Energiekrise trifft Russland – wichtiger Sektor leidet unter West-Sanktionen
West-Sanktionen erdrücken Russlands Wirtschaft. Im Kohlesektor kommt es zur handfesten Krise. Russland entgehen Milliarden.
Moskau – Seit einer neuen Warnung aus dem Weißen Haus steht die Zukunft der Russland-Sanktionen auf dem Spiel. Zumindest die von den USA aufgelegten Sanktionen könnten schon bald kippen – angeblich erkunden entsprechende Offizielle derzeit, inwiefern sich das bewerkstelligen ließe. Während US-Präsident Donald Trump sich weiter dem Kreml-Diktator Wladimir Putin annähert, drücken die vom Westen eingesetzten Sanktionen weiter auf Russlands Wirtschaft. Im wichtigen Kohlesektor brodelt es.
Sanktionen sorgen für Krise in Putins Kohlesektor – wo baut Russland die meiste Kohle ab?
Auf der einen Seite leidet Russlands Wirtschaft unter den Sanktionen der westlichen Ukraine-Verbündeten, auf der anderen hat Russland wachsende Schwierigkeiten damit, Waren nach Asien zu exportieren. All das soll jetzt zu einer „schweren Krise“ der russischen Kohleindustrie geführt haben. Wie die Moscow Times am 3. März berichtete, ist davon vor allem der Kemerovo-Oblast betroffen, der sich in Russland ungefähr zwischen der Mongolei und Kasachstan befindet.

Die Region Kemerovo ist für rund 60 Prozent von Russlands Steinkohleproduktion und etwa 80 Prozent der Kokskohleproduktion zuständig. Es gibt keine wichtigere Region für die Kohleförderung im Land. Acht Kohleunternehmen sollen bereits die Operation eingestellt haben, Hunderte von Minenarbeitern müssen monatelang auf Bezahlung verzichten. Das habe Ilya Seredyuk, Gouverneurin der Region, berichtet. „Fallende Preise auf den Weltmärkten, logistische Probleme, Personalmangel und hohe Schlüsselinflation – zusammen mit westlichen Sanktionen – haben eine ernste Herausforderung für die Kohleindustrie geschaffen“, zitierte Kyiv Independent Seredyuk.
Genau wie in anderen Märkten – etwa Öl oder Gas – hatte der Kreml sich Richtung Asien gewandt, um den wegbrechenden Konsum in Europa zu ersetzen. Bei der Kohle schlug dieser Plan offenbar fehl, da der Bedarf in Asien nicht groß genug war. Schon Ende Januar hatten chinesische Behörden einen deutlichen Einbruch bei der Kohle-Nachfrage angezeigt.
Weg von russischer Kohle – EU sanktioniert den Sektor schwer: Deutschland bezieht Kohle aus Australien
Im Gegensatz zu Sanktionen auf Gas und Öl hatte die Europäische Union bei der russischen Kohle schon früh entscheidende Schritte unternommen und ein Einfuhrverbot verhängt. Im April 2022 teilte die EU mit, dass dies „alle Formen russischer Kohle“ betreffen sollte. „Das betrifft ein Viertel aller russischen Kohle-Exporte und bedeutet für Russland Einnahmeverluste von acht Milliarden Euro jährlich“, hatte die EU dazu gesagt.
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Die Agentur Germany Trade and Invest (GTAI) prognostizierte für den russischen Kohleexport schon 2023 einen langfristigen Rückgang. Es sei Russland nicht gelungen, die sanktionierten Lieferungen nach Europa komplett nach Asien umzuleiten. Auch der aktuelle Ausbaustand des russischen Schienennetzes limitiere die Ausfuhren nach Asien.
Vor 2022 war Russland einer der Hauptversorger der EU mit Kohle-Importen gewesen. Drei Viertel der soliden Treibstoffe, darunter ein Großteil Kohle, kamen aus Russland, den USA und Kolumbien – Russland nahm hier mit 42 Prozent den größten Anteil ein. Nach 2022 war Deutschland auf andere Zulieferländer umgestiegen. Daten des Statistischen Bundesamts zufolge importiert die Bundesrepublik die meiste Kohle mittlerweile aus Australien.
Neue Russland-Sanktionen aus den USA – wichtige Handelspartner nehmen Abstand
Kohle-Sanktionen waren auch ein Teil der neuen Sanktionsrunde, die die USA am zehnten Januar verhängt hatten. Diese sollten Russlands Gewinne, die es aus Energieexporten erzielte, weiter beschneiden. Unter anderem hatte es Dutzende der wichtigen Schattentanker getroffen, die Russland einen großen Teil der Einnahmen aus dem Ölverkauf einbringen, sowie zwei der größten Kohleproduzenten des Landes.
Die West-Sanktionen üben derzeit eine immer größere Wirkung auf Russlands Wirtschaft aus. Wichtige Handelspartner haben vorsichtig Abstand vom Kreml genommen, teils wurden Zahlungen gestoppt oder blockiert. Von Anfang an hatten die Architekten der Sanktionen auf eine eher langfristige Wirkung gesetzt.