Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einem Wandel: Laut einer aktuellen Stepstone-Umfrage wollen 77 Prozent der Arbeitgeber Bewerber künftig stärker nach ihren tatsächlichen Fähigkeiten statt nach formalen Abschlüssen beurteilen. Der Grund: 87 Prozent der Recruiter geben an, Schwierigkeiten zu haben, passende Fachkräfte zu finden.
Diese Fähigkeiten priorisieren jetzt immer mehr Arbeitnehmer
Das Konzept nennt sich "Skills-based Hiring" – also eine kompetenzorientierte Personalwahl. Dabei zählen praktische Kenntnisse, Problemlösungsfähigkeit oder technisches Know-how mehr als Noten und Zertifikate. Besonders in der IT-Branche setzen bereits viele Unternehmen auf diese Methode, während sie im Bildungs- oder Bauwesen langsamer Einzug hält.
Laut Stepstone-Arbeitsmarktexperte Julius Probst erkennen viele Firmen inzwischen, dass sie durch starre Anforderungen an Abschlüsse zu viele Talente übersehen. Entscheidend sei bei einer Bewerbung heute nicht mehr, "was jemand vor Jahren gelernt hat, sondern was er oder sie heute wirklich kann".
Experte: "Kompetenzorientiertes Recruiting ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit"
Auch Arbeitnehmer sehen Nachholbedarf: 44 Prozent fühlen sich unterfordert oder können ihre Fähigkeiten im Job nicht voll einsetzen, 68 Prozent denken regelmäßig über einen Wechsel nach. Der Fachkräftemangel sei daher nicht nur ein Rekrutierungs-, sondern auch ein Nutzungspotenzial-Problem.
Probst betont: Der Trend zum kompetenzorientierten Recruiting sei keine Mode, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Wer Fachkräfte halten und Innovation sichern wolle, müsse stärker auf Fähigkeiten als auf formale Zeugnisse im Lebenslauf setzen.
Worauf Personaler im Bewerbungsgespräch wirklich achten
Nach dem neuen Trend zum "Skills-based Hiring" zählt im Bewerbungsgespräch vor allem, was Bewerber tun – nicht, was sie im Lebenslauf stehen haben. Doch selbst die besten Fähigkeiten nützen wenig, wenn man sich im Gespräch falsch verhält. Diese Verhaltensweisen sollten im Vorstellungsgespräch deshalb vermieden werden.
- Unpünktlichkeit: Wer zu spät kommt, signalisiert schlechte Organisation und mangelnde Vorbereitung. Besser: Zeitpuffer einplanen und bei Online-Terminen die Technik vorab prüfen.
- Leere Worte: Bewerber sollten authentisch bleiben und konkrete Beispiele nennen – etwa nach der STAR-Methode (Situation, Task, Action, Result), um Aussagen mit Taten zu untermauern.
- Fehlende Energie: Ein überzeugender Auftritt hängt auch von Körpersprache, Stimme und Interesse ab. Wer engagiert auftritt und Fragen stellt, bleibt im Gedächtnis.