Viele Menschen klagen über ein zunehmend knapperes Haushaltsbudget. Dabei schlummern im Alltag enorme Sparpotenziale. Laut einer aktuellen Auswertung zahlen Verbraucher in Deutschland jedes Jahr rund 48 Milliarden Euro zu viel für überteuerte oder ungenutzte Verträge.
Eine weitere Untersuchung zeigt: Vor allem Menschen über 50 prüfen ihre Tarife selten und verschenken dadurch bei Strom, Handy und Kfz-Versicherung zusammen bis zu 460 Euro pro Jahr.
1. Streaming‑Abos: Weniger ist oft mehr
Der Markt für Video- und Musikstreaming boomt, doch viele Nutzer abonnieren deutlich mehr, als sie tatsächlich nutzen. Die Streaming-Studie 2025 des Beratungsunternehmens Simon-Kucher zeigt:
- Das Gesamtbudget für Streaming-Dienste stieg innerhalb eines Jahres von 23 Euro auf 30 Euro pro Monat.
- Das Budget pro Einzel-Abo sank leicht auf 20 Euro. Gleichzeitig finden 34 Prozent, bei den unter 39-Jährigen sogar 48 Prozent, dass sie zu viel ausgeben.
- Nutzer besitzen im Durchschnitt 2,8 Abos; 26 Prozent geben zu, eigentlich mehr Dienste zu nutzen als nötig.
Spar-Tipps:
- Prüfen Sie ehrlich: Welche Abos nutzen Sie wirklich regelmäßig?
- Kündigen Sie selten genutzte Dienste oder wechseln Sie zu werbefinanzierten Tarifen. Viele Anbieter bieten günstige Familien- oder Kombi-Modelle.
- Die meisten Abos sind monatlich kündbar oder lassen sich pausieren. Nutzen Sie diese Flexibilität, etwa wenn Sie in den Urlaub fahren oder Ihre Lieblingsserie in einem anderen Service schauen.
- Nutzen Sie kostenlose Streamingangebote, etwa die Mediatheken von ARD und ZDF oder Joyn.
2. Handy‑ und Internetverträge: Viele zahlen unnötig drauf
Gerade im Mobilfunk schließen viele Kunden seit Jahren keinen neuen Tarif ab und zahlen dafür drauf. Finanztip hat ermittelt:
- Ein zehn Jahre alter Vertrag im hochwertigen D-Netz kostet im Schnitt 264 Euro pro Jahr mehr als ein aktueller Tarif.
- Ein fünf Jahre alter Vertrag ist noch 192 Euro teurer.
Moderne Allnet-Flats mit rund 15 GB Datenvolumen gibt es inzwischen für unter zehn Euro pro Monat.
Tipp: Handyverträge spätestens alle zwei Jahre prüfen und dem Anbieter auch mal eine Kündigung in Aussicht stellen. Oft lassen sich dadurch bessere Konditionen verhandeln.
Auch bei DSL/Festnetz lohnt der Vergleich: Ein Tarifwechsel spart im Schnitt rund 240 Euro pro Jahr.
3. Energie‑ und Stromtarife: Wer nie wechselt, zahlt am meisten
Verbraucherschützer melden regelmäßig große Preisunterschiede bei Strom- und Gastarifen. Ihr Rat:
„Wechseln Sie Ihren Anbieter oder Tarif – besonders, wenn Sie in der Grundversorgung sind.“
Ein Wechsel aus der teuren Grundversorgung in einen günstigen Stromtarif bringt im Schnitt deutlich dreistellige Beträge. Laut Bundesnetzagentur sparten Stromkunden 2023 bei einem Wechsel aus der Grundversorgung rund 200 Euro pro Jahr.In Beispielrechnungen kommen Verbraucherschützer bei 3000 Kilowattstunden sogar auf 250 bis 360 Euro Ersparnis.
Selbst wer schon einmal gewechselt hat, kann bei einem erneuten Tarifcheck im Schnitt noch ein paar Dutzend Euro im Jahr herausholen. Die Bundesnetzagentur nennt vertragsübergreifend eine durchschnittliche Ersparnis von gut 60 Euro pro Jahr.
Bonus‑Tarife und Preisgarantien
Bonusangebote lohnen fast immer nur im ersten Jahr. Danach ziehen die Preise deutlich an. Wählen Sie deshalb Tarife mit:
- 12 Monaten Laufzeit
- Preisgarantie
- Option auf jährlichen Wechsel
So bleiben Sie flexibel, wenn die Preise steigen.
Verträge aktiv managen: So geht’s
- Bestandsaufnahme
Alle Verträge sammeln: Strom, Gas, Handy, Internet, Streaming, Versicherungen. Laufzeiten, Kündigungsfristen und Kosten notieren. - Unnötige Verträge kündigen
Abos, die Sie selten nutzen oder die nur Kleinschäden abdecken, lohnen sich kaum. Viele Dienste haben seit 2022 einen Kündigungsbutton. - Jährlich vergleichen und wechseln
Strom, Gas, Handy- und Versicherungsverträge regelmäßig prüfen. Bonus-Tarife meist nur im ersten Jahr attraktiv. - Fixkosten planen
Budget anhand der 50-30-20-Regel festlegen – und bei Bedarf anpassen. - Vorausschauend sparen
Notgroschen, Altersvorsorge und Sparziele über Daueraufträge strukturieren.
4. Versicherungen: Welche Sie brauchen – und welche nicht
Viele Versicherungen sind schlicht überflüssig oder zu teuer. Die Verbraucherzentrale empfiehlt folgende Priorisierung:
Unbedingt notwendig:
- Privathaftpflicht, die wichtigste Police überhaupt.
Je nach Lebenssituation sinnvoll:
- Berufsunfähigkeitsversicherung
- Wohngebäudeversicherung
Optional nach Bedarf:
- Risikolebensversicherung
- Auslandsreisekrankenversicherung
- Hausratversicherung
Meist überflüssig:
- Reisegepäck-, Glas- oder Sterbegeldversicherung
- Private Arbeitslosenversicherung
- Geräteversicherungen für Handy, Laptop oder Brillen (lohnt nur bei sehr teuren Anschaffungen)
Tipp: Machen Sie einen Versicherungs-Check: Welche Risiken sind abgedeckt? Gibt es Doppelversicherungen? Kündigen Sie entbehrliche Policen und holen Sie Angebote verschiedener Anbieter ein. Gerade bei der Kfz-Versicherung liegen zwischen günstigstem und teuerstem Tarif oft mehrere Hundert Euro – bei Fahranfängern sogar bis zu 1000 Euro.
5. Fixkosten im Griff behalten
Wer finanziell handlungsfähig bleiben will, sollte sein Budget kennen. Die 50-30-20-Regel hilft:
- 50 % für Fixkosten
- 30 % für Wünsche & Freizeit
- 20 % fürs Sparen
Typische Fixkosten sind:
- Miete & Nebenkosten
- Strom, Gas, Wasser, Heizung
- Versicherungen
- Mobilität
- Lebensmittel
- Telekommunikation & Streaming
Das Statistische Bundesamt bestätigt: Über ein Drittel der Lebenshaltungskosten entfällt auf Wohnen und Energie. Danach folgen Lebensmittel, Verkehr, Freizeit, Kommunikation, Gesundheit.
Tipp: Ein Haushaltsbuch oder digitale Finanzplaner schaffen Klarheit und helfen beim Sparen.
Dieser erste FOCUS Online Kostencheck zeigt, wo die größten Geldfresser im Vertragsordner lauern. Im nächsten Teil der Serie lesen Sie:
- Welche Verträge wirklich jeder einmal prüfen sollte
- Wie Sie mit wenig Aufwand mehrere Hundert Euro im Jahr sparen
- Welche Arbeitgeber- und Krankenkassen-Benefits oft brachliegen
- Welche Steuertipps Sie noch dieses Jahr nutzen können
- Wie Sie am besten Ihre Versicherungen managen
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