewaschen nach dem Windelwechseln bei erkrankten Kindern
  • Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten oder Schulen dürfen nicht betreten betreten werden, weder von Betroffenen noch Personen aus dem gleichen Haushalt.  Behandelnde Ärztinnen oder Ärzte entscheiden, wann das wieder möglich ist.
  • Personen, die mit Lebensmitteln arbeiten oder in einer Küche tätig sind, dürfen so lange nicht zur Arbeit gehen, wie sie die EHEC-Erreger im Stuhl ausscheiden.

Bislang größer Ehec-Ausbruch in Deutschland war 2011

Im Jahr 2011 kam es zum bislang größten Ehec-Ausbruch in Deutschland. Die mutmaßliche Ursache: verunreinigte Sprossen von Bockshornkleesamen, die aus Ägypten importiert worden waren. Damals erkrankten 3842 Menschen an dem Bakterium, 53 davon starben.