Drei Jahre lang kämpfte Kim Flint tapfer gegen ihre Krebserkrankung. Im Alter von 29 Jahren war bei der Hamburgerin ein Nebennierenrindenkarzinom diagnostiziert worden – eine sehr seltene und aggressive Krebsart.
In den sozialen Medien dokumentierte die Influencerin und Nichte der Schauspielerin Katja Flint ihren Umgang mit der Krankheit, gab Einblick in ihre Therapien, aber auch in ihr privates Glück; erst im Juni 2025 hatte sie geheiratet. Bis zuletzt gab Flint die Hoffnung auf Heilung nicht auf. Am Montagmorgen ist die 33-jährige Hamburgerin gestorben, wie Angehörige auf Instagram mitteilten.
Nebennierenrindenkrebs ist ebenso selten wie bösartig
Ein Nebennierenrindenkarzinom ist eine bösartige Entartung einer der beiden Hormondrüsen, die jeweils auf einer Niere aufsitzen. Jedes Jahr erkranken rund 100 bis 200 Menschen in Deutschland daran. Frauen sind laut dem "Journal Onkologie" etwas häufiger betroffen als Männer.
Die Prognose ist sehr ungünstig, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium. Häufig wird der Tumor jedoch erst spät entdeckt, da er anfangs kaum Beschwerden verursacht.
Diese Erfahrung machte auch Flint. "Ich hatte keine physischen Symptome, also gar keine Schmerzen, was die ganze Krankheit auch so gefährlich macht, weil man ja normalerweise mit Beschwerden zum Arzt läuft und guckt, ob was falsch ist", berichtete sie 2023 im Gespräch mit der Initiative Nationale Dekade gegen Krebs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Welche Symptome Nebennierenrindentumoren hervorrufen
Wie das Universitätsklinikum Würzburg schreibt, das auf die Behandlung dieser Krebserkrankung spezialisiert ist, ist dieser Tumor in 80 Prozent der Fälle hormonaktiv. Er kann also mit einer Hormonüberproduktion einhergehen, wodurch verstärkt Hormone wie Cortisol ausgeschüttet werden. Allerdings leiden nur 60 Prozent der Betroffenen an Hormonstörungen – so auch Flint.
"Ich hatte optische Symptome, das waren kleine Sachen wie schlechte Haut, ein bisschen Haarausfall. Ich hatte vermehrt blaue Flecken am Körper, ein aufgequollenes Gesicht – da dachte ich, ich habe vielleicht etwas zugenommen."
Das Aufquellen des Gesichts – auch bekannt als Cushing-Syndrom – ist ein gängiges Symptom bei Nebennierenkrebs. Weitere Beschwerden sind, wie von Flint beschrieben:
- Fettzunahme, besonders an Bauch und Brust, im Nacken und im Gesicht
- Muskelabbau und daraus resultierende dünne Arme und Beine
- Rötliche Dehnungsstreifen an Bauch, Hüfte, Achseln
- Blutergüsse, schlechte Wundheilung
- Hautveränderungen: Akne, dünne Pergamenthaut
- verstärkte Körperbehaarung, auch leichter Bartwuchs und Brusthaare sind möglich
- Bluthochdruck
- Knochenschwund
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Stimmungsschwankungen
Zusätzlich bei Frauen:
- ausbleibende Periode
Zusätzlich bei Männer:
- Brustentwicklung
- Verkleinerung einer oder beider Hoden
Hormoninaktive Tumoren bleiben ebenfalls meist lange Zeit unerkannt und machen sich erst bei fortgeschrittener Größe bemerkbar. Typische Symptome sind dann:
- Müdigkeit
- Schmerzen und Druckgefühl im Oberbauch
- Übelkeit
- Erbrechen
- Verdauungsstörungen
- Gewichtsverlust
- Nachtschweiß
- und Fieber.
Ursachen sind bislang nicht eindeutig geklärt
Die Ursachen für Nebennierenrindekarzinome sind bislang nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise spielt eine angeborene Störung der Hormonbildung in der Nebennierenrinde, das adrogenitale Syndrom, eine Rolle. Ebenso können Mutationen eines bestimmten Gens, des p53-Onkogens, ausschlaggebend sein.
Die Diagnose des Nebennierenrindekarzinoms erfolgt unter anderem durch bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT). Außerdem wird eine Hormondiagnostik durchgeführt. Dabei werden bestimmte Hormone im Blut und im Urin untersucht. So soll ein möglicher Überschuss an Cortisol, männlichen Hormonen (Androgenen) und Aldosteron, ein Wasserhaushalt und Blutdruck regulierendes Hormon, festgestellt werden.
Behandlung eines Nebennierenrindenkarzinoms
Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Krebsart zu behandeln. In den Stadien I bis III ist eine Operation die wichtigste Therapie, die auf eine Heilung der Krebserkrankung abzielt. Dabei wird der Tumor nach Möglichkeit vollständig entfernt, häufig gemeinsam mit der betroffenen Nebenniere.
Da die Gefahr, dass der Krebs zurückkehrt, hoch ist, kommen noch weitere Behandlungen zum Einsatz. Dazu zählen medikamentöse Therapien, etwa mit dem Standardmedikament Mitotan, Bestrahlung und Chemotherapie.
Prognose und Verlauf von Nebennierenrindenkarzinomen
Wie die Universitätsklinik Zürich erklärt, hängen Verlauf und Prognose bei einem Nebennierenrindenkarzinom vom Tumorstadium ab. Oft wird der Krebs erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, 30 Prozent der Patienten haben zu diesem Zeitpunkt schon Metastasen. Die Prognose verschlechtert sich dementsprechend. Allerdings können Verlauf und Prognose trotz desselben Tumorstadiums individuell stark variieren.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann der Tumor streuen – selbst dann, wenn er operativ entfernt wurde. Häufig bilden sich Metastasen in den benachbarten Lymphknoten, Leber, Lunge und selten auch in den Knochen.
Aufgrunddessen ist eine engmaschige Nachsorge nach der Entfernung des Tumors unerlässlich, um das Wiederauftreten von Tumoren oder Metastasen frühzeitig zu erkennen und behandeln. Bei der Nachsorge erfolgen in den ersten beiden Jahren alle drei Monate und in den darauffolgenden drei Jahren alle sechs Monate laborchemische und bildgebende Kontrollen.
"Gehen Sie immer umgehend zu Ihrem Arzt, wenn Sie ungewöhnliche Symptome bei sich feststellen"
Konkret einem Nebennierenrindenkarzinom vorzubeugen ist schwierig, da die Ursachen nicht genau bekannt sind. "Auch kennen Ärztinnen und Ärzte keine Risikofaktoren, die einen bösartigen Tumor in der Nebennierenrinde begünstigen würden", schreibt die Uniklinik Zürich. Außerdem gebe es keine Früherkennungsprogramme.
"Gehen Sie immer umgehend zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie ungewöhnliche Symptome bei sich feststellen, zum Beispiel ein erhöhtes Körpergewicht, Änderungen der Fettverteilung oder Anzeichen einer Vermännlichung."
Wie Sie Krebs vorbeugen
Trotzdem können Sie Ihr generelles Krebsrisiko bestmöglich senken. Krebs- und Präventions-Forscher haben dafür folgende Maßnahmen zusammengefasst:
- Übergewicht vermeiden
- jeden Tag bewegen
- nicht rauchen
- so wenig Alkohol trinken wie möglich
- krebserregende Stoffe vermeiden
- vor UV-Strahlung schützen
- gegen Krebs impfen (Hepatitis B; HPV)
- Angebote für Krebs-Früherkennung nutzen