72-jähriger Rentner speichert Sonnenwärme mit Sand – und kocht damit sogar Chili con Carne

Ein 200-Liter-Fass, acht Solarpaneele auf dem Dach und handelsüblicher Sand aus dem Baumarkt: Mehr braucht Robert Hofer nicht, um im Sommer überschüssigen Solarstrom in Wärme zu verwandeln, die er im tiefsten Winter noch zum Duschen und Heizen nutzt. Der pensionierte Radioelektriker und Informatiker hat damit die wohl günstigste Saison-Wärmebatterie der Schweiz gebaut.

Sand, Solarstrom und Erfindergeist

Hofers erster Prototyp stand 2024 auf seiner Terrasse im Emmental in der Schweiz. „Bevor ich mit dem Bau startete, ließ ich die Anlage von ChatGPT berechnen“, sagt er der „Bernerzeitung“. Kern seiner Konstruktion: runde Ofen-Ziegelsteine, die Hofer wie eine Spirale mit speziellem Widerstandsdraht umwickelte. Diese selbstgebauten Heizelemente steckte er senkrecht in den Sand. 

Sobald die Sonne scheint, fließt der Strom direkt von den 70-Volt-Panels in die Drähte – Temperaturen von mehr als 300 Grad im Zentrum der Anlage sind keine Seltenheit. „Jedes Watt landet als Wärme im Sand“, erklärt Hofer. Ein um das Fass gewickelter Wasserschlauch entnimmt die Hitze zeitversetzt und speist sie in den Warmwasserboiler ein.

Hofers Speicher „noch nicht massentauglich“

„Der große Vorteil von Sand ist, dass man ihn auf mehrere 100 Grad erhitzen kann – Wasser hingegen nur bis knapp 100 Grad. Daher kann man mit Sand mehr Energie speichern“, sagt Hofer der „Wochen-Zeitung“.

Tatsächlich ist Sand günstig, ungiftig und kann ohne Druckaufbau extrem hoch erhitzt werden. Allerdings speichert er pro Liter weniger Energie als Wasser. Das Erzeugen von über 300 Grad für lediglich 40–60 Grad Haushaltswärme sei nicht besonders effizient, sagen Experten. 

Professor Jörg Worlitschek von der Hochschule Luzern sieht den Sinn eher bei Industrieprozessen mit echtem Hochtemperaturbedarf. Das Bundesamt für Energie kritisiert zudem den Begriff „Sandbatterie“, da im Sand Wärme und nicht Strom gespeichert werde.

Solar-Pionier Josef Jenni, der seit 40 Jahren große Wasserspeicher baut, lobt das Grundprinzip, warnt aber: „Das System ist noch nicht massentauglich ausgereift. Um damit in Serie gehen zu können, muss es absolut narrensicher sein.“ So müsse etwa klar sein, wie sich die Temperatur im Innern sicher regulieren lasse.

Größte Sandbatterie der Welt als Vorbild

Inspiriert hat Hofer die größte Sandbatterie der Welt. Diese steht in Finnland und wurde vom Start-up Polar Night Energy entwickelt. Das Team füllte in Pornainen, einer Gemeinde in Finnland, einen 13 Meter hohen Silo mit 2.000 Tonnen Specksteinschotter, der 100 Megawattstunden Wärme speichert – genug, um sechs Kommunen im Winter fast eine Woche lang zu versorgen. 

Geladen mit günstigem Strom aus Wind und Solar, wenn Preise sinken oder negativ werden, reduziert die Sandbatterie die CO2-Emissionen des Fernwärmenetzes von Pornainen um rund 70 Prozent. Mittlerweile hat sich das Start-up etabliert und bereits mehrere Sandspeicher fertiggestellt.

„Wenn ich ein paar hundert Liter Öl spare, hat es sich gelohnt“

Der Prototyp von Hofers Ölfass ist inzwischen Geschichte und wurde wieder demontiert. Seit Kurzem steht im Nachbardorf Bärau in der Garage von Stefan Lukunic die erste fest installierte Version: ein silbern glänzender, zwei Meter hoher Tank mit fast fünf Tonnen Sand. 

An einem trüben Novembermorgen zeigt das Kernthermometer beim Besuch des „SRF“ bereits 93 Grad – nach nur wenigen Stunden Betrieb. 4500 Franken (4800 Euro) habe das Material für den Speicher gekostet. Jedoch hätten Hofer und Lukunic hunderte Arbeitsstunden investiert. Lukunic ist dennoch zufrieden: „Wenn ich damit nur einige hundert Liter Heizöl im Jahr einspare, hat sich die Installation gelohnt“, sagt er dem „SRF“. Die jährlichen Heizkosten für eine gasbeheizte 70 Quadratmeter-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus liegen laut Experten im Jahr 2025 bei 1180 Euro.

Sein neuster Streich: die Sandpfanne

Hofer hat aus dem heißen Sand auch einen Kocher gebaut. Eine Pfanne direkt auf den Sand zu stellen, brachte nichts. Mit einem massiven Eisenkern in der Mitte funktioniert seine Sandpfanne jetzt. „Ich habe bereits ein Chili gekocht“, sagt Hofer im Interview mit dem SRF. Seiner Meinung nach könnte ein Sandkocher in vielen entlegenen Gegenden der Welt eine echte Lösung sein.

Auch bei seiner Sandbatterie sieht Hofer weltweites Potential – vor allem in Krisengebieten. Laut der „Bernerzeitung“ schrieb der Renter der ukrainischen Botschaft und mehreren Hilfsorganisationen.

Seine Idee: In Gegenden, in denen durch Bomben fast alle Heizungen zerstört wurden, könnte Hofer große Hallen mit einer dicken Schicht Sand auffüllen, ein paar Heizkabel verlegen und diese an Solarpaneele anschließen. „So fänden die Menschen dort auf einfache Weise einen warmen Ort.“

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