Ultrafeinstaub und Nachtflüge: Politiker geraten bei Bürgerverein-Debatte unter Beschuss

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Viele Interessierte fanden den Weg zum Bürgerverein, der zum Podiums-Diskurs ins Lindenkeller-Oberhaus geladen hatte. © Lehmann

Der Bürgerverein lud Politiker zur Debatte über Ultrafeinstaub und Nachtflüge. Die SPD-Position sorgte für Unmut im vollen Saal.

Freising – „Das ist nicht der Weihrauch der Heiligen drei Könige, sondern das sind die Abgase vom Flughafen“, kommentierte der Vorsitzende des Bürgervereins Freising, Wolfgang Herrmann eine zur Versammlung mitgebrachte Streetmap-Aufnahme, auf der ersichtlich wurde, wohin es den Ultrafeinstaub laut dem Verein treibt, wenn sich der Wind dreht. Nach einem Abriss von Zahlen, Daten und Fakten rund um die Ultrafeinstaubbelastung und Nachtflüge, wurden MdL Johannes Becher (Grüne), MdL Benno Zierer (Freie Wähler), wie auch Stadtrat und OB-Kandidat Peter Warlimont (SPD) auf die Bühne des gut gefüllten Oberhauses des Lindenkellers gebeten. Ein Stehplatz allerdings blieb frei, denn Staatsminister Florian Herrmann (CSU) war zwar eingeladen worden, hatte aber abgesagt. „Das ist schade, auch, dass er keinen Stellvertreter geschickt hat“, ärgerte sich der weitere Vorsitzende des Bürgervereins, Stefan Neumann.

Diskutierten auf dem Podium: MdL Johannes Becher (Grüne), Peter Warlimont (SPD) und MdL Benno Zierer (Freie Wähler).
Diskutierten auf dem Podium: MdL Johannes Becher (Grüne), Peter Warlimont (SPD) und MdL Benno Zierer (Freie Wähler). © Lehmann

Als Aufwärmrunde gab es drei Fragen an das Trio: Wie kann die Politik die Gesundheitsrisiken für Flughafen-Beschäftigte und Anwohner reduzieren? Was wird für den Schutz der Kinder der Kindertagesstätte „Airport Hopsers“ getan? Wie ist die Einstellung der Teilnehmer zu einem Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr?

Der eine für strenge Nachtflugregelung, der andere für Nachtfluggebühren

Während Zierer schwefelfreies Kerosin präferierte, gerne Filter in die Kita einbauen würde und sich für eine sehr strenge Nachflugregelung aussprach, sorgte Warlimont für ersten Unmut in den Zuschauerreihen. Er würde dem Flughafen in puncto Nachtflüge „Spielräume“ eingestehen, etwa von 23 bis 5.30 Uhr samt Nachtfluggebühren, denn dies wäre ja immer noch besser, als die bestehende Regelung – und das kam gar nicht gut an. Eine Dame hob ihre Hand und merkte an: „Sowas kapiere ich nicht, wie sie so eine Einstellung haben können.“ Auch Benno Zierer schüttelte den Kopf: „Diese Tür dürften wir keinen Spalt aufmachen, sonst kommen sie mit weiteren Forderungen – und dann Gnade uns Gott“.

Becher: „Wir brauchen eine Regierung, die beweist, dass wir ihnen wichtig sind“

Deutliche Worte fand Johannes Becher: „Der Flughafen hat kein Interesse am Gesundheitsschutz. Und überhaupt, 51 Prozent gehören dem Freistaat Bayern, der muss diese Fürsorge tragen. Aber der Flughafen sagt, es gibt keinen Ultrafeinstaub-Grenzwert – und dann brauch’ ich auch gar nicht zu messen. Das ist der reine Irrsinn.“ Die Lösung: „Wir brauchen eine Regierung, die beweist, dass wir ihnen wichtig sind“, so Becher. Warlimont sorgte weiterhin für Raunen, denn er erklärte, dass nicht die ganze Region vom Fluglärm betroffen sei, sondern nur die Ortschaften rund um die Start- und Einflugschneisen. „Man hört es doch auch in Zolling“, widersprach Manfred Drobny vom Bund Naturschutz.

Zuhörer geht auf Warlimont los

Einem Zuhörer platzte der Kragen. In Richtung Warlimont sagte er: „Das sind Lügenbolde in der FMG und in der Regierung – und die SPD ist mit dabei. Ich glaub’ ihnen für kein Fünferl. Die SPD ist eine leere Hose, ihr habt ja damals auch für die dritte Startbahn gestimmt.“ „Ich hätte gern was von der CSU gewusst“, meldete sich das Urgestein des Abwehrkampfs gegen die Dritte, Christian Magerl. Er meinte damit die Senkung der Luftverkehrssteuer, was für ihn eine „Riesensauerei“ sei, weil damit die Flüge wieder billiger werden. „Auf seiner Homepage sagt Florian Herrmann, dass die Dritte tot sei, aber er hält es nicht für nötig, hier in den Dialog mit uns zu treten“, so Magerl.