Brustkrebs entsteht durch komplexe Wechselwirkungen vieler Faktoren und lässt sich weder sicher vorhersagen noch vollständig vermeiden. Doch man kann einige beeinflussbaren Risikofaktoren im eigenen Lebensstil reduzieren. Und es bestehen sehr gute Heilungschancen, wenn Brustkrebs durch Vorsorge früh erkannt wird.
Pia Wülfing, Fachärztin für Gynäkologie und Brustkrebs-Expertin, gibt konkrete Empfehlungen, um das Risiko durch bewusste Entscheidungen zu senken.
Dies sind die wichtigsten Tipps:
1. Gewichtsmanagement
Vor allem nach den Wechseljahren gehört Übergewicht zu den wichtigsten Risikofaktoren für Brustkrebs. Der Grund: Fettgewebe produziert Östrogen – ein Hormon, das das Wachstum des Brustgewebes anregt.
Schon bei einer Gewichtszunahme von fünf BMI-Punkten steigt das Brustkrebsrisiko nach den Wechseljahren um etwa 12 bis 20 Prozent. Bei starkem Übergewicht (BMI ab 30) erhöht sich das Risiko sogar um bis zu 50 bis 70 Prozent.
Tipps:
- Achten Sie auf eine ausgewogene Kalorienbilanz und ernähren Sie sich abwechslungsreich, pflanzenbasiert und nährstoffreich – setzen Sie auf selbst zubereitete Mahlzeiten statt auf hochverarbeitete Lebensmittel.
- Die mediterrane Ernährung eignet sich als gute Orientierung: Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und hochwertige Öle zeichnen diese Ernährungsform aus.
- Setzen Sie außerdem auf Ballaststoffe und Seefisch und reduzieren Sie Ihren Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch. Noch gesünder ist es, wenn Sie pflanzliche Eiweißquellen (Hülsenfrüchte, Tofu, Nüsse, Vollkornprodukte) häufiger einbauen.
2. Körperliche Aktivität
Regelmäßige körperliche Bewegung hilft beim Gewichtsmanagement, und wirkt sich günstig auf hormonelle sowie entzündliche Prozesse aus. Vor allem für Frauen nach den Wechseljahren ist der schützende Effekt von Bewegung in zahlreichen Studien gezeigt worden: Das Risiko für Brustkrebs sinkt dadurch um 20 bis 42 Prozent.
Tipps
- Die Fachgesellschaften empfehlen 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche. Das sind zum Beispiel 30 Minuten Bewegung an mindestens fünf Tage in der Woche.
- Wenn Sie Einsteigerin sind, muss es nicht gleich ein intensives Sportprogramm sein. Starten Sie zum Beispiel mit Spaziergängen und suchen sich dann eine Sportart, die Ihnen Spaß macht und in Ihrem Alltag praktikabel ist.
- Ergänzen Sie diesen Ausdauersport um muskelstärkende Übungen (Kraft) an ein bis zwei Tagen pro Woche.
3. Alkohol
Alkohol ist ein Zellgift. Das Brustkrebsrisiko steigt schon bei relativ kleinen Mengen deutlich an: Bereits ein Glas Wein oder Bier (etwa zehn Gramm reiner Alkohol) pro Tag erhöht das Brustkrebsrisiko um etwa sieben bis zehn Prozent.
Tipps
- Wenn Sie sichergehen wollen, verzichten Sie ganz auf Alkohol und schützen sich damit auch vor weiteren Krebsarten.
- Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie empfiehlt maximal zehn Gramm reinen Alkohol (entspricht ca. 100 ml Wein) pro Tag und mehrere alkoholfreie Tage pro Woche.
4. Tabakkonsum
Was viele nicht wissen: Frauen, die schon als Teenager mit dem Rauchen beginnen, haben ein bis zu 70 Prozent höheres Risiko, später an Brustkrebs zu erkranken. Die krebserregenden Substanzen im Tabak schädigen das Erbmaterial der Zellen und können so die Entstehung von Brustkrebs sowie weiterer Krebsarten fördern.
Tipps:
- Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Im Idealfall ersetzen Sie die Zigarette sogar durch eine gesunde Gewohnheit wie einen Spaziergang - so tragen Sie gleich mehrfach dazu bei, Ihr Brustkrebsrisiko zu senken.
- Je früher Sie aufhören bzw. je weniger Sie rauchen, umso geringer ist Ihr Brustkrebsrisiko.
5. Hormontherapie bewusst abwägen
Eine Hormonersatztherapie (HET) gegen Wechseljahresbeschwerden ist mit einem leicht erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden. Neuere Daten zeigen jedoch, dass dieses Risiko bei modernen, bioidentischen Hormonen geringer ist als früher angenommen.
Tipps:
- Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sollte vor dem Beginn einer Hormontherapie das Brustkrebsrisiko und andere gesundheitliche Vorteile und Risiken betrachten und mit Ihnen abwägen.
- Ein früher, individuell abgestimmter Beginn mit bioidentischen Hormonen kann Beschwerden lindern und gesundheitlich vorteilhaft sein. Wegen des leicht erhöhten Brustkrebsrisikos ist eine zeitlich begrenzte Anwendung empfohlen.
- Bei Durchführung einer Hormonersatztherapie sollten Sie besonders auf eine konsequente Brustkrebsvorsorge achten.
6. Vorsorge
Die Heilungschance bei Brustkrebs beträgt mindestens 85 Prozent, wenn er im Frühstadium entdeckt wird, denn dann ist er meist noch klein und auf die Brust begrenzt. Auch die Therapie kann dadurch oft schonender durchgeführt werden.
Tipps
- Nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen wahr! Dazu gehört unter anderem die jährliche Untersuchung beim Frauenarzt oder bei der Frauenärztin und für Frauen zwischen 50 und 75 das Mammographie-Screening. Wir wissen inzwischen, dass durch das Mammographie-Screening jeder vierte Brustkrebs-Todesfall vermieden werden kann.
- Wer seine Brust regelmäßig gründlich selbst abtastet, tut zusätzlich etwas, um Veränderungen schneller zu erkennen. Sollten Sie bei der Selbstuntersuchung Auffälligkeiten wie zum Beispiel einen Knoten bemerken, keine Panik! Ein getasteter Knoten bedeutet nicht automatisch Krebs. Aber Sie sollten Auffälligkeiten unbedingt ärztlich abklären lassen!
Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten, selbst etwas gegen Brustkrebsrisiken zu tun. Jede bewusste Entscheidung zählt! Gehen Sie achtsam mit Ihrem Körper um, pflegen gesunde Gewohnheiten und achten Sie auf Früherkennung – so können Sie Ihr persönliches Brustkrebsrisiko deutlich senken.
Die Gynäkologin, Brustkrebsspezialistin und PINK!-Gründerin Prof. Dr. Pia Wülfing hat sich der Aufklärung und Begleitung von Brustkrebspatientinnen verschrieben. Am 21. November 2025 ist Professor Wülfing wieder Gastgeberin des PINK! Kongress Digital, einem kostenlosen Online-Kongress für Brustkrebs-Betroffene, Angehörige und Interessierte. Der PINK! Kongress Digital umfasst zahlreiche Expert:innenvorträge aus Bereichen wie Gynäkologie, Onkologie, Psychoonkologie, Ernährungswissenschaften, mentaler Gesundheit und Sportwissenschaften. Anmeldungen unter kongress.pink-brustkrebs.de. Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.