Vor rund einem Jahr verabschiedete sich Désirée Pruijsten mit ihrer Familie aus den Niederlanden ins dünn besiedelte Rendalen in Norwegen. Das neue Zuhause: ein Holzhaus auf einer Bergflanke, mitten in der Natur – und weit entfernt vom dicht besiedelten Limburg. Die niederländische Zeitung "De Telegraaf" erzählt von ihren Erfahrungen.
Auswanderer in Norwegen: Ohne Job ins Abenteuer
Arbeit hatten sie damals keine, doch die Auswanderer wollten den Schritt trotzdem wagen. Ihr Mann, eigentlich Lehrer, überbrückt die Zeit mit einem Job im Supermarkt. Aktuell ist die Familie dabei, gemeinsam einen kleinen Campingplatz zu übernehmen. "Ein aufregender neuer Schritt", sagt Pruijsten.
Auch für die beiden Kinder bedeutete der Umzug einen Neustart. Inzwischen besuchen sie den "Barnehage", die norwegische Kita, wo die Eingewöhnung deutlich behutsamer abläuft als in den Niederlanden. Eltern bleiben anfangs den ganzen Tag, ziehen sich dann langsam zurück: "Man verabschiedet sich erst, wenn die Kinder bereit sind".
Norwegisches Chaos statt niederländischer Eintönigkeit
Das Leben im Norden verlangt jedoch Anpassung, vor allem im Winter. Die Temperaturen fallen tief, teils fegen Schneestürme über das Land. Die Familie erinnert sich an eine Nacht bei minus 28 Grad, als das Auto stundenlang auf einer Eisplatte stecken blieb. Heute verlassen sie das Haus nie ohne Schneeschaufel. Ein Ratschlag, den sie früher für übertrieben hielten. Gleichzeitig genießen sie die Jahreszeit: "Die Kinder lieben den Schnee, sie können stundenlang darin spielen."
Zur neuen Normalität gehören auch Begegnungen mit dem lokalen Tierreich. Elche laufen gelegentlich durch den Garten, sogar Wölfe leben in der Region. Bislang halten sie Abstand, so Pruijsten. Trotz aller Begeisterung ist das Leben abgelegen:
Der nächste Supermarkt liegt eine Viertelstunde entfernt, doch nicht immer finden sie dort alles. "Für eine Flasche Wein sind wir mindestens eine Stunde unterwegs", sagt die zweifache Mutter. Trotz aller Umstände fühlt sich der Ort für die Familie inzwischen wie ihr Zuhause an.
Auswandern: Warum Norwegen so viele Menschen anzieht
Trotz Kälte und hohen Lebenshaltungskosten wählen immer mehr Menschen Norwegen als neue Heimat – aus verschiedenen Gründen. Das Land punktet mit Vorteilen, die anderswo selten zusammenkommen.
- Lebensstandard und starkes Sozialnetz: Kostenlose Schulen und Krankenhäuser für alle, ein Sicherheitssystem, das niemanden im Stich lässt – hier gehört Existenzangst weitgehend der Vergangenheit an.
- Natur: Tief eingeschnittene Fjorde, endlose Wälder, Mitternachtssonne oder Polarlichter: Kaum ein anderes Land bietet so viele atemberaubende Kulissen direkt vor der Haustür – perfekt für Wanderer, Skifahrer oder Angler.
- Arbeit: Kurze Wochen, flexible Zeiten, großzügige Elternzeit und ein klares Bekenntnis zur Work-Life-Balance machen Norwegen besonders für junge Familien zum Traumziel.
- Sicherheit und Ruhe: Kaum Kriminalität, stabile Politik und regelmäßige Top-Platzierungen in weltweiten Lebensqualitäts-Rankings – ideal für alle, die entspannt und ohne Sorgen alt werden wollen.