Urlauber-Zahlen aus Deutschland bekommen Knick – Kroatien-Expertin erklärt Hauptursache

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Gestiegene Preise und schwankende Urlauberzahlen – Kroatien kämpft um deutsche Touristen und bemerkt: Die Konkurrenz ist zurück.

Zagreb – „Wir haben den kroatischen Tourismus zerstört“ – die drastischen Worte des ehemaligen Wirtschaftsministers Ljubo Jurčić sorgen für Aufsehen. Der angesehene Ökonom übte in einem Interview mit dem kroatischen TV-Sender N1 heftige Kritik an der Tourismusentwicklung seines Landes. Besonders der Rückgang aus Deutschland tue weh. Doch wie steht es wirklich um deutsche Urlauber in Kroatien?

Beliebt bei Kroatien-Urlaubern: der Hawaii-Strand bei Pula.
Beliebt bei Kroatien-Urlaubern: der Hawaii-Strand bei Pula. © IMAGO / Depositphotos

Jurčić‘ Kritik richtet sich vor allem gegen die Preispolitik und strukturelle Veränderungen der vergangenen Jahre. Doch ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt ein differenzierteres Bild. Die Kroatische Zentrale für Tourismus bestätigt auf Anfrage von Merkur.de von IPPEN.MEDIA den Eindruck: Die Gesamtzahlen deutscher Touristen seien demnach in den letzten Jahren tatsächlich „etwas rückläufig“. Nach dem Rekordjahr 2022 mit 3,5 Millionen deutschen Gästen – einem Höchststand, der auch den pandemiebedingten Sonderbedingungen geschuldet war – ändert sich die Situation derzeit. Die Ursachen sind vielfältig.

„Die Konkurrenz ist zurück“ – Kroatiens Urlauber-Boom bekommt Knick in Hauptsaison

„Die Konkurrenz ist zurück, zahlreiche neue Destinationen sind in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen“, erklärt Nera Miličić, Direktorin der Tourismuszentrale, wohl den Hauptgrund für die Entwicklung. Diese Reiseziele seien zu Corona-Zeiten zum Teil noch nicht vollständig bereit gewesen. Hinzu komme, dass viele Reisende nun Trips nachholen, die sie während der Pandemie nicht antreten konnten. Nicht zuletzt habe sich auch die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtert, sodass Menschen ihr Reisebudget heute achtsamer planen. In diesem Jahr spiele außerdem der Faktor eine Rolle, dass auch zusätzliche Einschränkungen im Reiseverkehr bestünden, erklärt die Tourismus-Expertin.

Nicht zu leugnen ist der Preissprung, der auch Kroatien erfasst hat. Laut einer neuen Analyse sollen sich Hotelpreise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum durchschnittlich um 4,6 Prozent erhöht haben. In sozialen Medien und Reiseforen sorgen Beschwerden über hohe Preise in Kroatien für Verunsicherung.

Kroatien geht neue Wege und will nachhaltiger werden

Der Ökonom Jurčić befürchtet zudem, Kroatien habe die maximale Kapazität an Touristen erreicht, „und wenn wir nichts ändern, werden die Einnahmen aus dem Tourismus sinken“. Doch genau das versucht das Land derzeit zu bessern, so Miličić. „Unser Fokus liegt vor allem auf einer qualitativen Verbesserung der Unterkünfte. Derzeit verfügen wir über weniger als 200.000 Betten in Hotelanlagen, dafür jedoch deutlich mehr in Ferienhäusern, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen. Deshalb ist jedes neu eröffnete Hotel für uns ein Gewinn.“

Alle neuen Hotels, die in den letzten Jahren eröffnet wurden – und auch jene, die in den nächsten Jahren entstehen – sollen ihr zufolge in der Regel Renovierungen bestehender Gebäude sein. „Es gibt fast kein Hotel, das komplett neu auf freiem Land gebaut wird. So wird gleichzeitig die Landschaft geschont.“ Ein Beispiel ist das neue Hotel Hyatt Regency in Zadar, das im Gebäude einer ehemaligen Likörfabrik untergebracht wurde.

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Kroatiens Hoffnung: Die Hauptsaison verlängern

Nera Miličić erklärt die Strategie: „Kroatien verfolgt seit 2023 das Ziel, die Vor- und Nachsaison zu stärken und gleichzeitig die Hauptsaison zu stabilisieren. Wir verzeichnen mehr Gäste außerhalb der Badesaison und etwas weniger in der Hauptsaison.“ Dies solle Überfüllung in den Küstenstädten verhindern und die Gästezufriedenheit erhöhen. Auch deutsche Gäste kämen nun vermehrt außerhalb der Saison. Innerhalb Deutschlands bleiben Kroatien-Urlauber aus dem Bundesland Bayern der wichtigste Markt, zeigten Zahlen.

Für die kommenden Monate zeigt sich die kroatische Tourismuszentrale optimistisch: „Für diesen Herbst erwarten wir eine besonders starke und vielversprechende Nachsaison“, heißt es dort mit Verweis auf Informationen von Reiseveranstaltern direkt vor Ort. (mke)

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