Habecks Erbin spricht eine Sprache, die in Deutschland selten geworden ist
Katharina Reiche wirkt in der Sache hart, als Mensch verbindlich - und genau das braucht Deutschland jetzt. Die neue Wirtschaftsministerin hat bei ihrer Antrittsrede einen Ton getroffen, der in der deutschen Politik selten geworden ist: respektvoll, verbindlich – und gleichzeitig knallhart in der Analyse.
Die Schlagzeilen der Medien verkürzen ihre Worte auf das große Lob für Vorgänger Robert Habeck:
- Der habe eine „fast übermenschliche Leistung“ in der Energiekrise gezeigt.
- Das klang warm, harmonisch, fast versöhnlich.
- Doch wer genauer in das Redemanuskript schaut, entdeckte etwas anderes: eine klare, scharf umrissene Neuausrichtung, die unmissverständlich sagt: Der bisherige Kurs reicht nicht mehr aus.
Habeck-Nachfolgerin Reiche: Rhetorik, die aufräumt
Katharina Reiche macht in ihrer Rede etwas, das rhetorisch anspruchsvoll ist: Sie zollt Respekt, ohne sich unterzuordnen. Sie lobt die Leistungen, um dann mit sachlicher Schärfe herauszuarbeiten, was nun fehlt.
Ihre Botschaft ist: „Wir danken euch – aber jetzt braucht es einen anderen Kurs.“ Das Lob an Habeck ist auch eine Geste an die Beamtinnen und Beamten des Hauses, die seine Linie umgesetzt haben.
Doch noch wichtiger: Es ist ein Signal an die Öffentlichkeit, dass es hier nicht um einen politischen Showdown geht, sondern um eine ernste wirtschaftspolitische Zeitenwende.
Kein Fingerzeig nach Moskau - sondern ehrliche Selbstdiagnos
Die Rede legt die Fakten auf den Tisch:
1. Zwei Rezessionsjahre hintereinander.
2. Rekordinsolvenzen.
3. Arbeitskräftemangel trotz Millionen Arbeitslosen.
4. Energiepreise, Bürokratie, Steuern, die als „Bremsklötze“ im internationalen Wettbewerb wirken.
Über Michael Ehlers
Michael Ehlers trainiert seit zwei Jahrzehnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Top-Manager, Profi-Sporttrainer und viele mehr. Er hält Vorträge zu den Themen Rhetorik, Kommunikation, Digitale Transformation und Motivation. www.der-rhetoriktrainer.de
Reiche trifft zu all dem klare Aussagen:
1. „Diese Krise ist Made in Germany.“
2. Das ist kein Fingerzeig nach Moskau oder Washington – das ist eine schonungslose Selbstdiagnose.
3. Und rhetorisch ein Befreiungsschlag:
4. Denn wer anerkennt, dass das Problem hausgemacht ist, zeigt auch, dass die Lösung in der eigenen Hand liegt.
Reiche sagt der Verwaltung – auch der eigenen – den Kampf an
Besonders bemerkenswert ist, wie Reiche das Thema Bürokratie ins Zentrum rückt. Der Koalitionsvertrag verpflichtet die Regierung auf einen „beispiellosen Bürokratieabbau von 25 Prozent“. Für eine deutsche Ministerin ist das ein rhetorischer Hammer: Sie sagt damit der Verwaltung – auch der eigenen – den Kampf an.
Und das gefällt der Wirtschaft. Doch auch hier gilt: Rhetorik ist nur der Anfang. Die Aussage wird zum Bumerang, wenn sie nicht mit Ergebnissen unterfüttert wird.
Es reicht nicht mehr, politische Gegner schlechtzureden
Deutschland steckt wirtschaftlich in einer Krise – und politisch in einem Vertrauensverlust.
Eine Ministerin, die mit „Wir haben keine Zeit zu verlieren“ schließt, aber gleichzeitig auf Dialog und Respekt setzt, trifft den Nerv der Zeit.
Es reicht nicht mehr, politische Gegner schlechtzureden. Es reicht nicht, nur zu verwalten. Jetzt braucht es Führung, die: hart in der Sache ist, aber menschlich bleibt, klare Ziele formuliert und die eigenen Mitarbeiter genauso mitnimmt wie die Öffentlichkeit.
Mein Fazit zu Katharina Reiches Start
Katharina Reiche hat in ihrer ersten Rede gezeigt, dass sie rhetorisch genau das leisten kann. Sie verbindet Anerkennung mit klarer Kritik.
Sie formuliert eine Agenda, ohne sich in Technokraten-Sprache zu verlieren. Sie stellt sich vor ihre Mitarbeiter, macht aber klar, dass die Zeit der Ausreden vorbei ist.
Jetzt muss sie zeigen, dass sie die Wirtschaft erreicht – nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. Denn eines ist sicher: Die schönste Rede verliert ihren Wert, wenn am Ende keine Wirkung folgt.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.