Weihnachten und „Black Friday“ zeigen die Schattenseiten der „Fast Fashion“

Heute ist wieder Black Friday, kurz darauf nahen die Feiertage – und mit ihnen der stille Druck: Ein neues Outfit für jede Party, jedes Familienessen, jede Silvesterfeier. Online stolpert man dabei unweigerlich über Shein, H&M und all die bunten Banner, Rabatte und Influencerinnen und Influencer, die uns sagen, wir bräuchten noch eins, noch eins, noch eins.

Gefährliche Chemikalien in Billigkleidung

Dabei ist das, was glänzt, nicht immer harmlos. Eine aktuelle Greenpeace-Recherche zeigt: Bei Shein-Kleidung wurden schon wieder gefährliche Chemikalien nachgewiesen – von Weichmachern bis zu PFAS, die nicht nur Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken, sondern auch uns beim Tragen, Waschen oder Entsorgen belasten können. Und es geht nicht nur um Chemie: Fast Fashion produziert einfach zu viel. 

Jedes Jahr entstehen rund 180 Milliarden Kleidungsstücke – viel mehr, als wir jemals tragen könnten. Jede Sekunde landet weltweit eine Lkw-Ladung Klamotten im Müll. Plattformen wie Shein treiben das voran: 10.000 neue Designs am Tag, über 500.000 Modelle gleichzeitig, mehr als zwanzig mal so viele wie H&M, und fast 400 Millionen Besucherinnen und Besucher pro Monat – ein ungebremster Kaufrausch.

Über den Experten

Moritz Jäger-Roschko ist Experte für Plastik und Kreislaufwirtschaft bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace. 

Nur auf dem Preisschild billig

Und seien wir ehrlich: Unsere eigenen Kleiderschränke sind auch nicht gerade leer. Vieles hängt dort selten getragen, während Fast-Fashion-Marken neue Kollektionen raushauen. Es geht nicht darum, nie mehr zu shoppen. Es geht darum, ein System in die Schranken zu weisen, das nur funktioniert durch enorme Ressourcenverschwendung, Umweltverschmutzung und katastrophale Arbeitsbedingungen. 

Es ist ein System, das uns bewusst neue Anreize gibt, ständig neu zu kaufen. Werbung, Influencer, Rabatte – alles sorgt dafür, dass wir denken, wir bräuchten noch ein Teil mehr. Und dabei ist Fast Fashion eigentlich nur auf dem Preisschild billig: Die Qualität hält oft nicht lange, also kaufen wir gleich wieder nach. 

Das nächste Kleid einfach mal ausleihen

Es gibt Wege, dem entgegenzuwirken. Frankreich geht mit seinem Gesetz gegen Fast-Fashion einen wichtigen Schritt. Deutschland sollte dem Beispiel folgen mit einer Sonderabgabe und Werbeverbot für alle Fast Fashion. 

Bis wir in Deutschland so weit sind, kann auch jede und jeder Einzelne ganz einfach etwas tun: bewusst einkaufen, vor dem Kauf nachfragen, woher das Teil kommt und was darin steckt oder Alternativen zum Neukauf entdecken. Vielleicht können Sie das Kleid für die nächste Weihnachtsfeier ja auch bei der Freundin leihen oder mal eine Tauschplattform ausprobieren. Weihnachten und Silvester werden nicht weniger festlich, wenn man das Outfit bewusster aussucht.