Klimarisiken im Fokus: Wenn das Wetter zur finanziellen Gefahr für Hausbesitzer wird

Extreme Wetterereignisse sind längst keine Seltenheit mehr, sondern entwickeln sich zur neuen Normalität. Ob Starkregen in Bayern, Hitzewellen im Rheinland oder Stürme an der Nordsee – Häufigkeit und Intensität nehmen spürbar zu. Das belegen sowohl die Daten des Deutschen Wetterdienstes als auch die Schadensstatistiken der Versicherer. Versicherungsexperte Bastian Kunkel von Versicherungen mit Kopf ordnet die Entwicklung ein und erklärt, welche Lösungen jetzt gefragt sind.

Milliardenverluste durch Naturgefahren

Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verursachten Naturgefahren im Jahr 2024 Schäden von rund 6 Milliarden Euro – doppelt so viel wie im langjährigen Durchschnitt. Besonders betroffen waren Regionen, die unter Überschwemmungen nach Starkregen oder massiven Hagelstürmen litten. Innerhalb weniger Minuten wurden dort ganze Landstriche verwüstet.

Steigende Schäden treiben die Beiträge

Die zunehmenden Extremwetterereignisse schlagen sich direkt in den Versicherungsprämien nieder. Besonders Wohngebäudeversicherungen verteuern sich, weil jede Police auf einer Risikokalkulation basiert – wächst das Risiko, steigt der Beitrag.

Beispielsweise gelten Immobilien in Hochwassergebieten als „Zone 4“ im ZÜRS-System. Wenn neue Starkregengefahrenkarten zeigen, dass auch bisher unauffällige Regionen gefährdeter sind, können die Prämien dort schnell auf das Zwei- bis Dreifache steigen.

Für viele Hausbesitzer wird der Schutz damit zur finanziellen Belastung. Manche Versicherer nehmen in Risikoregionen bereits keine Neukunden mehr auf. Das wirft die Frage auf, ob der private Markt allein die wachsenden Klimarisiken künftig noch stemmen kann.

Streitpunkt Pflichtversicherung

Nach den Hochwasserkatastrophen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 kam die Diskussion über eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden erneut auf.

Derzeit sind nur rund 50 Prozent der Wohngebäude in Deutschland gegen Risiken wie Überschwemmungen oder Erdrutsche abgesichert. Die Standarddeckung vieler Policen umfasst meist nur Feuer-, Leitungswasser- und Sturmrisiken.

Eine verpflichtende Absicherung könnte Solidarität fördern und den Wiederaufbau nach Katastrophen vereinfachen. Gleichzeitig muss die Ausgestaltung fair bleiben, um Eigentümer in Hochrisikogebieten nicht übermäßig zu belasten.

Ein mögliches Vorbild liefert die Schweiz: Dort sorgen einheitliche Prämien und ein solidarischer Risikoausgleich über kantonale Monopolversicherer für Stabilität und Akzeptanz.

Versicherbarkeit am Limit

Die Versicherungswirtschaft steht vor der Herausforderung, ob Klimarisiken langfristig überhaupt noch versicherbar bleiben. Das Grundprinzip der Risiko­verteilung stößt an Grenzen, wenn immer mehr Menschen gleichzeitig betroffen sind.

Vor allem Rückversicherer warnen: Ohne Prävention, besseres Risikomanagement und staatliche Unterstützung droht eine Versicherungslücke. Ganze Regionen könnten dann kaum noch bezahlbar geschützt werden.

Hinzu kommt: Klimamodelle werden komplexer, Prognosen unsicherer. Versicherer müssen ihre Tarife dynamischer gestalten und regelmäßiger anpassen. Gleichzeitig erhöhen regulatorische Anforderungen – etwa durch EU-Taxonomie und Nachhaltigkeitsberichte – den Druck auf die Branche.

Prävention ist der Schlüssel

Neben angepassten Versicherungsmodellen bleibt Prävention die wirksamste Maßnahme. Jede vermiedene Katastrophe ist besser als jeder ausgezahlte Schaden.

Bauliche Maßnahmen wie Rückstauklappen, wasserdichte Kellerfenster oder höhergelegte Stromanschlüsse können Schäden deutlich reduzieren. Auch Städte und Gemeinden müssen handeln – etwa durch bessere Hochwasserschutzkonzepte oder die Entsiegelung von Flächen, um Regenwasser aufzunehmen.

Reformpläne für mehr Schutz und Verantwortung

Die Politik arbeitet derzeit an einer Versicherungsreform, die Prävention fördern und die Versicherungsdichte erhöhen soll. Diskutiert wird ein dreistufiges Konzept:

  1. Beratungspflicht: Versicherer sollen aktiv über Elementarschutz informieren.
  2. Automatische Einbeziehung: Neue Verträge könnten Elementarschutz standardmäßig enthalten – mit der Möglichkeit, ihn abzuwählen.
  3. Staatlicher Rückversicherungsfonds: Er würde in Extremfällen einspringen und die private Versicherbarkeit sichern.

Wann und wie diese Reform umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Ohne strukturelle Veränderungen droht der Versicherungsschutz gegen Klimarisiken langfristig zu bröckeln.

Fazit: Ein Umdenken ist unvermeidlich

Der Klimawandel betrifft Politik, Wirtschaft und private Haushalte gleichermaßen. Naturgefahren sind längst kein Randthema mehr. Wer sich nicht rechtzeitig absichert, riskiert im Ernstfall seine finanzielle Existenz.

Bastian Kunkel fasst zusammen: „Die Versicherbarkeit von Klimarisiken ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Nur durch Prävention, Aufklärung und ein faires Versicherungssystem können wir die wachsenden Schäden langfristig beherrschbar halten.“

Bastian Kunkel, Gründer von „Versicherungen mit Kopf“, ist ein führender Experte in der Versicherungsbranche mit über 850.000 Followern auf Social Media. Seine VMK Versicherungsmakler GmbH zählt zu den besten Maklern Deutschlands. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.