Mansour: „Ich bin ängstlich, es gibt Momente, wo ich sage: Ich will das nicht mehr“

Der renommierte Islamismus-Experte Ahmad Mansour ist ein unermüdlicher Kämpfer für Aufklärung und Demokratie. Er lebt mit permanentem Polizeischutz und berichtete kürzlich von der Erschöpfung, die ihn und seine Familie im andauernden Ausnahmezustand begleitet.

Diese tief menschliche Seite stand im Zentrum einer Sonderausgabe des FOCUS-online-„MUT-Talks“, der live im Rahmen des „Mut Maker Awards“ in Karlsruhe aufgezeichnet wurde. Co-Host an der Seite von Host Tijen Onaran war in dieser Special-Folge FOCUS-online-Chefredakteur Florian Festl.

Tijen Onaran konfrontierte Mansour direkt mit seinen eigenen Worten: „Wie groß ist die Gefahr, dass du bald sagst: Ich bin raus, ich kann einfach nicht mehr?“ Nach einem Moment der Stille begann Ahmad Mansour sein schonungsloses Geständnis.

Ahmad Mansour: Angst und Erschöpfung im Kampf für die Demokratie

Ahmad Mansour, der palästinensischer Israeli ist und beide Seiten des Konflikts aus eigener Erfahrung kennt, schilderte, wie präsent die Belastung in seinem Leben ist.

„Genau diese Entscheidung treffe ich tagtäglich“, sagte Mansour und spielte damit auf die permanente Abwägung zwischen Stillschweigen zum Schutz der Familie und dem Gang an die Öffentlichkeit an.

Mansour brach dabei mit seinem Image als furchtloser Kämpfer: „Ich bin überhaupt nicht mutig, auch wenn heute der Abend so betitelt ist. Ich bin ein sehr ängstlicher Mensch, deshalb gibt es auch diese Momente, wo ich sage, ich will das nicht mehr.“

Er erklärte, dass es auch „super einfach sein“ könnte, aufzuhören. Doch trotz der Angst und der Belastung, unter der auch seine Frau leidet, die ihn aber stets unterstützt, hat Mansour eine klare Haltung.

Haltung zeigen und Vorbild sein: Mansours Motivation

Anstatt nur über die negativen Aspekte zu sprechen, lenkte Mansour das Gespräch schnell auf die Quellen seiner Kraft.

Für ihn ist der Schutz des Staates ein starkes Zeichen: „Dass ich in einem Land lebe, das mich schützt, damit ich meine Meinung sage, zeigt, wie stark diese Gesellschaft ist.“

Seine Motivation speist sich auch aus der Unterstützung, die er erfährt: „Dass ich unendlich viele Menschen tagtäglich treffe, die mir sagen: Vielen Dank für Ihre Arbeit, gibt mir ganz viel Motivation.“ Er schöpft auch Kraft aus seinem Team, das „tagtäglich in die dunkelsten Ecken Deutschlands“ geht, um Täter zu erreichen.

Mansour unterstrich, dass Deutschland seine Wahlheimat sei: „Ich habe diese Gesellschaft gewählt. Ich bin nicht hier geboren, aufgewachsen. Ich lebe seit 20 Jahren, das ist meine Wahlheimat. Und ich möchte diese Gesellschaft schützen, ich möchte meine Tochter schützen, ich möchte, dass alle Kinder in dieser Gesellschaft eine bessere Zukunft haben – und das gibt es nicht zum Nulltarif.“

Er appellierte abschließend an alle Bürger, ebenfalls aktiv zu werden: „Da müssen die Leute ihren Mund aufmachen und Haltung zeigen, und ich möchte ein Vorbild dafür sein, dass die Leute endlich aufstehen und diese Demokratie auch schützen.“

Den gesamten Talk mit Ahmad Mansour sehen Sie hier auf FOCUS online und auf Spotify.