Bei einer Podiumsdiskussion auf dem Halifax International Security Forum wurde am vergangenen Sonntag über den US-Friedensplan für die Ukraine debattiert. Teil der Runde war auch der als mehrfacher Schachweltmeister bekanntgewordene, heutige Autor und Putin-Kritiker Garri Kasparow. Eine Zuschauerin aus dem Publikum wollte von ihm wissen, was er über den "Deal" von Donald Trumps Team halte.
Kasparow: "Ein Immobiliengeschäft, um Trumps Familie zu bereichern"
Der 62-Jährige redete sich regelrecht in Rage: "Das ist das Beste, was Putin sich erhoffen kann. […] Die Verhandlungen werden ewig dauern. Ich brauche immer noch eine gute, klare Antwort darauf. Wissen Sie, ich kann mir das noch immer nicht vorstellen: Wie können wir über diesen „Deal“ diskutieren, der von Trumps Geschäftspartner gemacht wurde? Es handelt sich um ein Immobiliengeschäft, um Trumps Familie zu bereichern und die Ukraine zu verkaufen. Und das ist es. Wie kann man ernsthaft darüber diskutieren, dass die Ukraine ihre Befestigungsanlagen aufgeben muss, die Europa schützen?"
"Die Ukraine ist das einzige Land, das den Zweck der Nato erfüllt"
Auch an der Nato übte Kasparow klare Kritik und stellte infrage, warum die Ukraine noch immer kein Mitglied ist. "Die Nato ist nicht stark. Die Nato existiert nicht. Sie ist eine Fälschung, es sind nur vier Buchstaben: N A T O. Der Grund, warum Sie immer noch hier sitzen und feiern, ist, dass die Ukraine jede Minute stirbt. Es ist ein riesiges Opfer. […] Seit vier Jahren kämpft die Ukraine für ganz Europa", so der Kreml-Kritiker. Und weiter: "Die Nato wurde gegründet, um nur einen Krieg zu führen, nicht um nach Afghanistan zu gehen, nicht um nach Syrien zu gehen – für einen Krieg: um das freie Europa vor der russischen Aggression zu retten. Die Ukraine ist das einzige Land, das diesen Krieg führt. Und wir diskutieren immer noch darüber, ob wir sie aufnehmen sollen oder nicht. Die Ukraine ist das einzige Land, das den Zweck der Nato erfüllt. Wir verdanken ihnen alles."
Der 28 Punkte umfassende Friedensplan aus dem Weißen Haus forderte große Zugeständnisse der Ukraine an Russland. Inzwischen gibt es einen europäischen Gegenentwurf zur amerikanischen Ursprungsfassung, in dem die Ukraine deutlich stärker unterstützt wird. Der Kreml bestätigte inzwischen ein von Trump angekündigtes zeitnahes Treffen seines Sondergesandten Steve Witkoff mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin in Moskau.