"Merz hat recht. Der Bürgerkrieg ist zu Ende" – Leser diskutieren über Syrien

Abschieben oder nicht – und wem kann man noch glauben? Die Aussage von Friedrich Merz zu Abschiebungen nach Syrien wird in der FOCUS-online-Community kontrovers diskutiert. Viele misstrauen dem Kanzler und bezweifeln, dass seiner Ankündigung Taten folgen. Andere fordern konsequente Rückführungen und ein Ende politischer Blockaden. Die Debatte dreht sich um Glaubwürdigkeit, Verantwortung und die Zukunft deutscher Flüchtlingspolitik.

Verteilung der Meinung zu "Die Community diskutiert: Von Misstrauen bis Wiederaufbau – so vielschichtig war die Debatte zu Merz' Vorstoß für Abschiebungen nach Syrien"
Im Zentrum der Debatte steht so die Frage nach Glaubwürdigkeit, Durchsetzung und Zukunftsfähigkeit deutscher Flüchtlingspolitik. FOCUS Online

Kein Politikvertrauen

Viele Leser reagieren mit deutlichem Misstrauen auf die jüngsten Aussagen von Friedrich Merz zu Rückführungen nach Syrien. Ihm wird Populismus vorgeworfen, seine Ankündigungen gelten als unglaubwürdig und folgenlos. Zahlreiche Kommentare verweisen auf frühere Versprechen, die nicht umgesetzt wurden, und sprechen von einer Politik des bloßen Aktionismus. Die Distanz zwischen Worten und Taten wird als Hauptgrund für das schwindende Vertrauen genannt – nicht nur gegenüber Merz, sondern gegenüber der gesamten Politik. Die Debatte zeigt, wie tief die Skepsis inzwischen reicht: Selbst konservative Wähler zweifeln daran, dass politische Ankündigungen noch praktische Konsequenzen haben.

"Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."  Zum Originalkommentar

"Merz und Machtwort. Passt nicht zusammen."  Zum Originalkommentar

"Egal, was er sagt! Ich glaube ihm nichts mehr."  Zum Originalkommentar

"Wäre es das erste Mal, dass er ein Versprechen hält?"  Zum Originalkommentar

"Sorry, aber ist doch alles nur noch ein Theater mehr nicht. Der eine sagt, man müsste die Menschen zurückführen, um u.a. auch das Land wieder aufzubauen, der andere sagt, in so ein zerstörtes Land kann man niemanden senden. Wisst Ihr von der CDU eigentlich noch was Ihr da macht? So langsam hege ich massive Zweifel." Zum Originalkommentar

Forderung nach schnellen Rückführungen

Ein großer Teil der Leser fordert nicht Worte, sondern Taten. Die Rückführung abgelehnter Asylbewerber, insbesondere nach Syrien, müsse endlich konsequent umgesetzt werden. Viele Kommentare verlangen sofortige Maßnahmen statt Prüfverfahren oder diplomatischer Absprachen. Hinter dieser Haltung steht Frustration über langwierige Verfahren und das Gefühl, dass Gesetze zwar bestehen, aber nicht durchgesetzt werden. 

Tatsächlich gilt in Deutschland seit 2012 ein genereller Abschiebestopp nach Syrien, der nur in Einzelfällen aufgehoben werden kann – etwa bei schweren Straftätern. Ohne diplomatische Beziehungen zu Damaskus bleibt eine Rückführung aber völkerrechtlich und praktisch kaum möglich. Diese rechtliche Hürde wird von Lesern oft übersehen – ihre Kritik richtet sich daher weniger gegen das Recht, sondern gegen politische Ohnmacht.

"Ein Machtwort? Und jetzt wartet er wohl, bis jemand freiwillig geht. Das kann ich ihm jetzt schon sagen: Keiner."  Zum Originalkommentar

"'Es könne mit Rückführungen begonnen werden'. Was für ein Bundeskanzler-Deutsch! Wenn Herr Merz wirklich die Absicht hat, mit Rückführungen nach Syrien zu beginnen, dann hätte er sagen müssen: Die Bundesregierung wird sofort und unverzüglich in allen Bundesländern mit Rückführungen nach Syrien in Größenordnung von 100 pro Tag beginnen ..."  Zum Originalkommentar

"Merz geht also davon aus, dass viele Syrer jetzt freiwillig in ihr Heimatland zurückreisen? Da täuscht er sich aber gewaltig, und deshalb bleiben die erstmal hier, zur Not mit Hilfe von Anwälten."  Zum Originalkommentar

"Na, wenn das mit den Rückführungen nach Syrien auch so gut klappt wie mit den Abschiebeflügen nach Afghanistan, dann können wir uns drauf freuen. Momentan kommen die Flüge noch von Afghanistan/ Pakistan."  Zum Originalkommentar

Rückkehr als Beitrag für Syrien

Einige Leser unterstützen die Idee, Rückkehrer mit finanzieller Hilfe beim Wiederaufbau Syriens zu unterstützen. Sie sehen darin einen Weg, Verantwortung zu übernehmen und den Menschen im Herkunftsland Perspektiven zu bieten. Der Gedanke erinnert an frühere Rückkehrförderprogramme, die etwa vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge getragen wurden.

Kritisch bleibt jedoch, dass Syrien trotz der politischen Veränderungen nicht als sicheres Rückkehrland gilt. Mehrere internationale Medien und Menschenrechtsorganisationen weisen weiterhin auf erhebliche Risiken hin — darunter willkürliche Inhaftierungen und Folter. Zwar entschied im Mai 2025 ein Gericht in Karlsruhe, dass die Situation in Syrien im jeweiligen Einzelfall bewertet werden muss. Die Herkunftslage bleibt damit für viele unklar, und großflächige Rückführungen sind derzeit nicht realisierbar. Gleichzeitig spiegelt sich in den Kommentaren das Bedürfnis vieler Leser wider: Wer Schutz im Ausland erhalten habe, solle beim Wiederaufbau des Herkunftslands mitwirken, sobald dies möglich sei.

"Merz hat recht. Der Bürgerkrieg ist zu Ende. All die Flüchtlinge können nun heimgehen und beim Aufbau helfen. Was können wir machen? Statt ihnen bei uns Geld zum Überleben zu geben können wir ihre in Syrien produzieren Waren abkaufen ..." Zum Originalkommentar

"Stimmt, alle müssen beim Aufbau helfen. Jedem Rückkehrer, pro Person, selbstverständlich auch Kinder 1000 € Starthilfe, das würde wirklich Syrien helfen."  Zum Originalkommentar

"Jeder Syrer wird in der Heimat gebraucht, es gibt viel zu tun."  Zum Originalkommentar

"Was Wadephul in Syrien gesehen hat, ist nur eine Punktaufnahme. An vielen Orten gibt es ein ganz normales Leben. Also zurück nach Syrien und angepackt beim Wiederaufbau der Heimat, so wie wir es nach 1945 in Deutschland auch gemacht haben ..."  Zum Originalkommentar

"Ich habe noch die Worte der früheren BK in im Ohr 'wenn der Krieg zu Ende ist, gehen selbstverständlich alle wieder zurück und bauen ihr Land wieder auf'. So soll es sein. Alles andere steht ja wohl nicht zur Debatte."  Zum Originalkommentar

Kritik an Regierung und Koalitionsstreit

Viele Leser wenden sich nicht nur gegen Merz, sondern gegen die gesamte politische Führung. Die Regierung wird als zerstritten und entscheidungsschwach wahrgenommen. Koalitionskonflikte und widersprüchliche Botschaften prägen nach Ansicht der Kommentierenden das politische Bild. Die CDU wiederum wird für ihre unklare Linie zwischen Opposition und Regierung kritisiert. Diese Wahrnehmung speist sich aus den anhaltenden Differenzen über Migrationspolitik und Rückführungen. 

"Hat er das wirklich gesagt? Nicht, dass der Koalitionspartner dagegen ist. Ich hoffe, der Vize ist auch dabei, oder doch nicht? Man weiß es nicht. Vieles, was der Kanzler gesagt hat, ist doch schnell wieder eingebrochen."  Zum Originalkommentar

"Vielleicht sollten sich die Herren Experten vorher einmal abstimmen, wie die Linie der Regierung, besonders der CDU, sein soll. Diese riesige Bandbreite nervt die Menschen, und niemand mag andauerndes Hin und Her. Die Linie der SPD ist bekannt, aber bei der CDU staune ich immer wieder."  Zum Originalkommentar

"'Der Bürgerkrieg in Syrien ist zu Ende'. Das interessiert die SPD nicht. Und Merz wird wieder der Umfaller des Jahres ..."  Zum Originalkommentar

Forderung nach Personalwechsel in der Politik

Ein Teil der Leser sieht in den aktuellen Vorgängen ein weiteres Beispiel für Führungs- und Kommunikationsdefizite in der Politik. Der Ruf nach personellen Konsequenzen bezüglich Wadephul ist laut. In Zeiten multipler Krisen – Migration, Wirtschaft, internationale Konflikte – wächst die Erwartung, dass politische Führung klar handelt. Dass viele Leser inzwischen das Gegenteil empfinden, verdeutlicht das tiefe Vertrauensdefizit zwischen Wählern und gewählten Vertretern.

"Der Mann ist vieles, aber erstens kein Diplomat und zweitens kein guter Politiker."  Zum Originalkommentar

"Merz muss ihn schnellstmöglich entlassen und einen loyalen Minister ernennen."  Zum Originalkommentar

"Er sollte Wadephul sofort von seinem Amt abziehen."  Zum Originalkommentar

Sorgen um Migration und Sozialsystem

Einige Leser richten den Blick über die aktuelle Syrien-Debatte hinaus und thematisieren die Migrationspolitik insgesamt. Befürchtet wird eine Überlastung des Sozialsystems, wenn Integration nicht gelingt oder Rückführungen scheitern. Dabei werden häufig auch andere Herkunftsstaaten wie Tunesien, Marokko oder Ägypten genannt. 

Tatsächlich ist die Lage komplex: Abschiebungen setzen nicht nur die Zustimmung der Herkunftsländer voraus, sondern auch individuelle Sicherheitsprüfungen. Zugleich zeigen Studien, dass Integration dort besser gelingt, wo Kommunen ausreichend Personal und Ressourcen haben. Zwischen diesen Realitäten und der öffentlichen Wahrnehmung klafft eine Lücke – eine, die in den Leserkommentaren besonders deutlich wird.

"Nicht nur die Syrer könnten gehen, sondern auch Marokkaner, Ägypter, Tunesier und viele andere, wo ebenfalls schon längst kein Krieg mehr ist ..."  Zum Originalkommentar

"Unser Land wurde durch die ungeregelte Migration, eigentlich schon seit den 1990ern, in einem Maß gefordert, was sich zu einer Überlastung angestaut hat. Auch wenn sich manche im Land nicht vorstellen wollen, dass auch bei uns die Ressourcen und Möglichkeiten endlich sind, wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, die Belastungen zu reduzieren. Deshalb müssen Straftäter und nicht Integrierbare konsequent ausgewiesen werden. Alle anderen sollten wir aber umso besser integrieren."  Zum Originalkommentar

Ironie, Unmut und Seitenhiebe – die Sonstigen

Mit einem Anteil von 3 Prozent bündeln sich in dieser Perspektive sarkastische, ironische und unterhaltsame Kommentare. Die Kommentare nehmen die Aussagen der Politik und die Debatte selbst augenzwinkernd aufs Korn.

"Machtwort? Klingt wie Richtlinienkompetenz."  Zum Originalkommentar

"Wers glaubt. Eher ist die Erde eine Scheibe."  Zum Originalkommentar
 

Wie beurteilen Sie die Chancen und Risiken von Rückführungen nach Syrien – ist die Zeit dafür wirklich schon gekommen oder stehen humanitäre Gründe nach wie vor im Vordergrund? Diskutieren Sie mi!: Welche Lösungen wünschen Sie sich für den Umgang mit geflohenen Menschen und wie viel Vertrauen haben Sie in die Ankündigungen der Politik?

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