Solarthermie: Riesige Anlage heizt Leipzig schon bald mit kochend heißem Wasser

Die Leipziger Fernwärme soll nächstes Jahr ein kleines bisschen grüner werden. Die Stadtwerke haben seit vergangenem Jahr im Stadtteil Lausen eine riesige Solarthermieanlage errichtet - den Angaben zufolge die mit Abstand größte in Deutschland. Ab Mai 2026 soll sie Fernwärme liefern. Die Leipziger liegen damit im Trend: Laut Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) wächst bundesweit bei Stadtwerken das Interesse an großen Solarthermieanlagen. 

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Wärmewende zwingt zum Umstieg

Hintergrund ist die Wärmewende. Bislang wird die Fernwärme bundesweit ganz überwiegend aus Gas erzeugt. Das soll sich ändern, fossile Brennstoffe sollen immer mehr durch erneuerbare Energien ersetzt werden. In Leipzig sollen die Menschen im Jahr 2038 „klimaneutral“ mit Fernwärme versorgt werden.

In Lausen fehlt auf der ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche nicht mehr viel, damit nicht mehr wie bisher nur Gas und Kohle, sondern auch die Sonne dafür sorgt, dass die Leipziger warmes Wasser und warme Wohnungen haben. Das Vorhaben liege im Zeitplan, sagte Projektleiter Erik Jelinek. 40 Millionen Euro kostet der Anlagenbau.

13.200 Kollektoren mit 65.208 Quadratmetern Bruttokollektorfläche sind von der Firma Ritter Solar errichtet worden. Die Kollektoren sind lange schwarz-blaue, doppelwandige Glasröhren, die in Parabolspiegel eingebettet sind. In ihrem Inneren verlaufen mit Wasser gefüllte Leitungen, die an einen Tauchsieder erinnern. Scheint die Sonne auf die Kollektoren, wird das Wasser darin kochend heiß. Wärme entsteht. 

Die Projektleiter der Stadtwerke Leipzig Erik Jelinek (l) und Guido Wimmer von Ritter XL Solar kontrollieren ein Kollektorfeld in der neuen Solarthermieanlage am Rande von Leipzig
Die Projektleiter der Stadtwerke Leipzig Erik Jelinek (l) und Guido Wimmer von Ritter XL Solar kontrollieren ein Kollektorfeld in der neuen Solarthermieanlage am Rande von Leipzig Jan Woitas/dpa

Ein kleines Puzzlestück der Energiewende

Das Gebäude für die nötige Betriebstechnik wie Wärmetauscher und Pufferspeicher steht ebenfalls schon. Ab November sollen von dort aus dicke Rohre verlegt werden, um die Solarthermieanlage an die bereits vorhandenen, in wenigen Metern Entfernung verlaufenden Fernwärmeleitungen anzuschließen. „Wir gehen davon aus, dass die Anlage Ende des Jahres mechanisch fertig sein wird“, sagte Jelinek. Dann stehe noch die Inbetriebsetzung samt Probebetrieb an, bevor es dann im Mai richtig losgeht.

Zwei Prozent des jährlichen Leipziger Fernwärmebedarfs soll die Anlage liefern. Das klingt wenig, zumal Solarthermie im Winter mangels Sonne weniger gut funktioniert wie im Sommer - 80 Prozent des Gesamtertrags fallen in den hellen Monaten an. 

„Wir haben auch im Sommer Bedarf“

„Die Anlage ist schon dafür da, dass sie hauptsächlich im Sommer ihren Job tut“, sagte Jelinek. „Aber wir haben auch im Sommer Bedarf an Fernwärme. Rund 20 Prozent der täglichen Versorgung kann die Anlage dann liefern, über die Mittagszeit entspricht das nahezu dem gesamten Wärmebedarf.“

Der Verband VKU geht in einem Gutachten zu „Perspektiven der Fernwärme“ davon aus, dass solarthermische Großanlagen bei geeigneten Gegebenheiten vor Ort eine gute Ergänzung im Wärmemix sein können. Bis 2045 könnten deutschlandweit etwa zwei Prozent der Fernwärme mit Solarthermie erzeugt werden. 

„Geeignete Gegebenheiten“ meint vor allem Platz - denn für die Kollektoren sind große Flächen nötig. Auf dem Land und in kleineren Städten sollte das laut VKU weniger ein Problem sein als in dicht besiedelten Großstädten.

Bald kommt auch Wärme aus dem Chemiepark

Auch wenn die Leipziger froh sind, bald ihre Vorzeigeanlage in Betrieb nehmen zu können, wird die Solarthermie auch in der Messestadt nur ein kleines Puzzleteil bei der Fernwärme der Zukunft bleiben. „Bei der Größe unseres Fernwärmenetzes wäre es nicht zweckmäßig, alles über Solarthermie zu machen; diese ergänzt sich aber sehr gut mit anderen Technologien“, sagte Jelinek. 

500 Kilometer Fernwärmerohre ziehen sich durch Leipzig, ein Drittel der Wärmeversorgung in Sachsens größter Stadt läuft darüber. Perspektivisch soll der Anteil auf 50 bis 60 Prozent steigen.

Einen viel größeren Schub für die Klimaneutralität soll in Leipzig die Abwärme aus dem Chemiepark Leuna bringen. Ab 2028 soll eine neue 19 Kilometer lange Leitung die bisher ungenutzte Industrieabwärme nach Leipzig bringen. Allein damit würden dann auf einen Schlag knappe 40 Prozent der Leipziger Fernwärme klimaneutral.