„Möchte sowas nie sagen müssen“: Warum Philipp Fincke nicht mehr für Moosburgs Stadtrat kandidiert

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Philipp Fincke (FDP) „Das Kind ist schon längst in den Brunnen gefallen.“ © Archiv

Bei der Wahl im März 2026 wird Stadtrat Philipp Fincke nicht mehr antreten. Das FT hat den Grund erfahren – und nachgehakt, wie es mit der Moosburger FDP weiter geht.

Moosburg – Wenn am 8. März in Moosburg das neue Kommunalparlament bestimmt wird, steht der parteilose Stadtrat Philipp Fincke nicht mehr auf den Wahlzetteln: Er hat sich gegen eine erneute Kandidatur entschieden. 2020 war der Aicher noch als Bürgermeisterkandidat für die FDP ins Rennen gegangen, nun verkündete er auf Nachfrage des FT: „Ich werde stadtratstechnisch bei der kommenden Wahl keine Rolle spielen – auf keiner Liste.“

Der Grund: „Ich mach‘ Pause und bin jetzt Papa.“ Mit Blick auf seine neun Monate alte Tochter erklärte er: „Es gibt so viele alte Männer, die sagen, sie haben nichts von der Zeit gehabt, als ihre Kinder klein waren. Ich möchte sowas nie sagen müssen.“ Es seien nicht nur die Stadtratssitzungen am Abend, sondern auch diverse Ausschüsse, „die immer zu der Zeit beginnen, wo ich eigentlich noch Zeit mit meiner Tochter hätte: die eine Stunde nach der Arbeit, wo Spielen, Wickeln und ins Bett bringen angesagt ist – das werde ich künftig noch öfter genießen können“, sagt 32-jährige Spezialist für Bau- und Gewerbefinanzierungen.

Fincke hat noch mehr Ämter und Funktionen abgegeben

Auch abseits der Kommunalpolitik hat Fincke Ehrenämter abgelegt: „Ich bin nicht mehr neu angetreten im Verwaltungsbeirat einer Eigentümergemeinschaft, bin nicht mehr im Organisationsteam des Internationalen Familienfests. Und auch in die Vorstandschaft der SG Aich habe ich mich nicht mehr wählen lassen. Jetzt bin ich einfach noch Feuerwehrmann und Vorsitzender des Fördervereins der Schützen. Das passt.“

Philipp Fincke, Josef Dollinger, Ann-Kathrin Maier und Aicke Morgenstern präsentieren vor einem Parkautomaten Flyer
Wer keine Münzen zur Hand hat, kann seit 2022 seinen Parkschein in Moosburg auch per Handy-App buchen - dank der Initiative des damaligen Digitalreferenten im Stadtrat, Philipp Fincke (l.). Die Einführung der Parkschein-App war sein erster Antrag, der umgesetzt wurde. © Nico Bauer

Bis zu seinem Austritt aus der FDP nach dem Eklat um das „D-Day-Papier“ war Fincke auch 2. Vorsitzender der Freien Demokraten in Moosburg. „Ich hatte mein Problem mit der Bundespolitik der FDP, auf Kreisebene halte ich relativ viel von Tobi Weiskopf, Timo Ecker oder Susanne Hartmann. Ich möchte, dass sie ihre Arbeit weiterführen können, daher unterstütze ich sie auf der Kreistagsliste – aber auf einem nicht aussichtsreichen Platz.“

Zukunft des FDP-Ortsverbands in der Schwebe

Die Zeit im Stadtrat hat Fincke „wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich bin schon wehmütig, aber es war die richtige Entscheidung.“ Er werde in sechs Jahren ein Comeback versuchen und seinen Hut in den Ring werfen. „Noch weiß ich nicht, in welchem Gremium. Falls mich die Moosburger wieder haben möchten, vielleicht im Stadtrat.“ Nun gelte es, die laufende Amtsperiode ausklingen zu lassen. „In meiner vorerst letzten Haushaltsrede werde ich auf meinen Entschluss noch einmal eingehen.“

Setzt sich für kostenloses Surfen im Moosburger Zentrum ein: Philipp Fincke.
Philipp Fincke setzte sich als Stadtrat unter anderem für kostenloses Surfen im Moosburger Zentrum ein - damals als Digitalreferent. © privat

Wie unsere Zeitung erfuhr, stellt auch der FDP-Ortsverband Moosburg/Hallertau keine Liste auf. Der Vorsitzende, Matthias Spettmann, erklärte auf Anfrage, derzeit berufsbedingt selten am Ort und in der Partei „nicht sonderlich aktiv“ zu sein. „Ich kann es mir zeitlich einfach nicht einrichten.“ Er verwies an den Auer Jens Hartmann, „der versucht, das Ganze wieder ins Rollen zu bringen“. Hartmann bestätigt das: „Durch Umzüge von Aktiven und private Gründe sind Lücken entstanden, die wir noch nicht wieder auffüllen konnten. Wir versuchen jetzt, wieder Aktivitäten reinzubekommen.“ Interessenten gebe es bereits.

Philipp Fincke ist übrigens nicht der einzige Einzelkämpfer im Moosburger Stadtrat, der sich zu einer Auszeit vom Gremium entschlossen hat: Auch Jörg Kästl (ÖDP) tritt vorerst nicht mehr an. Dem FT hat er seine persönlichen Gründe für diesen Schritt genannt.