"Müssen über Verteidigung nachdenken“: CDU-Mann fordert „Iron Dome“ für Berlin
Berlins CDU-Fraktionschef Dirk Stettner bringt eine neue sicherheitspolitische Idee ins Spiel: Er fordert ein Raketenabwehrsystem nach israelischem Vorbild für die deutsche Hauptstadt.
Gemeinsam mit anderen Abgeordneten reist Stettner in den kommenden Tagen nach Tel Aviv, um sich vor Ort über das israelische Abwehrsystem "Iron Dome“ zu informieren. Anfang Juli stehen zudem Gespräche mit Rüstungsunternehmen in Bayern auf dem Programm, die Luftverteidigungssysteme entwickeln.
CDU-Fraktionschef: "Wir müssen über die Verteidigung unserer Stadt nachdenken“
Im Gespräch mit dem "Tagesspiegel"-Newsletter "Checkpoint" erklärte Stettner: "Wir müssen über die Verteidigung unserer Stadt, über die Sicherheit in unserer Stadt nachdenken.“ Auch wenn derzeit keine akute Gefahr bestehe, müsse Berlin vorbereitet sein. "Das ist eine Herausforderung für den Bund, wie er seine Hauptstadt in Deutschland schützt.“
Stettner spielt damit auch auf die anstehende Neuverhandlung des Hauptstadtvertrags an, der Ende 2027 ausläuft. Angesichts der weltweiten Sicherheitslage und insbesondere der Bedrohung durch Russland sei es eine originäre staatliche Aufgabe, die Bevölkerung und die Hauptstadt wirksam zu schützen.
Was ist der Iron Dome?
Das System, das Stettner als Vorbild nennt, wurde in Israel entwickelt und ist dort seit Jahren im Einsatz. Der sogenannte Iron Dome ("Eiserne Kuppel“) wurde von den Firmen Rafael Advanced Defense Systems und Israel Aerospace Industries entworfen und schützt israelische Städte seit 2011 erfolgreich vor Kurzstreckenraketen, Mörsergranaten und Artilleriegeschossen. Es gehört neben "David’s Sling“ und "Arrow“ zu den drei Hauptsäulen der israelischen Luftverteidigung.
Der Auslöser für die Entwicklung war die zunehmende Bedrohung durch Raketenangriffe – etwa durch Qassam-Raketen der Hamas oder Katjuscha-Raketen der Hisbollah. Das System kann unabhängig von Wetter oder Tageszeit mehrere Ziele gleichzeitig erfassen und abwehren. Schon 2007 hatte der damalige israelische Verteidigungsminister Amir Peretz den Iron Dome als offizielles Verteidigungssystem gegen Kurzstreckenraketen ausgewählt.
Auch Trump will einen Raketenabwehrschild – in XXL
Nicht nur Berlin und Israel diskutieren über neue Schutzschilde. Auch US-Präsident Donald Trump verfolgt ambitionierte Pläne: Unter dem Titel "Golden Dome“ kündigte er den Bau eines massiven Raketenabwehrsystems für die USA an. Der Schutzschild solle bis zum Ende seiner Amtszeit einsatzbereit sein. In Anlehnung an Israels Verteidigungssystem sagte Trump: "Wir wollen einen hochmodernen Raketenabwehrschild wie den Iron Dome – aber für ganz Amerika.“
Der "Golden Dome“ soll laut "Tagesschau"- Informationen Raketen aus allen Teilen der Welt abfangen können – selbst dann, wenn sie aus dem Weltraum abgefeuert werden. Trump betonte: "Das ist sehr wichtig für den Erfolg und sogar das Überleben unseres Landes.“
Berlin zwischen Realität und Vision
Geplant sind gewaltige Investitionen: Rund 25 Milliarden Dollar sollen als Startkapital dienen, insgesamt bezifferte Trump die Kosten auf etwa 175 Milliarden Dollar. Auch Kanada habe bereits Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth sagte, der Schutzschild solle das amerikanische Festland vor Marschflugkörpern, ballistischen Raketen, Hyperschallwaffen und Drohnen schützen – sowohl bei konventioneller als auch nuklearer Bedrohung.
Trumps Pläne erinnern an die „Star Wars“-Strategie seines republikanischen Vorgängers Ronald Reagan, der in den 1980er Jahren Abfangsysteme im Weltraum stationieren wollte. Doch während Israels Iron Dome für kleinere, regionale Einsatzgebiete konzipiert wurde, ist der "Golden Dome“ eine globale Vision mit ungewissem Ausgang – technisch wie finanziell.
Ob Berlin nun tatsächlich mit einem eigenen Abwehrsystem nach israelischem Vorbild nachzieht und Stettners Forderung damit mehr ist als ein symbolpolitischer Vorstoß, bleibt abzuwarten.