„Absurd hohes Tempo“: Penzberger holt DM-Silber im Crosslauf – doch ein Athlet bleibt unerreichbar

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Mutige Aktion: Nick Jäger setzte sich zu Beginn der Langstrecke vom Rest des Feldes ab. Topfavorit Markus Görger (am linken Bildrand) holte allerdings schnell auf. © Ralf Görlitz

Nick Jäger hat bei der DM im Crosslauf alles versucht, um Gold zu holen. Doch erneut war ein ein Athlet für ihn nicht zu schlagen. Dennoch gab es für Jäger einen Titel.

Darmstadt – Die ausgebreiteten Arme beim Zieldurchlauf – sie waren eher eine Geste des Fragens denn des Jubelns. Es ist ja nicht so, dass Nick Jäger nicht alles versucht hätte, seinen großen Rivalen Markus Görger abzuhängen. Am Ende war es allerdings so wie bei den vergangenen Duellen: Görger Erster, Jäger Zweiter. Die Geste Jägers und der eher skeptische Gesichtsausdruck beinhaltete die unausgesprochene Frage: Was soll ich denn noch tun?

Nr. 1250: Tom Jäger SSV Ulm 1846Deutsche Crosslauf-Meisterschaften in Darmstadt (Bürgerpark Nord, 29.11.2025)Fotograf: Ralf GörlitzVeröffentlichung nur gegen Honorar und Urhebervermerk. Mit der Honorarzahlung wird ein einfaches Nutzungsrecht erworben. Verwendung außerhalb journalistischer Zwecke nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Urhebers.
Platz 18 auf der Mittelstrecke: Tom Jäger lieferte im Trikot des SSV Ulm eine gute Leistung ab. © Ralf Görlitz

Bei der deutschen Meisterschaft im Crosslauf hatte es der 26-jährige Penzberger, für den LSC Höchstadt/Aisch (eigentlich die Profi-Trainingsgruppe „Running Gags“) laufend, auf der Langstrecke über 7,5 Kilometer mit viel Mut versucht. Görger hatte eigenem Bekunden nach den Start „etwas verschlafen“ und fand sich im Getümmel der insgesamt 129 Männer und U23-Athleten wieder. Jäger war stattdessen ganz vorn – und machte enorm Druck. Ruckzuck hatte er rund 20 Meter zwischen sich und den Rest des Feldes gelegt. Doch schon bald war an der ersten Verfolgerposition Markus Görger mit wehenden Haaren und im roten Trikot der LG Region Karlsruhe zu sehen. Er habe „schon damit gerechnet, dass Markus wieder ranläuft“, sagte der Penzberger.

Gleicher Abstand wie in Pforzheim

Am Ende der ersten Runde (fünf Umläufe waren zu absolvieren) hatte Görger tatsächlich zu Jäger aufgeschlossen. Nur wenige Momente später lagen zwischen beiden Athleten einige Meter. „Und dann kam er so schnell angerannt, dass ich wieder nicht mitgekommen bin“, schilderte Jäger hinterher die Situation. „Ich hatte mir wirklich vorgenommen, es ihm so schwierig wie möglich zu machen. Dann war es aber doch wie immer: Markus vor mir.“ Görger, 2023 und 2024 bereits deutscher Meister, baute den Vorsprung in den nächsten zwei Runden sukzessive aus. Ein „absurd hohes Tempo“ sahen die Fach-Kommentatoren des DLV-Livestreams. Görgers Rundenzeiten (4:52/4:36/4:48/4:50/4:52) auf der Langstrecke lagen zum Teil unter denen, die tags zuvor Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch) als Sieger der Mittelstrecke gelaufen war (4:37/4:57).

Angesichts des furiosen Auftritts des Führenden geriet aus dem Blick, dass auch Jäger ein absolut starkes Rennen lief. Die Verfolger kamen jedenfalls nicht weiter heran. Er selbst bezeichnete seinen Lauf auf Position zwei als „Kampf, die Lücke nach vorn nicht riesig werden zu lassen und aufzupassen, dass keiner mehr von hinten kommt“. Im Ziel betrug der Abstand zwischen Görger (24:22) und Jäger 15 Sekunden – genau so viel wie beim Duell zwei Wochen davor in Pforzheim. „Zweiter hinter Markus kann sich trotzdem sehen lassen, aber ein bisschen knapper wäre schöner gewesen.“ Bronze holte sich überraschend Felix Friedrich (24:50) vom Dresdner SC, der heuer kein einziges Bahnrennen bestritten und sich intensiv auf Crosslauf vorbereitet hatte.

Als im Zielbereich ein Foto mit den Vereinskollegen anstand, hatte sich Jägers Miene deutlich aufgehellt. Zur Silbermedaille im Einzel kam nämlich noch Gold in der Mannschaftswertung hinzu. Die „Running Gags“-Truppe hatte das Geschehen klar dominiert. Nicht allzu weit hinter Jäger hatten Bremm (25:01/5.) und Maximilian Berger (25:22/8.) ebenfalls Spitzenränge erreicht. Für die Teamwertung werden die Platzierungsnummern der besten drei Athleten pro Verein zusammengezählt. Der LSC Höchstadt/Aisch kam auf 15 Punkte und gewann damit klar vor der LG Region Karlsruhe (47) und dem TSV Bayer 04 Leverkusen (53).

Norm für EM-Start ist erfüllt

Für Nick Jäger wichtig: Mit seiner Silbermedaille bei der DM und den beiden Top-Acht-Rängen bei den Gold-Label-Rennen in Spanien (6.) und Italien (7.) hat er die DLV-Richtlinien für einen Start bei der Crosslauf-EM am 14. Dezember in Lagoa (Portugal) erfüllt. Allerdings führt nicht immer eine Normerfüllung zur Nominierung. Der Penzberger darf zusammen mit Görger tatsächlich bei der Europameisterschaft antreten.

Der ältere Bruder von Nick Jäger, Tom Jäger (29), war in Darmstadt auf der Mittelstrecke in Aktion. Die 3,8 Kilometer im Bürgerpark, die aus einer kleinen Runde und zwei großen Runden bestand, lief er in 12:46 Minuten. Das bescherte ihm den beachtlichen 18. Platz unter 123 Teilnehmern. Von den Top-Ten war er nur 13 Sekunden entfernt. Tom Jäger, für den SSV Ulm laufend, hatte Anfang November beim Teamtrail des TSV Penzberg zusammen mit U20-Athlet Moritz Mayr (SSV Ulm) den Gesamtsieg geholt. In Pforzheim war er auf der Langstrecke (8800 Meter) auf dem 18. Platz gelandet.

Nr. 167: Christian Scholz, LG AllgäuDeutsche Crosslauf-Meisterschaften in Darmstadt (Bürgerpark Nord, 30.11.2025)Fotograf: Ralf GörlitzVeröffentlichung nur gegen Honorar und Urhebervermerk. Mit der Honorarzahlung wird ein einfaches Nutzungsrecht erworben. Verwendung außerhalb journalistischer Zwecke nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Urhebers.
Beachtlicher Auftritt bei den Senioren: Christian Scholz (vorn) us peiting holte DM-Bronze mit dem Team der LG Allgäu. © Ralf Görlitz

Mit einer Medaille reiste der Peitinger Christian Scholz aus Darmstadt ab. Der M55-Athlet der LG Allgäu hatte sich mit Blick auf die Teamwertung zu einem Einsatz bereiterklärt. Crosslauf „ist meine schwächste Disziplin, obwohl ich sie gern mag“, so Scholz. Zusammen mit Thomas Langer (M55/3. Platz) und Harald Stecker (M60/5. Platz) sprang der dritte Rang unter 13 Mannschaften heraus.

Sechs Kilometer durch Schlamm

Im Einzel „konnte ich nicht viel erwarten“, sagte Scholz mit Blick auf mehrere körperliche Probleme, die zuletzt ein kontinuierliches Training nicht zuließen. Unter anderem hatte sich der Peitinger einer Schulter-OP unterziehen müssen. Gleichwohl gilt für ihn: „Wenn man an den Start geht, muss man einfach laufen.“ Und das tat er trotz allem in beachtlicher Manier. Am Ende konnte er für sich verbuchen, „alles gegeben“ zu haben.

Mit einer Platzierung zwischen zehn und zwölf hatte er gerechnet – am Ende wurde es über die 6 Kilometer mit der Zeit von 25:18 Minuten der 13. Rang. Damit war Scholz „natürlich nicht zufrieden“. Er lag diesmal hinter einigen Konkurrenten zurück, die er ansonsten hinter sich lässt. Gold in der M55-Klasse ging an Günter König (23:49) von der TSG Weinheim. Bei der Berglauf-DM am Nebelhorn hatte Scholz (als Bronzemedaillengewinner) den Badener noch um dreieinhalb Minuten distanziert.

Die Senioren der Klassen M50 bis M60 waren ganz am Schluss der zweitägigen Meisterschaft an der Reihe. Die Strecke war daher schon ordentlich ramponiert und arg schlammig. Als „richtig anspruchsvoll, aber schön“ bezeichnete Scholz den Kurs, der zahlreiche Kurven und Kehren und eine längere Sandpassage (ein Beachvolleyballfeld) aufwies. Diverse Strohballen sorgten für zusätzliche Herausforderungen beim Laufen.