Ursprünglich wollten Kate und Matt in Melbourne ein Zuhause finden, doch die steigenden Immobilienpreise machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. So wagten sie 2019 den Schritt aufs Land und erwarben ein 1,5 Hektar großes Grundstück in Cygnet in Australien. Mit einem Kaufpreis von 330.000 Dollar war es deutlich erschwinglicher als die Optionen in der Stadt.
Earthship-Häuser aus recycelten Materialien
Ihr Ziel war ambitioniert: Sie wollten zwei Earthship-Häuser zu je 600.000 Dollar bauen – eines für sich und ihre zwei Kinder, das andere für Matts Vater. Earthships, eine Idee des US-Architekten Michael Reynolds aus den 1970er Jahren, sind autarke Gebäude, die aus recycelten Materialien bestehen, Solarenergie nutzen, Regenwasser sammeln und Abwasser eigenständig klären.
Stampflehm, Glasflaschen, Erdwärme
Bei den Häusern wollten Kate und Matt die Prinzipien der Earthship-Bewegung mit zeitgenössischem Design verbinden. Statt der typischen geschwungenen „Hobbit-Haus“-Ästhetik setzten sie auf klare Linien und moderne Elemente. Die Wände bestehen aus Stampflehm, der als Wärmespeicher dient sowie recycelten Glasflaschen. Das Gewächshaus verwenden Kate und Matt gleichzeitig als Wintergarten und Obst- und Gemüsegarten, gespeist mit recyceltem Grauwasser.
Dazu besitzt das besondere Eigenheim „Erdrohre“ – ein System aus PVC-Rohren im Fundament, das die Erdwärme nutzt, um die Raumtemperatur konstant zu halten. So wird kein zusätzliches Heiz- oder Kühlsystem benötigt. Solaranlagen und Wassertanks runden das autarke Konzept ab.
880.000 Dollar Kosten
Der Bau gestaltete sich schwieriger als gedacht. Krankheiten, wochenlanger Regen und knappe Finanzen verzögerten das Projekt. Die Kosten stiegen auf 880.000 Dollar (810.000 Euro), und der Bau des ersten Hauses dauerte fast drei Jahre bis zur Fertigstellung im Juli 2025. Das zweite Haus für Matts Vater soll im März 2026 fertig werden.
„Die Qualität ist deutlich besser“
Für Kate und Matt war der Weg trotz aller Hindernisse der richtige. „Die Kosten sind in etwa gleich hoch wie bei einem typischen Eigenheim“, sagt Matt im Interview mit „ABC News“. „Aber die Qualität ist deutlich besser, was die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit angeht. Und die Lebenshaltungskosten sind deutlich niedriger.“
Hier steht Deutschlands erstes Earthship
Auch in Deutschland steht ein Earthship – und zwar im schwäbischen Kreßberg. Deutschlands erstes autarkes Gemeinschaftshaus wurde 2016 aus Autoreifen und Flaschen erbaut – von 60 Freiwilligen aus 17 Nationen. Auf 170 Quadratmetern bietet es Platz für 25 Menschen, mit Küche, Sanitärbereich und Gewächshaus für Obst und Gemüse.
Weitere Earthships existieren derzeit in Deutschland nicht, da strenge Bauregulierungen (etwa der Anerkennung von Reifen als Baustoff, Wassernutzung und Schimmelprävention) den Bau erschweren.