Hepatitis A ist eine hochansteckende Leberentzündung, welche durch das Hepatitis-A-Virus ausgelöst wird. Zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung bemerken Betroffene grippeähnliche Beschwerden, darunter
- Abgeschlagenheit,
- Appetitlosigkeit,
- Übelkeit,
- Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen.
Im weiteren Krankheitsverlauf färbt sich der Urin häufig dunkel, der Kot dafür hell. Haut und Augen färben sich darüber hinaus oft gelblich und jucken.
Größter Hepatitis-A-Ausbruch in Tschechien seit 1989
In diesem Jahr wurden in Tschechien bereits mehr als 2300 Infektionen bestätigt, 28 Menschen sind verstorben. Zum Vergleich: 2024 meldete Tschechien nur knapp über 670 Erkrankte sowie zwei Verstorbene. Es handelt sich aktuell um den größten Ausbruch in Tschechien seit 1989.
Die meisten Fälle gibt es in der Hauptstadt Prag mit über 1000 bestätigten Infektionen. Doch auch Orte an der Deutsch-Tschechischen-Grenze sind betroffen, etwa der beliebte Skiort Boží Dar (deutsch: Gottesgab) – ihn trennen nur wenige Kilometer vom ebenfalls von vielen Urlaubern frequentierten Oberwiesenthal im Sachsen. "Die Hepatitis-A-Viren wurden wohl über die Slowakei eingeschleppt" vermutet Epidemiologe Timo Ulrichs gegenüber FOCUS online.
Hepatitis-A-Zahlen steigen in mehreren europäischen Ländern
Tatsächlich beobachten die Behörden nicht nur in Tschechien einen Anstieg der Infektionszahlen. Österreich, Ungarn und die Slowakei sind ebenfalls betroffen.
"Die Viren können durchaus auch die Grenze überschreiten und in Deutschland Infektionen und Erkrankungen auslösen. Wichtig ist eine gute Bekämpfung vor Ort", warnt Ulrichs. Die wichtigste Maßnahme, um die Viren daran zu hindern, sich weiter auszubreiten, seien verschärfte Hygienemaßnahmen: "Händewaschen ist grundsätzlich eine gute Idee. In der lokalen Situation in Tschechien ist es das Mittel der Wahl zur Eindämmung."
Denn die Viren verbreiten sich primär durch unzureichende Hygiene. "Anders als Grippe- oder Coronaviren werden Hepatitis-A-Viren nicht durch die Luft übertragen, sondern durch Schmierinfektion, fäkal-oral", berichtet Ulrichs. Wichtig sei, zwischen Hepatitis-A- und Hepatitis-B-Viren zu unterscheiden. Letztere werden hauptsächlich auf sexuellem Weg oder über das Blut übertragen.
Ausbruch in Deutschland "eher unwahrscheinlich"
Dass sich das Infektionsgeschehen auch auf Deutschland ausweitet, sei laut Ulrichs zwar "grundsätzlich denkbar, aber eher unwahrscheinlich, weil eingeschleppte Fälle konsequent behandelt werden". Neben einer Behandlung der Symptome, etwa dem Erbrechen, und generellem Abstand zu anderen Personen gelten für Erkrankte die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes:
- Erkrankte oder Personen mit Verdacht auf eine Erkrankung an Hepatitis A dürfen Gemeinschaftseinrichtungen, etwa Schulen oder Kindergärten, vorübergehend nicht besuchen oder dort tätig sein. Wann die Gemeinschaftseinrichtung wieder besucht werden darf, entscheiden entweder die behandelnden Ärzte oder das zuständige Gesundheitsamt.
- Personen, die mit bestimmten Lebensmitteln zu tun haben und an Hepatitis A erkrankt oder dessen verdächtigt sein, dürfen vorübergehend nicht arbeiten. Das zuständige Gesundheitsamt bestimmt, ab wann das wiede möglich ist.
Auch bestehende Hygienestandards würden eine weitere Virusausbreitung in Tschechien und weiteren Gebieten verhindern: "Es werden bereits gute Maßnahmen zur Bekämpfung durchgeführt, etwa Handhygiene und Flächendesinfektion. Verschärfte Hygienemaßnahmen, insbesondere bei der Zubereitung von Speisen, werden ebenfalls angewendet", berichtet Ulrichs. In Prag zum Beispiel wurden öffentliche Desinfektionsmittelspender aufgestellt. Bis die Virenzahl wieder zurückgeht, könne es aber noch etwas dauern.
Wie Sie sich gegen eine Hepatitis-A-Infektion schützen können
In den betroffenen Orten zirkulieren derzeit viele Vieren, "deshalb ist eine Übertragung dort wahrscheinlicher als anderswo", sagt Ulrichs. Für einen Besuch in der Region oder anderen Ländern mit hohem Risiko empfiehlt der Experte daher eine Hepatitis-A-Impfung.
Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht generell, sondern nur für bestimmte Personen empfohlen. Dazu zählen:
- Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Prävalenz, darunter Tschechien
- Menschen mit Lebererkrankungen
- Menschen mit einem Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung (zum Beispiel Männer, die Sex mit Männern haben)
- Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen (zum Beispiel bei Hämophilie)
- Bewohner von psychiatrischen Einrichtungen oder vergleichbaren Fürsorgeeinrichtungen
Auch Menschen, die aufgrund ihres Berufs ein höheres Risiko haben, sich mit Hepatitis A zu infizieren, empfiehlt die STIKO eine Impfung. Dazu zählen unter anderem Menschen, die in Krankenhäusern oder Kindertagesstätten arbeiten, Personal in Küchen oder Kanalisationsarbeiter.
Auf jeden Fall sollte aber die Hygiene im Vordergrund stehen, betont Ulrich: "Grundsätzlich gilt überall, nicht nur in der Grenzregion zu Tschechien: 'Nach dem Klo und vor dem Essen –Händewaschen nicht vergessen!'"