Betrüger gaben vor, Brad Pitt zu sein: Rentnerin verliert mit "Love Scam" fast 100.000 Euro

Patricia aus der Schweiz wurde Opfer eines Liebesbetrugs. Die 61-jährige überwies fast 100.000 Franken an eine Gruppe nigerianischer Krimineller, die sich als Schauspieler Brad Pitt ausgaben, wie der öffentlich‑rechtlichen Schweizer Rundfunkanbieter "Radio Télévision Suisse" (RTS) berichtet.

Monatelange Liebesbotschaften vom falschen Brad Pitt

Sie wurde im Mai 2024 auf Social Media kontaktiert von einer Frau, die sich als Pitts Managerin ausgab. Patricia habe dabei die Möglichkeit erhalten, mit dem Schauspieler zu sprechen. "Wir begannen ganz normal zu kommunizieren, wie zwei Menschen, die sich kennenlernen, sehr sanft", erzählte die Rentnerin gegenüber "RTS".

Über mehrere Monate folgten zahlreiche Nachrichten voller Liebesbekundungen von den Betrügern. Die beiden "Liebhaber" wollten sich treffen, aber der falsche Brad Pitt fragte zunächst nach einer großen Geldsumme, die er per SMS rechtfertigte: "Baby, es sind 50.000 Dollar [etwa 43.300 Euro], die von meinem Management angefordert werden." 

Sie ging darauf ein und leistete weitere Zahlungen, unter anderem für angebliche medizinische Kosten des falschen Brad Pitt. Insgesamt überwies die Rentnerin rund 100.000 Schweizer Franken (etwa 107.800 Euro) an die Love-Scammer.

Love-Scam
Love-Scammer nutzen gefälschte Identitäten, um Vertrauen zu gewinnen und ihre Opfer emotional und finanziell auszunutzen. IMAGO / Zoonar

Erschütternde Erkenntnis über Liebesbetrug

Sie flog nach Los Angeles und Venedig, um den Schauspieler zu treffen. Patricia verbrachte die Zeit allein in Hotels und hoffte auf ihren Geliebten. Ein Treffen kam jedoch nie zustande. Die Betrüger schickten ihr stattdessen Blumen mit einer Notiz: "Ich liebe dich so sehr, Baby. Ich kann es kaum erwarten, den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen. Pitt."

Erst nach ihrer Rückkehr in die Schweiz erkannte Patricia, dass sie betrogen worden war. Sie stieß auf ähnliche Fälle anderer Opfer. "Ich weiß, dass ich fast ein Jahr lang in einer Beziehung gelebt habe, die nicht existierte", erinnerte sich Patricia. 

Frau aus Frankreich fiel derselben Masche zum Opfer

Eine 53-jährige Französin wurde auf die gleiche Weise betrogen. Sie überwies dem falschen Brad Pitt insgesamt 830.000 Euro für angebliche medizinische Kosten und Zollgebühren auf Luxusgeschenke. Über Monate hinweg tauschten sie Nachrichten aus. Sogar eine Heirat schien geplant, doch ein persönlicher Kontakt fand nie statt. 

Erst im Sommer 2024 wurde sie misstrauisch, nachdem sie von der neuen Freundin des echten Brad Pitt erfuhr. Nach einem Fernsehauftritt geriet die Französin online unter heftige Kritik und erlitt daraufhin eine schwere Depression, die eine Krankenhausaufnahme nötig machte.

Es wird angenommen, dass der Liebesbetrug von derselben nigerianischen Tätergruppe durchgeführt wurde. 

So erkennen Sie Love-Scammer

Love-Scammer lassen sich oft an bestimmten Mustern erkennen. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) nennt folgende Hinweise:

  • Kontaktaufnahme: Betrüger melden sich über soziale Netzwerke oder Dating-Portale und verschicken meist kurze englische Einladungen zum Chat. Auch deutsche Absenderadressen kommen vor, was den Betrug zunächst schwer erkennbar macht.
  • Sprache: Viele Scammer sprechen gutes Englisch, manche sogar fehlerfreies Deutsch. Experten schätzen, dass ein Großteil englischsprachiger Profile auf deutschen Dating-Seiten betrügerisch ist.
  • Profilbilder: Die Profile wirken oft perfekt inszeniert. Frauen zeigen häufig auffällige oder freizügige Fotos, Männer nutzen gerne Uniformbilder, um seriös oder vertrauenswürdig zu wirken.
  • Nachrichteninhalt: Scammer überschütten ihre Opfer schnell mit Liebesbekundungen und stellen viele persönliche Fragen zu Familie, Hobbys oder früheren Beziehungen. Schnell wird von Heirat oder einem gemeinsamen Leben gesprochen, um spätere Geldforderungen glaubwürdiger zu machen.
  • Geldforderungen: Scammer nutzen verschiedene Vorwände, um Geld zu bekommen. Eine gängige Methode sind gefälschte Schecks: Das Opfer soll den Betrag einzahlen und angebliche Gebühren oder Restbeträge weiterleiten. Am Ende platzt der Scheck, und das Opfer bleibt auf dem Schaden sitzen.