MAN streicht 2300 Stellen: Das scheinheilige Lamento der Gewerkschaften
Schock in München: Der Lkw-Hersteller verlagert seine Produktion nach Polen. Deutschland zahlt den Preis für seine Politik, die auch den Gewerkschaften gefiel. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
Zu hohe Arbeitskosten, zu teure Energie: Jedes Kind kennt heute den traurigen Refrain, den deutsche Konzernlenker anstimmen, wenn sie ihren Stellen-Kahlschlag erklären. Jetzt also auch MAN. Der Lkw-Hersteller streicht 2300 Jobs, davon 1300 in München, und verlagert große Teile seiner Produktion nach Polen. Es ist der nächste prominente Name auf der langen Liste der Industrie-Ikonen, die in Deutschland die Reißleine ziehen. So wie zuvor VW, Continental, Schäffler, Bosch, Miele, Thyssenkrupp, BASF, ZF Friedrichshafen. In die Hunderttausende gehen inzwischen die Stellenverluste.
Und wieder fällt Gewerkschaften und Betriebsräten nichts Besseres ein als die übliche Managerschelte. „Ein Schlag ins Gesicht der Menschen“ sei die Verlagerungsentscheidung, hieß es gestern in München. Doch was sollen Vorstände tun, wenn ihre Werke auf den Weltmärkten nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren können? Das Lamento verstellt leider den Blick auf die Mitverantwortung von IG Metall & Co für den politisch gewollten Strukturwandel.
Was nützt es dem Klima, wenn die Industrie jetzt im Ausland produziert?
Die von SPD und Grünen dominierten Gewerkschaften waren stets Antreiber bei der Arbeitszeitverkürzung und einer Klimapolitik, der es gar nicht schnell und radikal genug gehen konnte beim Ausstieg aus Kohle und Atom und bei der Formulierung teurer CO2-Ziele, über die man anderswo auf der Welt nur so staunte. Doch was nützt es dem Klima, wenn die Industrie jetzt im Ausland produziert, wo die Gesetze weniger streng sind?
Mit den Folgen dieser Politik muss das Land leben lernen. Strompreissubventionen für große Konzerne sollen die Deindustrialisierung bremsen. Doch wird sich unser Land die dafür nötigen Milliardensummen nicht mehr lange leisten können, weil Rentenzuschüsse, Verteidigung und Schuldzinsen schon in wenigen Jahren alle Etatspielräume aufzehren werden.
Appell an die Regierung Merz: Die Zukunft gewinnt man nicht mit deutschen Denkverboten
Wer Betriebe halten und die für den Aufbau einer KI-Infrastruktur benötigten riesigen Strommengen zur Verfügung stellen will, muss das Energieangebot ausweiten und darf nicht länger davor zurückscheuen, parallel zum Hochlauf von Solar- und Windkraft auch heimische grundlastfähige Energiequellen zu nutzen. Auch in Deutschland gibt es große Erdgasvorkommen. Und warum nicht, so wie fast alle Wettbewerber, voran China, die USA und zuletzt Großbritannien, in die Entwicklung sicherer Mini-Kernkraftwerke investieren? So wie es der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation den Deutschen empfiehlt?
Die Zukunft gewinnt man mit Mut und Entschlossenheit, nicht mit deutschen Denkverboten. Bis zur neuen Bundesregierung hat sich das noch nicht herumgesprochen. Sie macht zu oft dort weiter, wo Merkel und Scholz aufgehört haben.