US-Präsident Donald Trump sieht sich zunehmendem Druck ausgesetzt, alle Akten zur Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein offenzulegen. In der nächsten Woche - und damit deutlich früher als erwartet - ist dazu eine Abstimmung im Repräsentantenhaus geplant, wie der republikanische Vorsitzende der Parlamentskammer, Mike Johnson, vor Journalisten ankündigte.
Demokraten in der Opposition, aber auch einige von Trumps Republikanern drängen seit Monaten darauf - und die Verbreitung bislang unveröffentlichter E-Mails gibt den Kritikern des Präsidenten neuen Auftrieb.
US-Journalist: Im Weißen Haus macht sich "Panik" breit
CNN berichtet, dass sich Trump im Fall zu den Epstein-Mails mit seinen Beratern zu einem Treffen im sogenannten "Situation Room" traf. Demnach soll der US-Präsident mit Justizministerin Pam Bondi, dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt Todd Blanche, FBI-Direktor Kash Patel und der Republikanerin Lauren Boebert über die Bemühungen des Repräsentantenhauses gesprochen haben, die Freigabe der Epstein-Akten durch das Justizministerium zu erzwingen.
Der US-Journalist Ed Krassenstein wertet das Treffen genauso wie andere Medienvertreter bereits als "Panik", die sich im Weißen Haus breit macht.
Der "Situation Room" ist ein Lagebesprechungsraum im Weißen Haus. Er ist das Zentrum für verschlüsselte Kommunikation des US-Präsidenten. Hier besprechen Präsidenten unter anderem Kriegseinsätze. Trump hielt hier beispielsweise geheime Treffen ab, um die Angriffspläne der USA auf den Iran im Juni dieses Jahres zu koordinieren.
Die Republikanerin Lauren Boebert aus Colorado, ist nur eine von vier Republikanern im Repräsentantenhaus, die die sogennate "Discharge Petition" zu Epstein unterzeichnet haben – ein Verfahrensmanöver, mit dem Gesetze ohne die Zustimmung der Führungsspitze im Repräsentantenhaus behandelt werden können. Laut Medienberichten sollte sie im Weißen Haus davon überzeugt werden, ihren Namen aus der Epstein-Initiative zu streichen, bevor diese nicht mehr geändert werden kann.
Drei E-Mails lassen Fall wieder hochkochen
Die "New York Times" veröffentlichte die Enthüllungs-Mails zuerst. In einer der Nachrichten heißt es geradeheraus: Trump "wusste von den Mädchen". Epstein wurde 2019 angeklagt, einen Ring zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger unterhalten zu haben. Noch vor Prozessbeginn wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden. Der US-Präsident bestreitet bislang jegliches Wissen über den Missbrauchs-Ring.
Die drei Mails wurden am Mittwoch von Demokraten im Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses veröffentlicht. Demnach stammen sie aus Tausenden von Seiten aus Dokumenten, die der Ausschuss erhalten hatte. Zwei der Mails gingen an den Enthüllungsjournalisten Michael Wolff, eine an seine Vertraute Ghislaine Maxwell.
"Natürlich wusste er von den Mädchen": Brisante Epstein-Mails über Trump veröffentlicht
In der Mail an Maxwell schreibt Epstein: "Ich möchte, dass du begreifst, dass der Hund, der nicht gebellt hat, Trump ist. Das Opfer (Name ist geschwärzt, Anm. d. Red.) verbrachte Stunden in meinem Haus mit ihm." Was genau Epstein damit meint, geht es aus der Mail nicht hervor.
In einer der Mails an Michael Wolff heißt es zudem: "Natürlich wusste er (Trump) von den Mädchen, weil er Ghislaine bat damit aufzuhören."
Die Mails werfen brisante Fragen auf: Wusste Trump doch über die Machenschaften von Epstein und Maxwell Bescheid? Und: Sollte Epstein in den Mails die Wahrheit gesagt haben: Musste Trump es gewusst haben?
Der heutige Präsident war in dem Fall im eigenen Lager unter Druck geraten, weil seine Regierung nicht wie versprochen Licht in den Skandal gebracht hat. Ein Fehlverhalten in der Affäre konnte Trump allerdings nie nachgewiesen werden.
Weißes Haus: Demokraten wollen "Trump diffamieren"
Am Nachmittag reagierte das Weiße Haus. "Die Demokraten haben E-Mails selektiv an die liberalen Medien weitergegeben, um eine falsche Darstellung zu schaffen und Präsident Trump zu diffamieren", teilte Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weißen Hauses, mit.
Weiter heißt es in dem Statement: "Das in diesen E-Mails erwähnte 'unbenannte Opfer' ist die verstorbene Virginia Giuffre, die wiederholt erklärte, dass Präsident Trump in keinerlei Fehlverhalten verwickelt war und ihr gegenüber in ihren begrenzten Interaktionen 'nicht freundlicher hätte sein können'. Es bleibt die Tatsache, dass Präsident Trump Jeffrey Epstein vor Jahrzehnten aus seinem Club geworfen hat, weil er sich gegenüber seinen weiblichen Angestellten, darunter auch Giuffre, unangemessen verhalten hatte." Laut Leavitt wird mit den veröffentlichten Mails nur versucht, von den Errungenschaften Trumps abzulenken.
Jetzt meldet sich auch Trump selbst zu Wort
Am Abend deutscher Zeit meldete sich dann auch Trump selber auf gewohnte Weise via Truth Social zu Wort - und greift erwartungsgemäß die Demokraten an: "Die Demokraten versuchen, den Jeffrey-Epstein-Hoax wieder aufzuwärmen, weil sie alles tun würden, um davon abzulenken, wie schlecht sie beim Shutdown und bei so vielen anderen Themen abgeschnitten haben."
Der Rest seines Beitrags ist ein einziger Vorwurf an die Demokraten, die die USA laut Trump 1,5 Billionen Dollar gekostet haben sollen - wie er auf die Zahl kommt, sagt er nicht.
Brisante Enthüllung: Trump soll unmittelbar nach Veröffentlichung Druck auf Republikanerinnen erhöht haben
Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Mails kommt eine weitere brisante Entwicklung ans Licht: Einem Bericht der "New York Times" zufolge erhöhte Trump gemeinsam mit seiner Regierung den Druck auf die republikanischen Kongressmitglieder. Nach Angaben der Zeitung wurde die Abgeordnete Lauren Boebert, eine der Republikanerinnen, die auf mehr Offenlegung im Fall Epstein drängen, zu einem Treffen im Situation Room des Weißen Hauses vorgeladen. Der Zweck des Treffens: Boebert solle ihre Haltung überdenken und ihre Stimme für die Offenlegung umdrehen. Dadurch sollte eine Abstimmung im Repräsentantenhaus verhindert werden. Auch Generalstaatsanwältin Pam Bondi und FBI-Direktor Kash Patel sollen an dem Treffen teilgenommen haben.
Trump hat dem Bericht zufolge auch telefonisch Kontakt zu Nancy Mace aus South Carolina aufgenommen, einer weiteren Republikanerin, die die Petition unterzeichnet hat.
Währenddessen wurde am Mittwochabend mit der Demokratin Adelita Grijalva ein neues Kongressmitglied eingeschworen, die mit ihrer Unterschrift die 218 Unterzeichnungen vervollständigte, die es überhaupt erst für eine Abstimmung braucht.