Die ehemalige CIA-Spionin Susan Miller geht davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin die Sowjetunion zurückwill. Die Geheimdienstlerin war lange Zeit in Moskau stationiert, auch schon als Putin an die Macht kam. Im Gespräch mit der niederländischen Zeitung "de Volkskrant" berichtet sie von ihren damaligen Eindrücken.
Putin wurde im August 1999 für viele Beobachter überraschend Ministerpräsident Russlands, weniger als ein halbes Jahr später wurde er Präsident. "Wir haben eifrig hin und her telefoniert. 'Wer kennt diesen Mann?' Er war für uns ein völlig Unbekannter", berichtet CIA-Agentin Miller.
CIA war besorgt, als sie Informationen über Putin eingeholt hatte
Als der Geheimdienst Informationen über Putin eingeholt hatte, machte er sich große Sorgen. "Sobald wir verstanden hatten, dass er aus der zweiten KGB-Direktion kam, wussten wir, dass wir es mit dem Schlimmsten aller Schlimmen zu tun hatten", erzählt Miller "de Volkskrant".
Denn die KGB-Abteilung, für die Putin arbeitete, hatte die Aufgabe, die Sowjetunion vor äußeren und inneren Gefahren zu schützen. "Sie verfolgten ihre eigenen Leute. Und sie galten als besonders loyal gegenüber den Sowjetmächten."
Miller glaubt, dass die damals gepredigte Ideologie bis heute tief in Putin verankert ist: "Er will die Sowjetunion zurück und nichts wird ihn aufhalten. Er schert sich nicht um den Verlust von Menschenleben." Putin sei in Wahrheit kein Russe, sondern ein Sowjet.
Für Putins Russland zählen Menschenleben nichts
Offenbar ist diese Sichtweise auch in ehemaligen Sowjetstaaten verbreitet. Miller berichtet von einem Gespräch mit kasachischen Geheimdienstmitarbeitern im vergangenen Jahr. Auf die Frage, was ihre größte Sorge sei, hätte einer geantwortet: "Dass sie uns übernehmen werden."
Miller erzählt "de Volkskrant", sie habe zunächst geglaubt, der Kasache meine China. "Aber er bezog sich auf Putin, weil er weiß, wie er ist." Der Kasache sagte, er sehe in seinem Land Subversion und Einflussnahme, um die Menschen auf die Seite Russlands zu bringen.
Wegen Putins Prägung glaubt die CIA-Agentin auch nicht an ein schnelles Ende des Kriegs in der Ukraine: "Für den Westen ist ein Menschenleben sehr viel wert. Sogar ein Grund, Kriege zu beenden. Nicht für Russland." Putin werde immer weiter vorpreschen, um seinen Einfluss zu vergrößern.
Putin nutzt Sowjet-Geschichte für seine Propaganda
Tatsächlich gibt es Aussagen Putins, die belegen, wie er der Sowjetunion nachtrauert. Den Zerfall der sozialistischen Republik bezeichnete er 2005 als "die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts".
Der russische Präsident sucht sich für seine Propaganda gezielt Elemente aus der sowjetischen Geschichte. So hat Putin im Mai dieses Jahres ein Stalin-Relief in der Moskauer U-Bahn wieder errichtet und dem Flughafen der Stadt Wolgograd den Zusatz Stalingrad verliehen.
Zudem vereinnahmt Putin den Kampf gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg für sich. Er vergleicht den Krieg gegen die Ukraine mit dem Kampf der Roten Armee gegen Nazi-Deutschland. Der Präsident behauptet, die ukrainische Regierung um Wolodymyr Selenskyj sei eine faschistische.