Während er in Ludenhausen abgestraft wurde, erlebte Benjamin Graf bei der Aufstellungsversammlung in Reichling einen deutlich entspannteren Abend. Mit 177 von 189 Stimmen wurde der 38-Jährige zum Bürgermeisterkandidaten gewählt.
Reichling – Eine ziemliche Überraschung gab's kürzlich bei der Aufstellungsversammlung in Ludenhausen (wir berichteten). Dort wurde nicht Benjamin Graf (38), sondern der bislang eher unbekannte Marc Kirsch (36) zum Bürgermeisterkandidaten gewählt. Mit nur neun von 117 Stimmen erhielt Graf von den Ludenhausenern eine derbe Wahl-Klatsche.
Anders war die Situation bei der Reichlinger Aufstellungsversammlung, die tags zuvor stattgefunden hatte. Hier wurde Benjamin Graf mit einer sehr deutlichen Mehrheit zum Bürgermeisterkandidaten gewählt.
Spaltung der beiden Ortsteile soll überwunden werden
Graf ist 38 Jahre alt und stammt aus Pflugdorf. Vor 16 Jahren hat er sich im Reichlinger Gewerbegebiet einen Maler- und Lackiererbetrieb mit Wohnhaus aufgebaut. Der 38-Jährige ist verheiratet und hat zwei kleine Töchter.
In seiner Vorstellungsrede klang heraus, dass Graf die Gemeinde sehr am Herzen liegt. „Mit Ehrgeiz und Antrieb, mit Offenheit und Ehrlichkeit“ wolle er das Miteinander stärken. Für Vereine habe er stets ein offenes Ohr, so Graf. Außerdem möchte sich der 38-Jährige für neue Praxis-Räumlichkeiten für die ärztliche Versorgung, einen regelmäßigen Mittagstisch für Senioren, eine wöchentliche Bürgersprechstunde sowie bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Grafs Ziel ist es, die Spaltung der beiden Ortsteile Reichling und Ludenhausen zu überwinden.
Nur zwei amtierende Gemeinderäte treten wieder an
Graf gehört gemeinsam mit Stephan Leis zu den einzigen aktuellen Gemeinderäten, die sich wieder zur Wahl stellen. Wie berichtet, kandidiert Bürgermeister Johannes Hintersberger nach den Spionage-Vorwürfen ebenfalls nicht mehr.
Versammlungsleiter Dietmar Linder erklärte die Regularien und leitete souverän den rund dreistündigen Abend, zu dem 189 Wahlberechtigte und einige weitere nicht Wahlberechtigte ins Dorfgemeinschaftshaus Reichling gekommen waren. Darunter befanden sich auch einige Ludenhausener darunter, die bei der Nominierung des Bürgermeisterkandidaten mit abstimmten. Dietmar Linder hatte sich bei der Verwaltungsgemeinschaft extra erkundigt, ob dies möglich sei. Erst vor der Wahl der Gemeinderatsliste wurde er von Altbürgermeisterin Margit Horner-Spindler darauf hingewiesen, dass sie eben bei einer Nachfrage bei der Rechtsaufsicht des Landratsamtes erfahren habe, dass Bürger aus den beiden Ortsteilen nur einmal abstimmen dürfen.
Reichling soll wieder aus den Negativ-Schlagzeilen rauskommen
18 Kandidaten, darunter eine Frau, erklärten sich dazu bereit, für den Gemeinderat zu kandidieren. In Blockabstimmung wurde nach vorherigem Einverständnis die Reihenfolge für die Kandidatenliste festgelegt. Dazu waren alle Wahlberechtigten aufgerufen, in geheimer Wahl ihre Stimmen unter den Kandidaten (maximal drei Stimmen pro Kandidat) aufzuteilen. Um die Entscheidung zu erleichtern, stellten sich alle kurz mit Alter, Beruf und der Intention ihrer Bewerbung vor. Bei letzterem gab's verschiedene Gründe zu hören: Zum Beispiel, dass Reichling wieder raus aus den negativen Schlagzeilen kommen solle.
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VON GISELA KLÖCK
Das sind die Gemeinderatskandidaten
1. Hubert Rapp (51, Wasserwart und Landwirt, 337 Stimmen)
2. Stephan Leis (41, Bauingenieur, Gemeinderatsmitglied, 325 Stimmen)
3. Johann Haberl (51, Bauhofleiter, 1. Kommandant der Feuerwehr, 244 Stimmen)
4. Stefan Götz (63, BR-Journalist und Moderator, 237 Stimmen)
5. Thomas Rauschmair (44, selbstständiger Zimmerermeister, 235 Stimmen)
6. Robert Filgertshofer (53, Entwicklungstechniker 225 Stimmen)
7. Clemens Hennige (48, Diplomkaufmann, VR-Vertriebsleiter, Reserveoffizier, 217 Stimmen)
8. Michael Klöck (42, Gymnasiallehrer, Landwirt, 205 Stimmen)
9. Matthias Graf (Landwirt, 174 Stimmen)
10. Andreas Graf (44, Teamleiter Elektronikentwicklung, Feuerwehrausbilder, 170 Stimmen)
11. Benjamin Graf (38, selbständiger Unternehmer/Malerbetrieb, Gemeinderatsmitglied, 167 Stimmen)
12. Rosanna Wiedersperg (41, Stiftungsmanagerin, Nachhaltigkeitsberaterin, 152 Stimmen)
Ersatzkandidaten:
Marin Ohr (63, Handwerksmeister, Biogärtner, 129 Stimmen), Andreas Geisenberger (43, Softwareentwickler, 126 Stimmen), André Strobl (38, Fachlehrer-Landwirtschaftsschule, 112 Stimmen), Florian Graf (Logistiker, 96 Stimmen), Armin Mayr (53, Energieelektroniker, 77 Stimmen) Michael Darchinger (33 Stimmen).